𝙯𝙚𝙝𝙣 | 𝙢𝙞𝙨𝙨𝙚𝙨 𝙢𝙤𝙧𝙧𝙞𝙨

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JILL

Pünktlich 7:15 Uhr klingelte es an unserer Tür.

Yara war extra durch die ganze Stadt gefahren, um mich an meinem ersten Schultag abzuholen.

Sie meinte, dass sie mir diesen Tag mit allen möglichen Mitteln erleichtern wollte. Ich war wirklich dankbar, da sie wusste wie ich mich fühlte.

Seit gestern Abend hatte ich dieses ununterbrochene unangenehme Flattern in meinem Bauch, was eindeutig Nervosität war.

Ich war froh, dass ich Yara hatte, aber ich wusste auch, dass ich mich nicht die ganze Zeit an sie klammern konnte, da wir nicht alle Kurse zusammen hatten.

Nachdem ich mich noch einmal im Spiegel angeguckt und meine Schuhe angezogen hatte, rief ich meinen Eltern zu, dass ich losmachen würde und verließ die Wohnung.

"Ganz viel Glück, Schatz. Du schaffst das!", hörte ich Mom noch rufen, ehe ich die Wohnungstür zuzog.

Ich fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten, wo ich durch die Glastür schon Yaras Auto sah. Heute würde ich mal mit dem Auto zur Schule fahren, doch spätestens ab nächster Woche war die U-Bahn mein bester Freund.

Aufgeregt lächelnd lief ich zu ihrem Auto und ließ mich hineinfallen.

"Na? Schon aufgeregt?"

Wieso war mir klar gewesen, dass ich so begrüßt werden würde?

"Bisschen.", antwortete ich, während ich mich anschnallte und Yara langsam anfuhr.

Wie, als hätte es nicht anders kommen soll, fuhr genau in diesem Moment Noah vor uns aus dem Haus und radelte ohne uns zu bemerken in die andere Richtung.

"Ohhh, da war wieder dein heißer Loverboy." Yara wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und steckte ihr Handy an das Auxkabel, ehe sie endgültig losfuhr.

Wir vibten die ganze Fahrt zu Travis Scott und Yara versuchte mich zu beruhigen, indem sie mich über ihre Freundesgruppe aufklärte.

Diese bestand aus vier weiteren Mädchen und zwei weiteren Jungs.

Die sieben Jugendlichen chillten zwar nicht immer zusammen, meistens war Yara nur mit zwei ihrer Freundinnen unterwegs, aber trotzdem wurden sie von allen als eine Gang bezeichnet.

Die beiden Mädchen, mit denen sie sich am besten verstand, hießen Mila und Rosy.

Yara versicherte mir, dass auf jeden Fall Rosy mich herzlich aufnehmen würde, was mich ungemein beruhigte.

Nach ungefähr einer halben Stunde fuhren wir auf einen Parkplatz in der Nähe der Schule.

Ich richtete meine Haare nochmal in meiner Handykamera und stieg - nachdem Yara mir versichert hatte, dass ich gut aussah - aus dem gekühlten Auto.

Sofort schlug mir die schwüle Luft ins Gesicht. Obwohl es noch nicht mal acht Uhr war, hatte ich das Gefühl schon zu zerfließen.

Mit Erleichterung stellte ich fest, dass die Wilson-Li eine Klimaanlage besaß und uns so kalte Luft entgegenströmte, als wir das beige Gebäude betraten.

Die Gänge waren voller Schüler, die sich mit Freude in die Arme schlossen.

Etwas zog sich in mir zusammen. Ein wenig enttäuscht war ich schon, dass ich meine vertraute Gruppe und mein altes Leben hinter mir lassen musste.

Eigentlich würde ich meinen Mädels nämlich auch so in den Arm fallen, wie zwei Mädchen neben uns, als wir auf dem Weg zur Schulleitung waren.

Aber nein, wir waren umgezogen und die einzige Person, die ich gerade kannte war Yara. Vielleicht war das auch gut so.

Wir bahnten uns einen Weg durch die Massen und kamen nach ein paar Minuten bei unserem Ziel an.
Zögerlich klopfte ich an die schwere Holztür auf der groß Sekretariat stand, worauf sich nach ein paar Sekunden öffnete.

Vor mir stand eine Frau, welche gerade einen Zettel in ihre braune Umhängetasche stopfte und dabei fast in mich hineinlief.

"Achtung!", warnte ich sie, damit ich nicht komplett über den Haufen gerannt wurde. Ihr Kopf flog daraufhin nach oben, wodurch ihre Brille leicht nach unten rutschte.

"Oh 'tschulding, hab dich nicht gesehen.", lächelte sie, ehe sie Yara mit einem kritischen Blick musterte. "Was machen Sie denn hier, Misses Patel?"

Höflich, wie meine beste Freundin nunmal war, antwortete sie ausführlich. "Ich begleite meine Freundin und neue Mitschülerin zum Schulleiter. Misses Morris, das ist Jillian Erdinger."

Lächelnd reichte ich Misses Morris die Hand und sagte ihr, dass es nett sei sie kennenzulernen.

"Na dann! Hoffentlich sieht man sich mal im Sport- oder Chemieunterricht." Ich nickte nur und schulterte meinen Rucksack nochmal, ehe sie hinter der nächsten Ecke verschwand.

"Misses Morris ist ein Fall für sich, musst du wissen. Sie unterrichtet auch an der Jones-Miller und eine Freundin von mir erzählt manchmal, was sie dort so abzieht... schon ganz schön weird."

„Oh okay.."

Hätte ich gewusst, dass diese Frau mir später das Leben zur Hölle machen würde, hätte ich es sofort vermieden in einen ihrer Kurse hineinzukommen.

*

Nachdem ich meinen Spind und den dazugehörigen Code bekommen und noch ein paar Dokumente unterschrieben hatte, standen Yara und ich nun vor dem Klassenzimmer, in welchem wir heute den ganzen Tag sein würden.

"Am ersten Tag besprechen wir erstmal alles mit unserem Tutor. Deshalb sind wir den ganzen Tag im gleichen Zimmer und haben nicht wirklich Unterricht - das ist so entspannt.", hatte mir der Lockenkopf erklärt, als wir meinen Spind ausprobiert hatten.

"Okay Jill. Hau jetzt einfach alle mit deiner geilen Persönlichkeit weg. Ich bin die ganze Zeit bei dir, aber ohne Spaß, du könntest es auch alleine schaffen. You can do it!" Aufheiternd drückte Yara meinen Oberarm und ging dann vor in das schon relativ volle Klassenzimmer.

Wir hatten immer noch zehn Minuten bis der Unterricht begann und es war jetzt schon so voll wie an meiner alten Schule eine Minute vor Unterrichtsstart.

Sofort kamen zwei Mädchen auf meine beste Freundin zugerannt und schlossen sie ganz fest in den Arm, weshalb ich ein wenig hilflos dastand.

Als die drei sich aber voneinander lösten, kam das eine, das rote Haare und riesige blaue Augen hatte, auf mich zu und stellte sich grinsend vor. "Hey, ich bin Rosy. Du musst Jill sein, nicht wahr? Yara hat uns schon viel von dir erzählt."

Unsicher lächelte ich sie an, wobei ich aber sehr froh war, dass sie direkt auf mich zukam.

"Hoffentlich nur positives.", scherzte ich, ehe ich auch ihr sagte, dass es schön war sie kennenzulernen.

Wie oft ich das heute noch wiederholen würde?

Das andere Mädchen, von welchem ich ausging, dass es Mila war, winkte mir nur kurz zu und ging wieder zurück zu der Gruppe, auf die jetzt auch Yara zusteuerte.

In dieser Gruppe saßen auch Jungs, weshalb mein Herz begann schneller zu klopfen.

Zwar war ich nicht komplett unerfahren, was das männliche Geschlecht anging, aber irgendwie ließ mich der Gedanke an neue unwohl fühlen. Außerdem war der erste Eindruck mit am wichtigsten.

Und diesen würde ich jetzt übermitteln.

Hoffentlich würden hier nicht nur so Spaten, wie in meiner alten Heimat leben, denn mit denen hatte ich kein Stück gute Erfahrungen gemacht.

ich kann ihre aufregung kinda mitfühlen uff

misses morris also... was diese frau wohl noch für eine rolle spielen wird...?

schönes wochenende ihr gurken (lmao)!!!

Nɪᴄʜᴛ ɴɪᴄʜᴛsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt