Einige Sekunden lang sah Josie Hope hinterher, bevor diese letztendlich völlig hinter den Bäumen und damit aus ihrer Reichweite verschwand. So war sie nun gänzlich allein. Für einen Moment starrte sie weiter auf die Bäume, während sich ihre Hände fester um den Kristall schlossen. Dass sie gerade einen magischen Gegenstand aus dem Büro ihres Vaters in den Händen hielt, den Hope ihr besorgt hatte, konnte sie noch immer schwer glauben. Allerdings musste sie trotzdem anerkennen, dass es eine Chance war, die sie sich nicht einfach so entgehen lassen wollte.
Schon immer hatte sie davon geträumt die Möglichkeit zu erhalten sich mit ihrer Mutter zu unterhalten. Auch, wenn es nur über einen kurzen Zeitraum sein würde. Denn auch, wenn Caroline für sie immer eine großartige Mutter war und stets dafür gesorgt hatte, dass sie sich geliebt fühlte, verspürte sie trotzdem Neugierde. Sie wollte wissen, ob sie ihrer Mutter ähnlich sah und ob sie irgendwelche Gemeinsamkeiten miteinander hatten. Lizzie ähnlich Caroline, obwohl sie nicht einmal miteinander verwandt waren, so sehr und langsam begann Josie sich zu fragen, woher sie kam.
Also räumte sie all ihre Zweifel aus und warf den Blick wieder auf den Grabstein vor sich. Sie musste es einfach versuchen. Zwar hatte sie keinerlei Ahnung, wie das hier funktionieren sollte, doch das würde sie sicher irgendwie herausfinden. Einem Reflex folgend kniete sie sich vor das Grab und stellte das Prisma auf dem Boden ab. Kaum hatte es die Erde berührt, begann es plötzlich in einem hellen Pink zu leuchten.
„Jo?", fragte sie vorsichtig, während Unsicherheit in ihrer Stimme mitschwang. Machte sie sich hier gerade völlig lächerlich? Was ist, wenn es gar nicht funktionierte?„Josie", die weibliche Stimme, die hinter ihr erklang, räumte diese Zweifel augenblicklich aus. Augenblicklich fuhr Josie herum und erblickte hinter sich eine Frau. Sie war etwa einen Kopf größer als Josie selbst und hatte schwarzes Haar und grüne Augen. Ein breites Lächeln erschien auf Josies Lippen, als sie Jo erblickte. Es hatte also wirklich funktioniert. Zwar hatte sie keine Ahnung, wie das hier funktionierte und vielleicht war es nicht mehr, als eine Projektion ihrer Gedanken, doch auch wenn es nicht mehr war, war es ein gutes Gefühl.
„Wie geht es dir?", Jo machte einen weiteren Schritt auf sie und ein sanfter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Josie schluckte leicht und war sich unsicher, was sie darauf antworten sollte. Mittlerweile war es für sie zu einem regelrechten Reflex geworden einfach mit „gut" zu antworten und so dafür zu sorgen, dass niemand sich um sie sorgte, doch das hier war ihre Mutter. Sie konnte sie nicht einfach so anlügen. Besonders, da das hier vielleicht ihre einzige Chance war, um sich jemals mit ihr zu unterhalten und Hilfe von ihr zu erhalten.
„Nicht so gut und eine ... gute Freundin hat mir gesagt, dass du mir vielleicht helfen könntest", war sie deshalb einfach ehrlich. Jo lauschte ihren Worten und nickte dann zustimmend: "Ich werde alles versuchen, was ich kann, um dir bei deinem Problem zu helfen."
Josie brauchte einen Moment, bevor sie dann zu einer Erklärung ihrer Situation ansetzte: "Ich habe da ein Problem mit meiner Zwillingsschwester. Bald ist da diese Veranstaltung, bei der ich meiner Schwester helfen soll zu gewinnen, aber irgendwie würde ich auch gerne versuchen selbst daran teilzunehmen. Aber eben nicht für sie, sondern einmal nur für mich selbst. Wenn ich allerdings einmal mache, was ich will, wird sie sich von mir mit Sicherheit verraten fühlen und nie wieder ein Wort mit mir wechseln. Mache ich aber, was sie will, verrate ich dabei mich selbst."Jo seufzte leicht, als ihre Tochter mit der Erklärung geendet hatte. Augenscheinlich hatte sie mit diesem Problem nicht gerechnet. Als sich ihre Mundwinkel jedoch leicht hoben, machte sich Erleichterung in Josie breit. Das musste ein gutes Zeichen sein.
„Oh Josie", sie legte ihre Hände sanft an die Wangen ihrer Tochter und betrachtete ihr Gesicht: "Du bist echt so ein tolles Mädchen geworden. Weißt du das? Und es hat nichts damit zu tun deine Schwester zu vernachlässigen, wenn du einmal eine Entscheidung zu deinen eigenen Gunsten triffst. So wie es klingt, machst du sehr viel für deine Schwester und stellst deine Bedürfnisse oft dafür hinten an. Das heißt aber nicht, dass du das immer tun musst. Wenn dir etwas wichtig ist und es sich gut anfühlt, dann musst du manchmal auch tun, was du für richtig hältst. Du kannst deiner Schwester nicht immer zu Erfolg verhelfen. Manchmal muss sie das auch ohne deine Hilfe und Aufopferung schaffen. Ihr seid beide eigenständige Personen und du hast auch ein Recht auf deine eigenen Wünsche."Aufmerksam hatte Josie ihr gelauscht und nickte, als Jo zu einem Ende kam. Sie musste einsehen, dass ihre Mutter recht hatte. Sie konnte nicht für immer nur Lizzie dabei helfen ihre Wünsche durchzusetzen und sich selbst dafür völlig hinten anstellen. Das hatten ihr Penelope und Hope bereits so oft klar zu machen versucht, doch nie hatte sie deren Worte ernst genommen. Es nun jedoch auch von ihrer Mutter zu hören, die selbst einen Zwilling hatte und vermutlich besser wusste, als jeder andere, wie sie sich fühlte, obwohl sie sich nie richtig kennengelernt hatten, bestärkte sie in ihrem Wunsch nur dieses eine Mal zu tun, was sie glücklich machte.
„Danke, Jo", ihre Mundwinkel oben sich zu einem glücklichen Lächeln: "Du hast mir wirklich weitergeholfen."
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Hunted | Hosie ✔️
FanfictionJemand schickt Josie, mit Hilfe von schwarzer Magie, Albträume und versucht sie dazu zu bringen etwas für ihn zu tun. Hilflos wendet sie sich an Hope, welche ihr dabei helfen will herausfinden, wer dahinter steckt. Können sie es gemeinsam schaffen...