Vielen Dank erstmal an alle, die die Geschichte verfolgen und mir hier und da Kommentar oder Sternchen (Likes?) da lassen. Das motiviert mich wirklich^^
Die Geschichte ist, soweit ich planen kann, schon fast fertig. Ich denke mal es werden nicht mehr viele Kapitel kommen, doch es kommen definitiv noch ein paar Gute ;-)
Ansonsten, viel Spaß^^ LG
.
.
.
Das nächste Video war für Mirellas Kanal. Sie hatte sich ein Spiel ausgedacht, bei dem man Songs, welche rückwärts abgespielt wurden, erraten sollte. Das Spiel an sich war ganz lustig, doch Toni hatte wieder einmal nur Gedanken für Rezo und was gerade eben in seinem Zimmer zwischen ihnen passiert ist. Das würde wohl auch erklären, warum er so gut wie keine Punkte bei dem Spiel bekam. Während des Spiels saß Rezo die ganze Zeit hinter ihm und massierte gelegentlich seine Schultern oder legte seine Arme um ihn. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er das nicht genoss. Gegen Ende des Videos umarmte er ihn auch und legte kurz seine Wange auf Tonis Kopf. Toni fühlte sich in diesen Momenten so geborgen, überall kribbelte es.
Nachdem alles abgedreht war, blieben die fünf Youtuber noch eine Weile zusammen und redeten über alles Mögliche. Es wurde viel gelacht und von einigen auch russisches Kochwasser getrunken, bis die Abenddämmerung einsetzte. Die Frauen waren die ersten, die sich verabschiedeten. Noch einmal kurz gedrückt und liebevoll verabschiedet und schon waren sie weg. Jetzt war nur noch Rezo da.
Toni hatte sich die meiste Zeit des Abends überlegt, wie er es schaffte Rezo zum Bleiben zu überreden. Gleichzeitig plagte ihn jedoch der Zweifel.
War er zu aufdringlich? Zu klammernd? Zu gay? War er mit seinem Spruch vorhin zu weit gegangen?
Gekoppelt waren diese Fragen mit Szenarien, welche alle eher negativ abliefen sollte er Rezo fragen. Aber er wollte doch so gern noch bei ihm bleiben. Er wollte noch die Nähe des Anderen genießen, vielleicht mit ihm nochmal kuscheln, mit ihm reden, lachen, seine Wärme spüren. Dieser innere Zwiespalt schien ihm die Kehle abzuschnüren, weswegen er kaum noch Worte heraus bekam.
Dementsprechend verstimmt war er, als er Rezo in seinem Auto davon fahren sah.
Nia sah ihn von der Seite aus an.
„Alles ok?", fragte er ruhig. Toni seufzte.
„Nicht wirklich. Ich sehe es ein, ich bin total verknallt. Und je mehr ich versuche mich dagegen zu wehren, umso schlimmer wird es.", er merkte wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Angestrengt versuchte er sie zu unterdrücken, was Nia nicht verborgen blieb. Stumm nahm er Toni in den Arm und spätestens da brachen dessen Bäche. Beruhigend strich ihm Nia über den Rücken. Arm in Arm standen sie so einen Moment bis Toni mit zittriger Stimme sprach.
„Ich kann das nicht, Nia. Das hat doch alles keine Zukunft. Selbst wenn er meine Gefühle erwidern sollte, kann ich das trotzdem nicht machen."
„Wieso? Weil er ein Mann ist?"
„Ja......Nein.....theoretisch sollte mir das egal sein, aber ich will nicht, nunja...."
„Du willst nicht als schwul gelten, oder?" Toni nickte.
„Es sollte mir egal sein; wo die Liebe halt hinfällt. Aber wenn es einen selbst betrifft und man auch noch gleichzeitig seine Sexualität infrage stellen muss, dann ist das echt mega schwer zu verdauen. So hab' ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Ich würde auch von dir nicht wegwollen, falls ich mit ihm zusammen wäre, außerdem würde es mit unseren aktuellen „Berufen" auch nicht so wirklich funktionieren.", sprach Toni schwach.
„Zumal auch noch meine Freundschaft zu ihm auf dem Spiel steht. Ich will ihn nicht verlieren.", und wieder bahnten sich neue Tränen den Weg über Tonis Wangen.
„Und die Tatsache, dass ich hier flennend rumstehe wie ein kleiner Junge macht es auch nicht besser.", nun wurde er wütend. Wütend auf sich und seine schwache Seite.
„Das klingt für mich alles richtig hart nach Liebeskummer.", merkte Nia vorsichtig an ohne seinen besten Freund loszulassen.
„Kann sein, ich will mich aber nicht so fühlen.", gab Toni frustriert von sich.
Nia nickte. „Kann ich verstehen, würde ich auch nicht wollen."
Erneut seufzte Toni. „Was soll ich jetzt machen, Nia?"
„Also ich kann dir leider keine Pauschallösung für die Zukunft geben, aber ich hätte da eine Idee für heute.", lächelte er.
„Und die wäre?"
„Schokoeis und ein oder zwei gute Filme?", grinste Nia.
Das brachte Toni zum Lächeln. Das Eis war ziemlich Klischee aber wer konnte da schon nein sagen? Beide lösten sich voneinander und Toni lächelte seinen Freund dankbar an, welcher das Lächeln erwiderte.
„Lass erstmal reingehen.", schlug Nia vor. Toni nickte und folgte ihm.
Er war froh einen Freund wie Nia zu haben. Er schien einfach immer zu wissen was er tun konnte, um Toni irgendwie zu helfen. Eigentlich hätte er es sein müssen in den Toni sich verlieben könnte, da sie die innigste Bindung miteinander hatten. Doch selbst als er Nia einst küsste breiteten sich keine derartigen Gefühle aus, wie jene, die er bei Rezo hatte.
Es vergingen wieder einige Tage. Toni versuchte Abstand zu Rezo und somit auch seinen Gefühlen zu gewinnen. Der Musiker hatte ihn in den letzten Wochen immer mal gefragt, ob sie etwas zusammen drehen wollten, doch Toni redete sich meist heraus. Als Alibi musste er jedoch gezwungenermaßen irgendwelche Videos hochladen, immerhin konnte Rezo seinen Kanal auch sehen. Was ihm aber tatsächlich viel Spaß gemacht hatte in dieser Zeit, war der Besuch bei Unge und das sie sich einen Hund gekauft hatten.
Rezo hatte diverse Youtuber für seine Videos eingeladen, hatte aber auch ein Video gedreht, bei dem er mit Gerüchten aufräumt. Das triggerte Tonis Interesse. Er sah es sich an und achtete besonders auf die Aussage, dass Rezo schwul sein solle und mit diversen Menschen zusammen sein soll. Rezo betonte, dass er höchstens bi-romantisch war.
Irgendwie störte Toni diese Aussage.
Was ihn ein wenig überraschte war, dass die Community sie so stark shippte. Rezo wurde in fast jedem zweiten Kommentar vorgeworfen, mit Toni zusammen zu sein oder sogar Kinder mit ihm zu haben. Schon echt seltsam, was sich manche Menschen einbildeten. Und doch musste er zugeben, dass ihm bei dem Gedanken ein wenig warm wurde.
Toni sollte besser aufhören sich Rezos Videos anzuschauen.
Moment, war da ein Video indem Rezo Eis lutschte? Im Thumpnail sah er ihn mit einem Melonenwassereis im Mund. Unweigerlich schaltete sich wieder sein Kopfkino ein und ersetzte das Eis zwischen seinen schönen Lippen, mit einem gewissen männlichen Körperteil.
'Du willst Abstand gewinnen Toni, hör auf dir so eine Scheiße vorzustellen. ', versuchte er sich krampfhaft einzureden.
Viel geholfen hat es nicht. Toni schaute sich noch weitere Videos von ihm an. Und immer wieder musste er zugeben, dass Rezo von Video zu Video irgendwie hübscher wurde. Und immer wieder frustrierte ihn diese Tatsache. Und immer wieder schmerzte sein Herz bei dem Gedanken noch mehr Abstand gewinnen zu müssen, damit es endlich aufhört.
Logisch betrachtet hätte er auch einfach mit Rezo reden können und alles beenden können. Er könnte ihm sagen, dass er kein Interesse mehr an intimen Dingen mit ihm hatte. Dann würden sie, hoffentlich, wieder nur zu guten Freunden werden und der Herzschmerz würde aufhören. Doch so einfach war das nicht.
'Ich liebe ihn. ', dachte sich Toni bitter und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
'Aber ich kann ihn niemals für mich gewinnen und aber auch nicht loslassen.'.
Toni musste sich entscheiden...