Hunted | Hosie ✔️

Kapitel 23

Josie ließ ihren Blick über die Schüler wandern, die sich im Aufenthaltsraum versammelt hatten. Dabei suchte sie nach dem dunkelbraunen Haar und den Gesichtszügen von Claire Rodriguez.
„Wie sieht dieses Mädchen aus?", fragte Hope, die sich neben ihr positioniert hatte und ebenfalls umherblickte.
„Dunkelbraune Haare, braune Augen, zierliche Figur, gebräunte Haut, hübsches Gesicht", beschrieb Josie in Gedanken. Hope verengte ihre Augen leicht und ihr Blick heftete sich auf ein Mädchen, das in einer Ecke stand und in das Kaminfeuer blickte.
„Was ist mit der da, Josie?", sanft stieß Hope Josie mit ihrem Ellenbogen in die Seite. Auf die Beschreibung passte sie beinahe perfekt und als Josie in die Richtung sah in die Hope deutete, erstarrte sie für einen Moment.
„Ja, das ist sie", erklärte Josie, als sie sich wieder gefangen hatte. Doch was sollten sie nun tun?
„Ich denke, dass es an der Zeit ist deinem Vater endlich zu sagen, was los ist", sprach Hope, in deren Stimme sich etwas Sanftes gemischt hatte: "Nur mit seiner Hilfe können wir dieses Mädchen dazu bringen zu sagen, warum sie dir das antut."

Josie konnte sich ein leichtes Seufzen nicht verkneifen. Sie war nicht unbedingt daraus aus ihrem Vater davon zu erzählen. Er würde sich nur wieder Sorgen machen und sie dafür verurteilen, dass sie sich nicht sofort an ihn gewandt und um Hilfe gebeten hatte. Doch Hope hatte recht. Dieses Mädchen würde ihnen nicht so einfach alles sagen, nur weil sie nachfragten.
„Na gut, dann sollten wir jetzt besser zu ihm gehen und ihm alles erklären", stimmte sie der Tribridin zu und machte auf dem Absatz kehrt, um sich auf das Büro ihres Vaters zu zubegeben.

-

Einige Minuten später saßen Josie und Claire Rodriguez auf einem Stuhl mit dunkelgrünem Bezug. Hope stand gegen eine Wand gelehnt da und überblickte die ganze Situation. So entging ihr auch nicht, dass Josie völlig angespannt da saß und am liebsten würde sie zu ihr gehen, um nach ihrer Hand zu greifen und sie zu beruhigen. Doch sie versuchte sich auf die Situation zu konzentrieren und richtete ihren Blick wieder auf Doctor Saltzman. Dieser saß nun bereits eine Weile schweigend dort, nachdem sie ihm alles erzählt hatten, was geschehen war. Dabei hatte Josie glücklicherweise kein Wort darüber verloren, dass sie anfangs Hope aufgrund eines dunklen Zaubers für schuldig gehalten hatte.

„Ich kann nicht fassen, dass ihr mir nichts davon erzählt habt", war das Erste, was er sagte, als er sich auf seinem Stuhl wieder nach vorne beugte und seine gefalteten Hände löste. Josie schluckte schwer, doch Hope löste sich nun doch von der Wand und machte einen Schritt in den Raum hinein: "Was tut das denn jetzt gerade zur Sache, Doctor Saltzman? Ist es nicht wichtiger zu erfahren, warum sie das mit Josie gemacht hat, anstatt warum wir es dir nicht erzählt haben?"

Claire, die neben Josie saß, hielt ihren Blick starr geradeaus auf einen hölzernen Bilderrahmen auf dem Schreibtisch des Direktors gerichtet. Darin befand sich ein Foto, auf dem Alaric zu sehen war, wie er die Zwillinge im Arm hielt. Hinter ihnen erstreckte sich das Schulgebäude der Salvatore Boarding School. Als um sie herum über sie gesprochen wurde, zeigte sie keinerlei Reaktion, sondern wirkte völlig auf das Bild fokussiert.

Für einen Augenblick sah Alaric seine Tochter und Hope an, bevor er nickte: "Du hast Recht."
Dann richtete er sich an das Mädchen, das einfach nur da saß: "Was hast du dazu zu sagen, Claire? Stimmen die Vorwürfe deiner Mitschülerinnen? Hast du dunkle Magie angewandt und damit Josie beeinflusst?"
Damit brachte er sie dazu zum ersten Mal den Blick zu heben und den Direktor anzusehen: "Ja, es stimmt."
Beim Sprechen hob einer ihrer Mundwinkel sich leicht und ein beinahe teuflischer Ausdruck mischte sich in ihre Augen.

Josie sog neben ihr scharf die Luft ein und ihre Finger schlossen sich um die Armlehnen des Stuhles. Gewusst hatte sie es bereits, doch es nun zu hören, war wie ein Schlag in die Magengrube.
„Aber warum?", brachte sie hervor und versuchte ihren Blick nicht von dem Mädchen abzuwenden. Dieses legte den Kopf leicht schief, wandte ihren Blick allerdings nicht zur Seite: "Weil es meine Aufgabe war. Er hat mir auftragen euch auseinander zu bringen. Die Zwillinge. Damit es leichter für ihn ist, wenn er kommt, um euch zu holen."
Die anderen Anwesenden tauschten einen Blick miteinander und Alarics Stirn legte sich in Falten, bevor er zu einer Frage ansetzte: "Wer ist er?"
Bei ihnen allen hatte sich ein merkwürdiges Gefühl breit gemacht und eine gewisse Anspannung hatte sich im Raum ausgebreitet.
„Na wer schon?", fragte sie, als würde es gar keiner Frage bedürfen: "Kai Parker lässt grüßen."