Kapitel 15

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Die Sonne spiegelte sich auf der klaren Wasseroberfläche des Sees und sorgte dafür, dass Hope ihre Augen leicht zusammen kneifen musste. Der Schultag war etwa vor einer Viertelstunde zu Ende gegangen und die Tribridin hatte sich sofort auf den Weg zu dem Treffpunkt gemacht, an dem sie sich mit Josie verabredet hatte. Am Morgen hatte Lizzie ihre Unterhaltung nämlich unterbrochen und damit für einen Aufschub gesorgt.

„Hope?", vernahm sie hinter sich eine Stimme, die sie dazu brachte sich umzudrehen. Zwischen den Bäumen stand Josie, welche Hope für einen Moment musterte und sich dann auf sie zubewegte.
„Hey", begrüßte sie die Siphonerin und rückte auf der Bank, auf der sie sich niedergelassen hatte, ein Stück zur Seite, damit die andere sich neben sie setzen konnte.
„Hey", erwiderte sie mit leicht entschuldigendem Gesichtsausdruck:"Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe."
Ihre Schwester hatte sie davon abgehalten pünktlich nach dem Unterricht herzukommen und sie stattdessen mit der Entscheidung welches Kleid sie beim Miss Mystic Falls Wettbewerb tragen sollte, belagert.

„Schon gut", sagte Hope allerdings nur, froh darüber, dass sie tatsächlich gekommen war und sich nicht aus irgendeinem Grund völlig dagegen entschieden hatte. Nachdem sie in der letzten Nacht gesehen hatte, dass Josie mit ihren Vermutungen richtig lag, verspürte sie nämlich das Bedürfnis ihr zu helfen und zu beweisen, dass sie nicht die Verursacherin ihres Problems war. Stattdessen wollte sie sie unterstützen, da sie merkte, dass die Schlafprobleme Josie langsam wirklich fertig machten und an ihren Nerven zerrten.

„Also, warum sollte ich herkommen?", fragte die Saltzman nach einigen Sekunden, da Hope ihr nicht einmal gesagt hatte, weshalb sie sich mit ihr treffen wollte. Und dann auch noch an einem privaten Ort, wie diesem hier.
„Ich habe eine Idee, wie wir herausfinden können, wer hinter deinem Problem steckt", beantwortete sie die Frage.
„Wirklich?", auf Josies Lippen erschien ein kleines Lächeln und sie meinte erkennen zu können, wie ihre Augen aufleuchteten und sich ein hoffnungsvoller Ausdruck darin breitmachte.

„Ja", bestätigte Hope mit einem Nicken:"Aber nur, wenn du kein Problem damit hast selbst dunkle Magie anzuwenden."
Das war der Teil ihres Plans, von dem sie dachte, dass es am schwersten sein könnte ihr Gegenüber davon zu überzeugen. Immerhin hatte sie nicht unbedingt gut darauf reagiert, als sie herausgefunden hatte, dass Hope selbst sich dessen bedient hatte. Was Hope nicht wusste, war, dass Josie in der Vergangenheit bereits genau dasselbe getan und die Haare ihrer Ex – Freundin angezündet hatte. Josie selbst erinnerte sich allerdings noch ziemlich gut daran und antwortete deshalb:"Schon gut."
Wenn die Person, die dahinter steckte, so weit ging, musste sie sich nicht wundern, wenn mit den gleichen Mitteln zurückgeschlagen wurde.

„Gut, der beste Zeitpunkt dafür wäre vermutlich der Abend, an dem der Miss Mystic Falls Wettbewerb stattfindet", verkündete sie. Zu diesem Zeitpunkt würden die meisten Schüler – möglicherweise sogar alle – sich vermutlich besagten Wettbewerb ansehen, da es sich bei dem Austragungsort in diesem Jahr um die Salvatore Boarding School handelte. Dadurch würden die meisten sich also damit beschäftigen und die anderen waren mit Sicherheit von Doctor Saltzman dazu angehalten worden, um dafür zu sorgen, dass niemand hinter die übernatürliche Identität der Schule kam.

Deshalb überraschte Josies Antwort sie auch:"Das geht nicht."
„Was? Warum nicht?", fragte Hope stirnrunzelnd:"Das ist der perfekte Zeitpunkt."
„Ja, ich weiß", antwortete sie und wich ihrem Blick leicht aus. Natürlich wusste sie, dass es ein guter Augenblick wäre für was auch immer Hope geplant hatte. Ihre Schwester hatte es allerdings geschafft Hopes Plan einen Strich durch die Rechnung zu machen.
„Ich habe Lizzie aber versprochen, dass ich auch mitmache und ihr helfe",  gab sie zu, wissend, dass Hope darüber nicht unbedingt glücklich sein würde. Dass die Mikaelson nicht viel davon hielt, war ihr nicht unbekannt und deshalb überraschte Hopes Anflug eines Augenrollens, das sie für Josie allerdings zu unterdrücken versuchte, sie nicht.
„Ernsthaft?" in ihrer Stimme war ein deutlich unbefriedigter Tonfall zu vernehmen, der verriet, wie wenig ihr diese Information gefiel:"Das machst du für Lizzie, oder? Weil sie gewinnen will und du ihr dabei helfen sollst?"

Josie senkte ihren Blick leicht. Es gefiel ihr nicht, dass es Hope so leicht fiel herauszufinden, wieso sie es tat. Leider verbrachte Hope nämlich viel Zeit mit ihrem Vater und wusste deshalb auch ziemlich gut über die Beziehung Bescheid, die die Zwillinge miteinander hatten. Eine Beziehung, in der Lizzie im Vordergrund stand und in der Josie ihre Zeit darauf verwandt sie glücklich zu machen und ihre Wünsche zu erfüllen. So war es bereits gewesen, als ihre Schwester das Auge auf einen Jungen geworfen hatte und so würde es auch dieses Mal wieder sein. Doch obwohl Josie das tief in ihrem Inneren wusste, schob sie diesen Gedanken immer wieder von sich und sagte sich selbst, dass sie einfach nur das Beste für ihre Schwester wollte. Immerhin sollte es doch das sein, was Zwillinge füreinander taten.

„Ich will meine Schwester unterstützen", erklärte sie deshalb:"Und wenn es dafür nötig ist, dass ich an dem Wettbewerb teilnehme, werde ich das machen."
„Und du möchtest nicht selbst gewinnen? Würdest du nicht auch gerne einmal Anerkennung bekommen und aus dem Schatten deiner Schwester treten? Auch wenn es nur ein Moment ist?", erwiderte Hope daraufhin und fokussierte ihr Gesicht, um keine allzu kleinste Veränderung darin zu verpassen und ausmachen zu können, wenn er log:"Falls es so ist, würde ich jeder Zeit mit dir teilnehmen."
Josie musste ein Seufzen unterdrücken und begann leicht auf ihrer Unterlippe herumzukauen:"Es ist komplizierter, als du denkst."

Hope entging nicht, dass Josie damit nicht wirklich ihre Frage beantwortet, sondern absichtlich eine Antwort vermieden hatte, entschied sich dieses Gespräch allerdings auf später zu verschieben. Lieber wollte sie erst mal das besprechen, was sie geplant hatte. Durch war sie mit dem Thema aber noch nicht und würde vermutlich Probleme damit haben, wie die Beziehung zwischen den Schwestern war, bis Josie gegenüber ihrer Schwester endlich einmal für sich selbst einstand. Obwohl sie fürchtete, dass es dazu vielleicht nicht kommen würde. Trotzdem wünschte Hope sich, dass Josie aufhörte immer nur zu versuchen es anderen recht zu machen und damit anfing sich selbst glücklich zu machen. Selbst wenn das bedeuten könnte, dass Lizzie dafür nicht mehr alles bekam, was sie wollte.

„Na gut, dann machen wir es halt, nachdem die Entscheidung gefallen ist", diese Lösung gefiel ihr zwar weniger, doch verlieren würde es vielleicht trotzdem. Vermutlich würden die meisten mit den Gedanken sowieso weiterhin bei den Geschehnissen des Abends machen und es gar nicht merken, wenn sie für ein paar Minuten verschwanden. Zumindest hoffte sie, dass es so sein würde.

„In Ordnung", damit konnte auch Josie sich anfreunden und spürte, wie eine leichte Neugierde in ihr aufkam. Würde Hope vielleicht wirklich dafür sorgen können, dass diese nämlichen Torturen aufhörten? Und wenn ja, wie wollte sie das anstellen?
„Was genau hast du dir also überlegt?", hakte sie nach, um nicht weiter darüber nachzugrübeln, sondern eine tatsächliche Antwort zu bekommen.
„Es gibt einen Zauber, mit dem man durch die Augen einer anderen Person sehen kann", begann Hope daraufhin ohne zu zögern damit ihr ihren Plan mitzuteilen:"Dadurch kannst du vielleicht irgendwelche Hinweise darauf bekommen, wer diese Person ist. Außerdem gibt es einen Nebeneffekt, der für uns in dieser Situation hilfreich ist. Derjenige, der den Zauber ausführt, wird für eine Woche an seinem rechten Unterarm gebrandmarkt. Allerdings ist er nicht der einzige. Bei der Person, auf die der Spruch angewendet wird, erschien das Zeichen an derselben Stelle. Selbst wenn wir also keine Hinweise finden können, könnten wir noch immer nach dem Zeichen suchen und so herausfinden, wer dahinter steckt."

Sie würde nicht sagen, dass es sie unbedingt überraschte, doch der Plan war gut. Es wirkte, als hätte Hope sich wirklich Gedanken darüber gemacht. Doch was hatte sie auch erwartet? Immerhin war sie eine Mikaelson. Da war jedoch etwas, was Josie in den Sinn kam, von dem sich aber nicht sicher war, ob Hope auch diese in ihren Plan mit einbezogen hatte:"Was ist mit Emma Tig? Sie weiß es sofort, wenn auf dem Schulgelände dunkle Magie praktiziert wird und wird es Dad erzählen."
„Ja, darüber habe ich auch nachgedacht", nickte Hope allerdings, da sie sich auch darüber Gedanken gemacht hatte:"Deshalb werde ich an einem anderen Ort in der Schule ebenfalls dunkle Magie praktizieren, die allerdings stärkere Signaturen hinterlässt, und damit dafür sorgen, dass Emma mich erwischt. Dadurch kannst du den anderen Zauber ausführen und sie wird nichts davon merken."
„Du würdest dich für mich absichtlich dabei erwischen lassen?", fragte Josie überrascht und verspürte ein leichtes Kribbeln in ihrer Magengrube. Noch vor allzu langer Zeit hätte sie niemals erwartete mit Hope Mikaelson zusammenzuarbeiten oder gar jemals so ein Verhältnis zu ihr aufbauen zu können. Auch wenn sie nicht wusste, was für ein Verhältnis es genau war.

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