Toni ließ sich unterdessen auf den Deckel der Toilette nieder. Er musste gar nicht, er brauchte nur kurz Abstand um sich wieder zu sammeln.
„Tief durchatmen, du schaffst das. Geh da gleich raus und sprich es an!", versuchte er sich einzureden. Gefühlte Minuten saß er so da, die Ellenbogen auf seinen Knien und die Hände in den wuscheligen Haaren vergraben. Noch einmal atmete er tief ein und aus und verließ das Badezimmer, fest entschlossen zu sagen, was er zu sagen hatte. Als er das Wohnzimmer betrat, fiel ihm Rezos ernster Blick auf. Kurz stockte er, ging dann aber weiter und setzte sich neben ihn, Ellenbogen erneut auf den Knien.
„Wir müssen reden.", kam es synchron von beiden, was beide überraschte.
„Du zuerst, Toni. Ich merke, dass du heute anders bist also sonst. Was ist los?", fragte er ruhig. Tonis Augen wichen seinen öfter mal aus. Er schaffte es nicht Rezo durchgängig anzusehen.
„Ok, ich versuch's dir zu erklären..... Weißt du, das mit uns und dieser Sache, dass wir mehr miteinander machen, ist zwar ganz schön, aber ich glaube das funktioniert nicht mehr.", gab er zerknirscht von sich.
„Also willst du wieder in die Bro-zone zurück?", fragte Rezo. „Ist doch nicht schlimm, das ist ok für mich. Wenn du dich damit nicht mehr wohl fühlst dann lassen wir das.", fügte er noch hinzu.
„Theoretisch ja, aber praktisch geht das nicht mehr."
„Weil?", fragte Rezo skeptisch.
„Tja, wie soll ich das sagen. Plump ausgedrückt bekomm ich durch dich nicht mehr nur 'nen Ständer in der Hose, sondern auch Schmetterlinge im Bauch.", gab Toni kleinlaut von sich.
Über Tonis Ausdrucksweise musste Rezo zuerst schmunzeln, doch als er den Rest seiner Aussage hörte, stockte ihm kurz der Atem.
„Heißt das, du ...", weiter kam er nicht als Toni ihn unterbrach.
„Ja...... ich hab' mich ziemlich hart in dich verguckt.", sagte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Oh.", brachte Rezo nur heraus.
Beide schwiegen.
Rezo betrachtete Toni. Er hatte seine Hände nun von seinen Augen genommen und hielt mit ihnen links und rechts sein Gesicht fest. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet und wirkte sehr niedergeschlagen.
Freundschaftlich legte er seine Hand auf Tonis Schulter.
„War es dieses Geständnis, dass dich so beschäftigt hat? Ich nehm' dir das nicht krumm, falls du das denkst." Toni schüttelte nur den Kopf.
„Das du da so verständnisvoll bist habe ich nie in Frage gestellt. Ich denke dabei eher an mein eigenes Seelenwohl. Stell dir vor du liebst jemanden, der aber nicht dieselben Gefühle für dich hat. Du bist in dessen Nähe und merkst wie glücklich du bist, gleichzeitig weist du aber auch, dass diese Person niemals zu dir gehören wird. In unserer Situation hängt leider auch noch unsere Freundschaft dran. Ich kann dich einfach nicht mehr nur als Kumpel sehen, das habe ich schon versucht. Ich kann es einfach nicht.", sprach Toni traurig. Rezo hörte aufmerksam zu.
„Und ich will ja auch nicht, dass zwischen uns eine komische Stimmung aufkommt, nur wegen meinen Gefühlen, scheiße." Toni ließ sich nun nach hinten an die Lehne fallen und schaute zur Decke.
Er merkte, wie er sich hineinsteigerte und das Gefühl aufkam, wieder heulen zu müssen. Seine Freundschaft und sein Herz zerbrachen gerade in tausend Teile. Er war kurz davor einen der wichtigsten Menschen in seinem Leben zu verlieren. Rezo wusste gerade auch nicht, was er sagen sollte, daher rückte er einfach wieder näher an Toni heran und schloss ihn in eine feste Umarmung. Die Herzlichkeit die von ihm, trotz dieser Situation, ausging war überwältigend. Dementsprechend schwer fiel es Toni, seine Tränen weiterhin zurück zu halten. Er vergrub sein Gesicht in Rezos Schulter und ließ einfach los. Rezo strich ihm derweil sanft, aber auch nachdenklich über den Rücken.
Einige Sekunden vergingen. Toni fand derzeit ein paar Worte.
„Ich will dich nicht verlieren, aber es geht nicht anders. Wir müssen voneinander Abstand nehmen.", brachte er mit zittriger Stimme hervor. Seinen Freund so leiden zu sehen brach auch Rezo das Herz.
„Ach Toni...", seufzte er gedankenverloren.