Hunted | Hosie ✔️

Kapitel 3

Mit geradeaus gerichtetem Blick starrte Josie an die Tafel, wo ihr Lehrer auf und ab ging und seinen Schülern, wild mit den Händen fuchtelnd, irgendwas beibrachte. Denn obwohl sie aussah, als würde sie aufpassen und sich konzentrieren, fand kein Wort von dem, was der Mann ihnen beizubringen versuchte, den Weg in ihr Gehirn. Dafür war ihre Aufmerksamkeit einfach viel zu sehr auf die Schüler um sich herum gerichtet.

Da dies gerade eine Unterrichtsstunde war, die nur für Hexen gedacht war, war es der perfekte Moment, um zu sehen, ob sich irgendwer verdächtig verhielt. Denn obwohl sie sich selbst sagte, dass es völliger Quatsch war, hatte sich der Gedanke, dass jemand hinter ihren schlechten Träumen stecken könnte, sich in ihrem Hinterkopf eingenistet, seit sie ihn zum ersten Mal richtig gedacht hatte.

Deshalb konnte Josie nicht anders, als all ihre Sinne auf die anderen Hexen und Hexer um sich herum zu richten, obwohl ihr das vermutlich sowieso nichts bringen würde. Zumindest ging sie davon aus, dass niemand so dumm wäre sich im Unterricht irgendwelche, vielleicht nicht ganz so erlaubten, Zauber zu nutzen und irgendwelche anderen auffälligen Dingen zu tun.

Gerade als sie jedoch an die Magie dachte, die in unserer Schule nicht erlaubt war, kam ihr eine Idee. Vielleicht konnte sie sich das ja irgendwie zunutze machen. Selbst, wenn es ihrem Vater nicht gefallen würde. Jedoch musste er davon ja nicht zwangsläufig etwas erfahren. Erzählen konnte sie ihm von ihren Schlafproblemen, nämlich sowieso nicht. Schließlich machte sich ihr Vater dann nur unnötige Sorgen, könnte ihr aber sowieso nicht helfen. Da musste sie alleine durch und ihren eigenen Weg finden.

Bevor Josie ihren Gedanken jedoch weiter fortsetzen konnte, verspürte sie plötzlich etwas Warmes im Bereich ihrer Nase. Bevor ihre Finger jedoch zu dieser Stelle wandern konnten, bemerkte sie, wie etwas von ihrer Lippe tropfte und auf der Tischplatte landete. Automatisch runzelte sie die Stirn und erblickte einen kleinen Bluttropfen, zu dem innerhalb von Sekunden noch ein weiterer kam.

„Verdammt", zischte Josie, allerdings so leise, dass niemand es hören konnte. Nasenbluten war nichts, was sie in diesem Moment gebrauchen konnte. Instinktiv bedeckte sie ihre Nase mit der Hand, während sich plötzlich ein unangenehmer Schmerz genau dort breit machte.

„Entschuldigung, Professor", erhob Josie ihre Stimme und stand von ihrem Stuhl auf: "Kann ich kurz auf die Toilette gehen?" „Sicher, Miss Saltzman", erwiderte der Lehrer daraufhin, obwohl er nicht ganz zu verstehen schien, was eigentlich los war. Ohne noch lange darüber nachzudenken, ging sie zwischen den Tischreihen ihrer Mitschüler entlang, auf die Tür zu.

Auf dem Flur angekommen, führten Josies Beine sie fast automatisch in die richtige Richtung und nach einigen Schritten kam sie an der Mädchentoilette an. Dort stieß sie die Tür fest auf und ging geradewegs zum Waschbecken, wo sie ihre Nase wieder losließ. Sofort begannen die einzelnen Blutstropfen nacheinander in das Waschbecken zu tropfen und ein schmerzhaftes Ziehen zog sich durch ihre Nase.

„Man, warum jetzt?", stöhnte sie auf und streckte ihre Hand nach einem der Papierspender aus, um damit zu beginnen sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Normalerweise war Josie nie jemand, der leicht Nasenbluten bekam, doch in letzter Zeit schienen sowieso genug Dinge zu geschehen, die normal nicht so waren.

Wenn sie an Nasenbluten dachte, drängte sich ihr zwangsläufig ein bestimmter Gedanke auf. Denn, wenn das einmal geschah, hing es meistens mit Magie zusammen. An sich stand es nämlich immer im Zusammenhang mit Überbeanspruchung von Magie oder dunkler Magie, wenn eine Hexe einmal an starkem Nasenbluten hing. Da Josie selbst es jedoch nicht gewesen war – schließlich hatte sie gerade noch im Klassenzimmer gesessen -, die in letzter Zeit Magie angewandt hatte, musste dies entweder die Schuld einer Hexe oder einfach nur ein dummer Zufall sein. An Zufälle zu glauben, konnte einem jedoch schwerfallen, wenn man wusste, dass Magie in der Welt existierte?