Kapitel 20

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Fest verschränkt hielt Hope ihre Finger mit Josies, während sie gebannt in die Mitte des großen Saals starrte. Alle Teilnehmerinnen und Zuschauer hatten sich am Rand positioniert und Totenstille hatte sich im Raum ausgebreitet. Nach ein paar Minuten, in denen die Jury verschwunden war, war einer der Männer zurückgekehrt. In den Händen hielt er einen goldenen, versiegelten Umschlag. Von allen Seiten folgten ihm Blicke, während er sich durch den Raum bewegte, bis er vor den Mädchen stehen blieb, die sich an einer Wand aufgestellt hatten. 

„Die Jury hat eine Entscheidung getroffen, die sich in diesem Umschlag befindet", begann er zu erklären. Josie spürte, wie ihr Herz augenblicklich schneller schlug. Kurz ließ sie ihren Blick über die Gesichter der Anderen wandern. Die meisten von ihnen wirkten genauso angespannt, wie Josie selbst, während einige so aussahen, als würden sie dem Mann den Umschlag am Liebsten aus den Händen reißen, um sofort herauszufinden, ob sie die Glückliche waren. Hope an ihrer Seite zu wissen und neben sich zu spüren, beruhigte sie jedoch und milderte ihre Aufregung. 

Da auch der Mann zu sehen schien, dass die wenigsten es noch lange aushielten und kaum einer von ihnen noch länger warten wollte, machte er sich daran mit seinen dicklichen Finger den Papierumschlag zu öffnen und einen Zettel herausziehen. Langsam faltete er ihn auseinander und ließ seinen Blick darüber wandern, bevor er die Stimme erhob und verkündete:"Die Gewinnerin des diesjährigen Miss Mystic Falls Wettbewerbs ist …" 
Er machte eine Kunstpause, als würde er es genießen, dass alle Umstehenden regelrecht an seinen Lippen klebten. 
„Emelia Bennett", kaum hätte er den Namen der Gewinnerin verkündet, begannen alle für das Mädchen zu klatschen, während Getuschel aufkam. 

In den Gesichtern einiger anderer Teilnehmerinnen war jedoch deutliche Missgunst zu erkennen, doch auf Josies Lippen erschien ein Lächeln. Sie konnte sich nicht erklären weshalb, doch Enttäuschung verspürte sie nicht im Geringsten. Stattdessen machte sich in ihr ein Gefühl der Erleichterung breit. Obwohl sie nicht gewonnen hatte, fühlte sich der Tag bisher trotzdem wie ein Erfolg an. Zum vielleicht ersten Mal in ihrem Leben hatte sie etwas nur für sich selbst gemacht, obwohl das Risiko bestanden hatte, dass ihre Schwester deshalb sauer auf sie wäre. Doch sie konnte nicht auf ewig alles für Lizzie tun und ihre eigenen Wünsche dafür hinten anstellen. Sie waren zwar Zwillinge, doch das bedeutete nicht, dass Josie alles für sie tun musste. Immerhin machte Lizzie das auch nicht für sie. Warum sollte sie es also tun? 

„Bist du enttäuscht darüber, dass du nicht gewonnen hast?", drang Hopes Stimme von der Seite an ihre Ohren und brachte Josie dazu ihren Blick in ihre Richtung zu wenden. Sie musste nicht lange überlegen, um eine Antwort auf die Frage zu finden:" Nein, bin ich nicht. Ich hab mal etwas für mich getan und dabei nicht immer nur auf die Anderen geachtet." 
Sie bemerkte, dass sie noch immer Hopes Hand hielt, macht allerdings keine Anstalten sie loszulassen. 
„Das habe ich alles dir zu verdanken", fügte sie dann hinzu, während sie ihren Blick über jeden Zug ihres schönen Gesichts wandern ließ:"Du hast mich ermutigt, mir eine Möglichkeit gegeben mit meiner biologischen Mutter zu sprechen und hast mit mir hier teilgenommen, obwohl du eigentlich gar nichts davon hältst. Ich habe keine Ahnung, wie ich dir dafür jemals ausreichend danken soll."

„Um die das zu überlegen hast du noch genug Zeit, wenn wir das erledigt haben, was wir für den Abend geplant haben", beim Sprechen senkte Hope leicht die Stimme. Sie war nicht darauf aus, dass jemand hörte, dass sie etwas geplant hatten. Immerhin konnte jederzeit jemand mithören, ohne dass sie etwas davon mitbekamen. Die Person, die Josie in der Nacht terrorisierte, war höchstwahrscheinlich ebenfalls auf der Salvatore Boarding School und vielleicht gerade auch hier im Raum. 

Während sie sprach, richtete Josies Blick sich wie von selbst auf Hopes Lippen und sie begann sich zu fragen, wie sie sich wohl anfühlten. Von ihren eigenen Gedanken erschrocken, hob sie schnell wieder den Blick und versuchte sich auf ihre Worte zu konzentrieren. Ihr Plan war nun das Wichtigste und erforderte all ihre Aufmerksamkeit. Bei dem Gedanken, dass sie an diesem Abend tatsächlich herausfinden könnten, was dahinter steckte, und möglicherweise endlich die Chance bekam die Bürde endlich von ihren Schultern zu laden, begann ihr Herz fest gegen ihren Brustkorb zu pochen. 
„In Ordnung, dann sollten wir jetzt wohl versuchen hier zu verschwinden", schlug sie vor und ließ ihren Blick umherwandern. Keiner der anderen schien sie zu beobachten, weshalb es eigentlich kein Problem für sie sein sollte sich unauffällig davon zu stehlen. 

„Gut", nickte Hope zustimmend und ließ vorsichtig ihre Hand los:"Dann geh du zuerst und warte fünf Minuten, bevor du anfängst. Ich gehe kurz nach dir und fange dann an, um von dir abzulenken." 
Josie war den Plan bereits mehrmals in Gedanken durchgegangen, hatte allerdings keine Schwachstelle finden können, an der es scheitern könnte. Deshalb musste es einfach funktionieren. Wenn nicht, wusste sie nicht mehr, was sie noch tun sollte, um herauszufinden, wer hinter ihren Albträumen steckte, und um zu verhindern, dass es so weiterging. Nun war sie wirklich froh sich Hope anvertraut zu haben und sie nun auf ihrer Seite zu wissen. 
„Bis später", verabschiedete sie sich von Hope und bewegte sich dann ohne zu zögern zwischen den Umstehenden hindurch, um in Richtung Tür zu gelangen. 

Hunted | Hosie ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt