Wenn's kommt, dann dicke

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Der Kopf dröhnte ihr mittlerweile und die Buchstaben verschwammen ihr langsam vor den Augen.
Sie hatte das Gefühl, dass diese PADDs ihr eines Tages sämtliche Nervenstränge aus dem Hirn ziehen würden.
Kathryn wusste, dass es langsam Zeit war eine Pause einzulegen, aber sie wollte fertig werden.
Mit einem Kaffeebecher in der einen und einem PADD in der anderen Hand lief sie in ihrem Büro auf und ab.
Seit Wochen saß sie nun schon über den Informationen der 'neuen' Voyager.
Sie hatte unter anderem herausgefunden, dass Hays vergaß ihr mitzuteilen, dass es den Ingenieur-Teams gelungen war, ihr Schiff um zwei Decks zu erweitern.

'Klar, warum nicht auch noch etwas länger?',

dachte sie sich, als sie diese Informationen entdeckte.
Oder hatte er es gar nicht vergessen und fand es einfach nur amüsant sie selber herausfinden zu lassen, dass sie nun ein etwas größeres Schiff hatte?

„Grundgütiger! Dies ist ein Schiff der Intrepid- und keine zu klein geratene Galaxy-Klasse.
Und dennoch haben sie es geschafft, zwei weitere Decks unterzubringen.“,

schimpfte sie leise vor sich hin.

„Natürlich hat sich keinen von denen den Kopf darüber zerbrochen, wo die zusätzliche Energie dafür herkommt!“

Müde stellte sie Tasse und PADD ab, setzte sich an den Schreibtisch, stützte ihre Ellenbogen ab und legte ihr Gesicht in beide Hände.

„Natürlich nicht. Warum denn auch? Das dürfen dann wir herausfinden.“

Wir!
Entsetzt stellte sie fest, dass sie immernoch keine vollständige Crew hatte.
Es war gar nicht so einfach einen geeigneten ersten Offizier für Tuvok zu finden.
Tom hatte ihr schon durch die Blume zu verstehen gegeben, dass ihm das Steuer nach wie vor wesentlich lieber wäre, weil er mit seiner Art doch sowieso bei Tuvok immer nur anecken würde.
So blieben ihr noch Harry und Ayala.
Würde sie richtig handeln, wenn sie Harry an Tuvoks Seite stellte?
Nach wie vor hatte sie das Bedürfnis ihn, aus irgendeinem irrsinnigem Grund, besonderen Schutz zukommen zu lassen.
Irgendetwas sagte ihr, dass sie mit Ayala doch besser fahren würde.
Er war schon auf der Val Jean Chakotays rechte Hand und mit den Aufgaben eines ersten Offiziers im wesentlichen vertraut, hatte ebenfalls die nötige Sternenflottenausbildung und war im allgemeinen nicht zu schüchtern, Tuvok auch mal die Stirn zu bieten.
Harry war zwar sehr kollegial und auch aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung ideal geeignet der erste Offizier eines Captains zu werden, trotzdem war er nicht taff genug eben genau diesem auch zu widersprechen, wenn es von Nöten wäre.
Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie oft Chakotay ihr Widerworte bot, wenn es schon allein um ihren Gesundheitsstatus ging.
Immer und immer wieder stand er vor ihrem Schreibtisch um sie zum Essen abzuholen, bis sie endlich klein bei gab.

'Hätte Harry das gekonnt? Wäre er genauso standhaft geblieben oder hätte er spätestens nach dem zweiten Nein aufgegeben?',

überlegte Kathryn.
Sie zweifelte nicht ohne Grund daran.
Denn noch heute, sah sie wie Harry innerlich zusammenzuckte, wenn sie einen strengeren Ton anschlug.
Sie wollte ihn aber auch nicht vor den Kopf stoßen.

„Nein! Harry übernimmt den Posten als Sicherheitschef.“,

sagte sie leise zu sich selbst, während sie die Memo an Ayala fertig machte, um ihn für den morgigen Tag in ihr Büro zu zitieren.

Beim Blick auf den Chronometer, wurde sie fast weiß.
Chakotay wartete nun mittlerweile seit gut zwei Stunden mit dem Essen auf sie.

„Decan!“,

rief sie, kurz bevor ein hochgewachsener hellhäutiger Vulkanier in ihr Büro trat.

„Oh, da sind sie ja schon. Bitte teilen sie Admiral Chakotay mit, dass ich mich verspäte, aber durchaus noch zum Essen erscheinen werde.“

Eine Klasse für sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt