Kapitel 5

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Vor der Tür vom Büro ihres Vaters angekommen, drückte Josie die Türklinke hinunter und betrat den lichtdurchfluteten Raum. Zu ihrer Überraschung war er tatsächlich völlig leer, wie ihr Vater gesagt hatte. Was er wieder in der Stadt trieb, hatte er ihr aber nicht sagen können. Natürlich würde Hope es wahrscheinlich aber wieder wissen.

Als sie merkte, wie ihre Gedanken zu Hope abschweiften, schüttelte sie schnell den Kopf und versuchte sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Schließlich war sie ja nur hier, um Hopes Notizbuch zu holen. Obwohl sie sich fragte, warum Hope nicht selbst losging und es holte. Oder hatte ihr Vater ihr nur wieder vorenthalten, dass Hope mit ihm und Dorian unterwegs war. Vermutlich jagten sie mal wieder irgendwelche Monster, von denen alle anderen aber nichts wissen durften. Schließlich war das ja schon die letzten Male so gewesen.

Geradewegs ging sie auf den langgezogenen Schreibtisch ihres Vaters zu und begann die Unterlagen, die auf der Tischplatte lagen, nach einem Notizbuch abzusuchen. Stattdessen bekam sie allerdings nur ein paar Papiere, die sie nicht zuordnen konnte, sowie eine leicht geöffnete Akte zu Gesicht. Wobei letzteres ihre Aufmerksamkeit allerdings doch ein wenig auf sich zog. Akten ließ er eigentlich immer nur herumliegen, wenn sie zu einem neuen Schüler gehörte. Die der anderen Schüler hatte er irgendwo sicher verstaut, wo keiner, abgesehen von ihm, Zugang dazu hatte.

Es würde sicher keinem schaden, wenn sie einen Blick hineinwarf. Und ihr Vater würde davon sowieso niemals etwas erfahren, wenn sie es ihm nicht sagte und das würde sie auf keinen Fall. Es gab Dinge, von denen selbst er nichts wissen musste. Auch, wenn er der Direktor der Schule war.

Deshalb erlaubte sie sich einen etwas längeren Blick auf das erste Blatt zu werfen und erblickte das Bild eines Mädchens mit langem hellbraunem Haar in der Uniform unserer Schule. Automatisch wanderten meine Augen weiter zu dem Namen des Mädchens, dessen Bild sie gerade gesehen hatte. Claire Rodriguez. Aufgrund ihres Namens schloss sie, dass sie nicht aus Mystic Falls sein konnte. Schließlich kannte sie in der Stadt die meisten Leute in der Stadt in ihrem Alter und weder diesen Nachnamen noch das Gesicht kamen ihr auf irgendeine Weise bekannt vor.

Bevor sie weiter las, schlug sie die Akte jedoch wieder zu und machte einen Schritt vom Tisch weg. Es war falsch einfach etwas über jemanden zu lesen. Das war privat und deshalb falsch. Schließlich würde sie auch nicht wollen, dass jemand einfach in ihren persönlichen Sachen herumschnüffelte. Sie war nur hier, um Hopes Sachen zu suchen und dann wieder zu verschwinden.

Deshalb begann sie die Schubladen des Schreibtisches aufzuziehen, in der Hoffnung dort fündig zu werde. Schließlich war es möglich, dass ihr Dad es dort hingelegt hatte, damit es nicht verloren ging. Als sie die erste Schublade aufzog, erblickte sie jedoch etwas, was ihr Herz schwer werden ließ. Darin befanden sich unzählige Flaschen, von denen sie zweifelsohne sagen konnte, dass sie zuvor noch mit Alkohol gefüllt gewesen waren. Zumindest bis er sie ausgetrunken hatte. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, machte sich Sorge in ihr breit. Wann hatte ihr Vater wieder mit dem Trinken angefangen?

Schnell schloss sie die Schublade wieder und öffnete die Nächste, um einen Blick hineinwerfen zu können. Und tatsächlich war ihre Vermutung nicht falsch. Darin lag ein Notizbuch, von dem sie sofort dachte, dass es Hopes sein musste. Um sicherzugehen, nahm sie es jedoch heraus und warf einen Blick auf die erste Seite. Diese war von einer überraschend guten Bleistiftzeichnung geziert, die ihr verriet, dass es tatsächlich Hopes Buch war. Meinem Dad traute sie sowas, nämlich irgendwie eher weniger zu. Sonst hätten seine Töchter ja zumindest etwas von dem Talent, was sie dort auf dem Papier erblickte, erben müssen. Schließlich hatten sie auch genug von der merkwürdigen Familie ihrer biologischen Mutter abbekommen.

Da sie nun hatte, was sie brauchte, schloss sie die Schublade wieder und richtete sich auf. Dann musste sie jetzt nur noch Hope finden und ihre Aufgabe wäre erledigt. Danach könnte sie endlich aufhören den Laufburschen zu spielen und sich der Lösung ihrer eigenen Probleme widmen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, stresste die momentane Situation sie, nämlich ziemlich.

Gerade, als sie auf die Tür zuging und einen den Raum verlassen wollte, spürte sie jedoch, wie etwas aus dem Buch in ihrer Hand fiel. Mit gerunzelter Stirn blieb sie stehen und richtete ihren Blick auf den Boden. Dort lag etwas, das aussah, wie eine lose Seite von Hopes Buch. Jedoch schien das Papier viel vergilbter und älter zu sein.

Josie bückte sich, um das Blatt aufzuheben und wollte es einfach zurück zwischen die Seiten stecken. Irgendwas hielt sie auf einmal allerdings auf und, wie als würde irgendwas sie lenken, begann sie das Papier in ihren Händen auseinander zu falten, obwohl sie wusste, dass es ziemlich falsch war.

Was sie sich ihr jedoch eröffnete, ließ dieses Gefühl schnell wieder verfliegen und sie begann stattdessen mit den Augen über die Schrift zu fliegen, die auf der Seite geschrieben stand. Je weiter sie las, desto stärker wurde das Schwindelgefühl, das sich plötzlich in ihr breit machte. So etwas hatte sie schon einmal gesehen.

Es war schwarze Magie. Eine äußerst gefährliche Art der Magie, eine Art, die an dieser Schule verboten war und genau die Art, die sie seit Tagen nun möglicherweise terrorisierte. Und der Spruch gehörte Hope. Einer Person, von der Josie irgendwie gedacht hatte, dass sie ihr vertrauen könnte. Schließlich verbrachten Hope und ihr Vater viel Zeit miteinander und er würde es doch merken, wenn sie auf ihren komischen Ausflügen schwarze Magie nutze.

Vielleicht war genau dieses Mädchen aber die Person, die mit schwarzer Magie in ihre Träume eingriff und sie auch sonst nicht losließ. Und wenn Josie eine Chance hatte, das zu beenden, musste sie diese wahrnehmen, bevor sie noch verrückt wurde.

Hunted | Hosie ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt