𝙙𝙧𝙚𝙞 |𝙞𝙢 𝙨𝙘𝙝𝙖𝙩𝙩𝙚𝙣

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NOAH

"Wir sind da!", schrie Mom von unten, worauf ich genervt meinen Laptop zuklappte. Ich wusste, dass sie mich nicht gerne vor dem Teil sah, weshalb ich mir nicht unnötig Ärger einhandeln wollte.

Wie erwartet, klopfte es ein paar Minuten später an meiner Zimmertür.

Immerhin hatte sie noch den Anstand zu klopfen.

"Komm rein."

"Wie geht's dir, Schatz?", steckte Mom ihren Kopf rein.

Lustlos hielt ich meinen Daumen nach oben. "Gut, wieso?"

"Nur so. Dein Dad und ich haben gerade unsere neuen Nachbarn kennengelernt. Beziehungsweise deren Tochter. Sie sieht sehr nett aus, vielleicht willst du dich ja mal mit ihr treffen und ein bisschen aus deiner Komfortzone rauskommen." Jetzt ging das schon wieder los. Ich musste mir ein Augenrollen unterdrücken.

"Meinst du Jill?"

Erstaunt hob Mom ihre gefärbten Augenbrauen. "Hast du sie schon getroffen? Das ist ja toll! Die Kleine ist uns fast umgerannt."

Gequält lächelte ich. Jetzt würde wieder das Gespräch losgehen, ob ich sie nicht mal zu uns einladen wollte und ob sie mir denn gefallen würde.

Um dem aus dem Weg zu gehen, stand ich schnell auf und zog Mom mit mir. "Lass uns nach unten zu Dad gehen."

Ich wusste, dass Mom wusste, dass ich nur von mir ablenken wollte, doch zum Glück beließ sie es dabei.

"Noah, du kommst um das Gespräch nicht drumrum." Wissend grinste sie.

Gott, war das unangenehm.

Mom verließ das Zimmer und ich folgte ihr auf den Flur.

"Ich hab gesehen, dass du den Rasierer benutzt hast, den wir dir geschenkt haben. War er gut?"

Ich nickte nur und fasste an meine Wange, um nicht zu zeigen, dass ich mich geschnitten hatte.

Irgendwie war es mir peinlich, dass ich es immer noch nicht ordentlich hinbekam, mich zu rasieren.

"Da hat sich das Geld ja gelohnt."

Unten angekommen ging ich in die Küche, in der ich Dad am Kühlschrank traf. "Na, du Großer. Hast du Hunger?", begrüßte er mich.

"Ne, noch nicht. Aber vielleicht in 'ner Stunde oder so." Ich hoffe, er bemerkte nicht, dass ich erst vor einer Stunde Frühstück gegessen hatte, obwohl es schon 13 Uhr war.

Ich hatte bis 11:30 Uhr geschlafen, war aber erst 12 Uhr essen gegangen und da waren Mom und Dad schon außer Haus gewesen. Alva hatte mal wieder nicht Zuhause geschlafen, wie sie es in letzter Zeit öfter tat.

Wäre er hier, wäre ich nicht so alleine gewesen.

"Okay, ich mach uns dann die Tomatensoße von gestern warm und koche noch ein paar Nudeln. Deine Mama geht nämlich gleich Schwimmen." Ich nickte nur, wie ich es eigentlich immer tat, wenn ich nicht wusste, was ich antworten sollte.

"Wo wart ihr eigentlich?"

Dad seufzte auf. "Wir haben nach einem neuen Couchtisch gesucht. Der Sprung in der Platte wird immer größer und zerbricht vielleicht bald." Wieder nickte ich nur.

"Hat Mom keinen Zettel geschrieben?", schob er noch verwundert nach.

"Doch doch. Aber stand nicht drauf, wo ihr seid. Nur, wann ihr zurückkommt."

Mom schrieb immer Zettel und hängte diese an die Magnetwand neben der Eingangstür, direkt gegenüber der Treppe. Dadurch verpasste man nur selten Termine, da man jedes Mal einen Blick drauf warf und nichts vergaß.

Seit Montag hing zum Beispiel ein Zettel mit der Aufschrift Noah, Donnerstag 15. August HNO Arzt 16 Uhr da. So wurde ich jedes Mal, wenn ich die Treppe herunterlief daran erinnert morgen direkt vom See in die Bahn Richtung Arztpraxis einzusteigen.

"Ruf mich, wenn die Nudeln fertig sind." Ich lief weiter ins Wohnzimmer, welches durch eine kleine Wand von der Küche abgetrennt wurde, sodass man von zwei Seiten den großen Raum betreten konnte.

Unser Wohnzimmer hatte riesige Fenster, hinter welchen sich die Dachterrasse befand. Es war sehr schlicht eingerichtet, hatte aber viele persönliche Dinge herumstehen. Überall hingen Bilder und standen Urlaubsmitbringsel.

Meine Eltern liebten es zu reisen, wodurch ich schon auf jedem Kontinent (außer natürlich der Antarktis) gewesen war. Aus jedem Land brachten wir Magnete mit, die wir an einer Magnetwand neben dem Fernseher sammelten.

Wie man nur schwer bemerken konnte, liebte meine Mom Magnetwände.

Die besagte Person saß gerade mit ihrem Laptop auf der Couch. Sie hatte ihre Lesebrille auf, was hieß, dass sie etwas Wichtiges tat.

"Bis später Mom. Viel Spaß beim Schwimmen und sag Jonah viele Grüße von mir.", lächelte ich sie an, ehe ich wieder Richtung Flur ging.

Sie nickte nur. "Richte ich aus!"

Jonah war einer von meinen Freunden aus Levins Freundesgruppe.

Er war echt cool drauf und riss oft Witze, wodurch ich ihn sehr sympathisch fand. Außerdem urteilte er über niemanden und lebte einfach sein Leben.

Seit Anfang der Sommerferien bewachte er Schwimmkurse in unserer Schwimmhalle, weil er dachte, dort heiße Mädchen in Bikinis zu Gesicht zu bekommen. Leider hatte er sich da geirrt, denn das einzige was er sah, waren Mütter wie meine.

Levin zog ihn deswegen oft auf, was mehr als nur lustig war.

Gefühlt alle meiner Freunde (die man an einer Hand abzählen konnte) hatten sich diesen Sommer einen Ferienjob gesucht, nur ich nicht. Levin hatte mir zwar angeboten, mit ihm in der Eisdiele am Markt zu arbeiten, doch darauf hatte ich eher weniger Lust gehabt.

Da verpasst du ordentlich Kohle und geile Mädchen, hatte er damals gelacht, als ich dankend abgelehnt hatte.

Heute beschwerte er sich über die vielen unfreundlichen Menschen, während ich zufrieden in meinem Zimmer saß und meine Eltern mir Geld gaben, wenn ich was brauchte.

Leider hatte es Alva aber ganz schön mit dem Geld von unseren Eltern verkackt, da sie immer viel zu viel verlangt hatte und es trotzdem nie genug gewesen war, weshalb ich mal wieder darunter leiden musste.

Es war nicht immer cool der jüngere zu sein. Schon gar nicht, wenn man so eine rebellische Schwester wie Alva hatte.

Mom wusste schon immer damit umzugehen und war ganz gelassen, da sie meinte, dass Alva ihre jungen Jahre ausleben sollte. Dad aber sah das alles ganz anders und meinte, dass sie sich endlich mal ihres Alters entsprechend benehmen und aufs College gehen sollte.

Alva war 21 Jahre alt. Sie war ein Jahr in Asien unterwegs gewesen und vor vier Monaten wieder zurück nach Hause gekommen. Seitdem hagelte es mächtig zwischen ihr und Dad und wenn sie dieses Semester nicht zu studieren anfangen würde, dann artete es wahrscheinlich aus.

In meinem Zimmer warf ich mich wieder auf mein Bett und öffnete meinen Laptop um weiter auf Instagram herum zu scrollen. Irgendwie fand ich es so angenehmer, als auf meinem Handy.

Auch wenn ich nicht so viele Freunde hatte und eher mit wenigen Menschen redete, hatte ich relativ viele Follower auf dieser Plattform, wodurch man mal wieder merken konnte, wie sehr man sich im Internet verstellen konnte.

Ich vertrieb mir die Zeit indem ich mir ein paar Stories von Schulkameraden und Leuten meines ehemaligen Fußballvereins ansah. Immer wenn ich ein Mädchen mit langen blonden Haaren sah, musste ich an Jill denken.

Sollte ich für sie wirklich aus meiner Komfortzone rauskommen?

ein paar eindrücke in das leben von noah.

was sagt ihr so zu alva? (also was ihr so gehört habt)

schon mehr als 100 sterne woahh
danke!

schönes wochenende, bald geht's hier ab hehe

Nɪᴄʜᴛ ɴɪᴄʜᴛsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt