15. Eine nicht so freudige Begegnung

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~22.03.20??~

Während Biggi und Thomas noch unterwegs waren, traf auch Enrico in Deutschland ein. Als er auf der Basis die A-Crew antraf, fragte er diese, wo sich Biggi aufhielt, daraufhin wurde er von ihnen zu Karin geschickt. Gerade stand er vor Karins Tür und betätigte die Klingel, um gleich seine geliebte Biggi wieder in die Arme schließen zu können.

"Oh, Enrico... Schön dich zu sehen", sagte Karin, als sie ihm gerade die Tür geöffnet hatte.
"Ja, auch schön dich zu sehen. Aber ehrlich gesagt, wollte ich zu Biggi..."
"Das habe ich mir gedacht. Aber ich fürchte, dass du einen Moment warten musst."
"Oh, wieso denn das?"
"Sie ist gerade mit Thomas unterwegs. Beim Arzt um genau zu sein."
"Ja, natürlich. Ich bin gerade echt nicht in der Stimmung, für irgendwelche Scherze, wenn du verstehst. Also, wo finde ich sie nun?"
"Aber ich sage doch die Wahrheit! Thomas lebt, er ist mit Michael zurück nach Deutschland gekommen. Denkst du, dass ich so was erwartet hätte?"
"Also sagst du wirklich die Wahrheit... Und warum hat sich Thomas nie gemeldet?"
"Aus dem gleichen Grund wie bei Michael. Er durfte es nicht..."
"Wo ist Michael denn überhaupt?"
"In der Küche. Komm doch so lange mit rein, dann kannst du drinnen auf sie warten...", sagte sie und Enrico folgte ihr in die Küche.

"Hallo Michael... Ich kann's ja gar nicht glauben, dich mal wieder zu sehen", meinte er und reichte ihm die Hand.
"Hallo Enrico. Was führt dich her?"
"Eigentlich wollte ich zu Biggi. Ich hab's in Italien nicht länger alleine ausgehalten. Dann habe ich gedacht, dass wir auch hier unseren Urlaub gemeinsam verbringen können."
"Sie wird bestimmt gleich kommen. Ist mit Thomas noch beim Arzt. Das heißt, bestimmt schon auf dem Weg hier her."
"Hab' ich bereits schon gehört... Warum eigentlich Arzt, was ist mit ihr überhaupt?"
"Eigentlich nichts, ihr geht es gut... Es handelt sich um einen Spezialisten, wegen der Sache mit der Fluguntauglichkeit."
"Aus welchem Grund denn das? Sie benötigt das Fliegen doch sowieso nicht mehr. Oder hängt ihr die Sache immer noch so nach?", fragte Enrico.
"Wahrscheinlich ja. Fliegen war schließlich immer ihr Leben... Sie kann einfach nicht locker lassen", meinte Karin. Auch wenn das nur die halbe Wahrheit war, mehr darüber erzählen wollte sie ihm nicht. Biggis Aufgabe war es jetzt, ihn auf den neusten Stand zu bringen.

Und wenige Minuten später kamen die beiden auch an. Thomas schloss die Tür auf und lief überglücklich mit Biggi im Arm in die Küche, um die guten Neuigkeiten zu verkünden.
Dann erblickte er allerdings Enrico, weshalb er seinen Arm schnell wieder von ihr entfernte. Das Lächeln verging beiden augenblicklich und Biggi stand nur mit aufgerissenen Augen im Türrahmen und zeigte keine weitere Reaktion.

"Hallo Biggi mein Schatz!", meinte Enrico und kam schon mit leuchtenden Augen auf sie zu. Allerdings schaffte er es nicht, ihr näher zu kommen, da Biggi ihre Hand vor seine Brust streckte.
"Was soll das denn jetzt? Lass doch endlich den Blödsinn. Was soll ich denn noch tun, außer mich bei dir für alles zu entschuldigen?", fragte Enrico.
"Die Entschuldigung habe ich ja längst schon angenommen. Wir können von mir aus auch gerne Freunde bleiben, aber mehr ist da nicht mehr drin", meinte sie.
"Das verstehe ich jetzt nicht... Was willst du denn sonst noch von mir hören? Es ist blöd gelaufen. Ich habe nicht nachgedacht und habe eine dumme Bemerkung gemacht. Sowas wird auch nicht mehr vorkommen!"
"Enrico, es tut mir leid. Trotzdem ist nichts mehr zu machen..."
"Nur wegen eines beschissenen Fehler führst du dich jetzt so auf? Das kann doch nicht dein Ernst sein!"
"Darum geht es doch gar nicht..."
"Biggi... Es bringt nichts, als drum herum zu reden. Du musst es ihm erzählen, sonst kann er es nicht verstehen...", meinte Karin.

"Okay, du hast ja recht. Sich zu drücken bringt hier nichts... Also hör zu Enrico... bevor ich dich kennengelernt habe, hat mir Thomas sehr viel bedeutet... Ich hatte damals Gefühle für ihn, die er noch nicht erwidern konnte. Dann kamst du in mein Leben und das ganze blasste wieder ab."
"Erst mal eine Frage dazu. Warum hast du mir sowas nie erzählt? Hast du etwa gedacht, dass es nicht wichtig war?"
"So ungefähr. Ich wollte dir keinen Grund geben, eifersüchtig zu sein. Wenn ich dir davon erzählt hätte, hättest du mich doch jedes Mal blöd angeschaut, wenn ich alleine mit Thomas geredet hätte. Ich wollte mir die Freundschaft mit ihm nicht durch sowas kaputt machen."
"Glaubst du wirklich, dass ich eure Freundschaft deswegen zerstört hätte?"
"Es finden viele Partner nicht einfach, wenn die Freundin einen besten Freund hat, der ihnen sehr viel bedeutet..."
"Ich hätte es verstanden..."
"Sowas hätte ich nicht wissen können. Ich wollte dich nicht verunsichern."
"Wie auch immer... Und weiter?"
"Einen Tag nach meiner Ankunft hier stand Thomas plötzlich vor mir. Und er hat die Gefühle in mir wieder erweckt, die er nun auch erwidert hat. Ich war völlig überfordert mit der Situation. Es ging alles so schnell und es ließ sich einfach nicht verhindern. Um es kurz zu machen, zwischen uns ist es aus, Enrico. Das musst du jetzt akzeptieren, auch, wenn es für dich hart ist."
"Du willst mir jetzt ehrlich zu verstehen geben, dass du die vier Jahre zwischen uns jetzt einfach so hinschmeißt, nur weil Thomas wieder da ist und sofort deine Gefühle geweckt hat?"
"Enrico... ich weiß, es ist für dich schwer zu verstehen. Aber bitte mach' es nicht schwerer als es ist. Ich kann es mir selbst kaum erklären..."
"Und weil du es nicht kannst, soll ich es können oder wie? Hast du vielleicht eine Sekunde mal an mich gedacht? Ich hab' dich unendlich geliebt, Biggi. Jetzt rennst du ohne einen Grund zu haben aus meinen Armen zu dem nächstbesten."
"Rede nicht so über Thomas! Er ist ganz bestimmt nicht der nächstbeste... Und ja ich habe an dich gedacht. Du glaubst gar nicht, wie schwer es mir gefallen ist, mir einzugestehen, dass es zwischen uns nun vorbei ist."
"Ich merke schon, es macht kein Sinn mit dir weiter zu diskutieren...", meinte er und richtete sich dann an Thomas.

"Aber, dass du das Spiel natürlich auch sofort mitspielst, ohne einmal an mich zu denken, verletzt mich schon. Ich hab' gedacht, wir sind Freunde. Anscheinend habe ich mich geirrt..."
"Ich frage dich jetzt mal etwas... Wie würdest du denn handeln, wenn deine große Liebe plötzlich vor dir stehen würde, der du schon seit Jahren hinterher schaust? Dir hat immer der gewisse Mut gefehlt, sie anzusprechen, dass du mehr fühlst, als Freundschaft. Vielleicht war es auch nicht nur der Mut, sondern auch ein bisschen Dummheit, weil du deiner alten Beziehung noch nachgetrauert hast, es aber sowieso aussichtslos war... Dann steht sie vor dir. Man kann deutlich diese Anspannung spüren und sie bittet dich um einen Kuss. Würdest du dann noch an andere denken und ihn deswegen ablehnen? Oder denkst du dann ausnahmsweise mal an dich, und gehst ihrer Bitte nach?"
"... Wie ich gehandelt hätte weiß ich nicht. Aber mir ist bewusst, dass du 'ne Menge durchmachen musstest. Also, wenn ich dabei an deine Situation denke, kann ich dein Handeln klar verstehen..."
"Ich danke dir für deine ehrliche Antwort. Und wenn es dich ein wenig beruhigt... das klärende Gespräch mit mir ist ihr wirklich verdammt schwer gefallen. Aber, dass ich nach so etwas Klarheit haben will, ist denke ich logisch."
"Deine Situation kann ich vielleicht noch verstehen. Aber ihre verstehe ich weniger. Was mich dabei am meisten verletzt, ist einfach, dass sie nie ehrlich zu mir war... Obwohl, so kann ich das nicht ausdrücken, denn das war sie. Aber sie hat mir nie erzählt, was du ihr wirklich bedeutest. Und ich denke das hätte ich verdient zu wissen..."
"Schon mal daran gedacht, dass sie dachte, dass es nicht mehr wichtig sei nach meinem eigentlichen Tod?"
"Daran habe ich schon gedacht, ja. Aber es gab noch eine lange Zeit davor, wo sie es mir hätte sagen können... Wie auch immer, ich merke, dass das Diskutieren jetzt keinen Sinn mehr macht. Deswegen ist es besser wenn ich jetzt wieder gehe..."
"Enrico... Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst..."
"Das wird die Zeit zeigen...", meinte er noch bevor er sich schnell verabschiedete und verschwand.

"So neugierig ich jetzt auch auf dein Ergebnis bin aber ich fürchte das musst du mir später erzählen. Ich muss nämlich jetzt los zur Basis. Mein Dienst ruft...", meinte Karin.
"Okay, kein Problem."
"Und mach dir wegen Enrico keine Vorwürfe... Das zwischen euch ließ sich nicht verhindern, weil die Gefühle immer da waren. Vielleicht nicht so stark, während du Enrico an deiner Seite hattest, aber da waren sie..."
"Danke, Karin..."

Karin lächelte ihr nur zu, bevor sie Michael einen Kuss zum Abschied gab und dann gemeinsam mit Ralf zur Basis fuhr.

Die 8. Staffel ~ Medicopter 117Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt