25. Nicht geduldete Veränderung

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~28.04.20??~

Thomas saß schon den ganzen Morgen, wenn man es denn überhaupt noch so nennen konnte, grübelnd in der Küche. Da heute ein Ruhetag auf der Basis war, hatten sie sich alle in der Küche versammelt, um gemeinsam zu frühstücken. Denn leider wird ihnen diese Gelegenheit nicht sehr oft geboten, weshalb sie diese auch nutzen sollten, wenn sie schon mal da ist.

Während die anderen, nach dem Beenden des Frühstücks, nach und nach die Küche verließen, blieb er immer noch auf seinem Stuhl sitzen. Vor ihm befand sich ein Haufen sämtlicher Zeitungsanzeigen und daneben lag ein Zettel, auf dem er sich einige Informationen notierte. Außerdem stand vor ihm auch noch ein bereits kalt gewordener Kaffee, der aber keine Aufmerksamkeit mehr bekam.

Gerade kam Karin in die Küche, die voller Verzweiflung versuchte, etwas von den Notizen zu erkennen. Allerdings gelang ihr das nicht, da Thomas den Zettel sofort an sich nahm.

"Kannst du mir vielleicht mal verraten, was du hier die ganze Zeit treibst?", fragte sie verwirrt.
"Ich lese Zeitung... Ist das etwa verboten?"
"Und beim Zeitung lesen macht man sich Notizen?"
"Spannende Artikel liest man auch gerne zwei mal. Aber um sie erneut lesen zu können, muss ich sie auch wieder finden... Deswegen die Notizen."
"Das kannst du jemand anderem erzählen, aber nicht mir. Ich kenne deine Verhaltensweisen noch gut genug... Also was ist wirklich los?"
"Das werdet ihr noch früh genug erfahren..."
"Jetzt erzähl schon. Was ist los mit dir?"
"Mit mir ist gar nichts los. Mir geht es bestens, wirklich."
"Glaub' jetzt ja nicht, dass unser Gespräch schon beendet ist, ich komme gleich wieder...", meinte Karin und verließ die Küche, um Michael aufzusuchen, um ihm davon zu berichten.

Gefunden hatte sie ihn dann schließlich im Wohnzimmer. Er schaute sich im Fernsehen gerade einen spannenden Film an und er sah so aus, als wollte er dabei nicht unbedingt gestört werden.

"Michael? Können wir kurz reden?"
"Ist es was wichtiges oder können wir das auch auf später verschieben?"
"Na ja... Ist es dir denn etwa nicht aufgefallen, wie komisch sich Thomas schon den ganzen Morgen benimmt?"
"Komisch? Er liest halt Zeitung... Na und?"
"Ja und dabei macht er sich irgendwelche Notizen und behauptet, dass sie dazu dienen, die Artikel wieder zu finden... Also ich weiß ja nicht, ob das zu einer seiner Eigenheiten in Kalifornien geworden ist, aber das Ganze wirkt seltsam..."
"Bitte was?... Nein, sowas hat er noch nie gemacht. Was soll denn der Blödsinn?", fragte er und jetzt war auch die Verwirrung in seinem Gesicht deutlich zu erkennen.
"Man sollte meinen, dass du es besser wissen müsstest, als ich. Schließlich kennst du ihn schon wesentlich länger und hast doch sonst so eine Spürnase und bemerkst sofort, wenn etwas nicht stimmt..."
"... Vielleicht bringen wir ihn ja gemeinsam zum Reden..."
"Wir können es versuchen. Aber ich garantiere dir, dass ich nichts erreichen werde. Schließlich habe ich es schon versucht und bei mir bringt er diesbezüglich keinen Ton raus... Ich gehe davon aus, dass du bessere Chancen hast, um seine Probleme zu erkennen..."
"Möglich. Mit seinen Maschen kommt er bei mir sowieso nicht weit. Und das weiß er ganz genau."

Michael erhob sich also gezwungenermaßen vom Sofa, um Karin in die Küche zu folgen. Dort saß Thomas immer noch wie zuvor.

"Na, Karin. Musstest du Verstärkung holen?"
"Bei deinem Dickschädel geht es wohl nicht ohne..."
"Also, was ist los? Warum sitzt du schon den ganzen Morgen über nachdenklich in der Küche?", fragte nun Michael.
"Den Grund dafür möchte ich jetzt noch nicht nennen... Wenn es soweit ist, werdet ihr es schon erfahren..."
"Gut, dann ist es jetzt soweit. Ich höre?", meinte Michael und nahm neben seinen Freund einen Platz ein.
"Du lässt wohl nicht locker, bis du weißt was los ist, oder?"
"Davon kannst du ausgehen."
"...Ok, hört zu... ich bin auf der Suche nach einer anderen Wohnung."
"Du bist was?", fragte Karin geschockt und auch Michael wirkte erschüttert.
"Ja, ihr habt richtig gehört..."
"Verrätst du uns vielleicht auch warum?", wollte Michael wissen.
"Ist das nicht offensichtlich?"
"Wenn es das wäre, würde ich nicht fragen..."
"Michael, seit dem wir wieder hier sind, ist viel passiert. Und zwar viel Positives, was unser Leben auf Dauer verändern wird..."
"Darf ich fragen, was das mit der Wohnungssuche zu tun hat?"
"Na ja... bald werdet ihr heiraten und dazu erwartet ihr noch ein Kind... Dann noch die Tatsache, dass Biggi ihre gesamte Zeit hier verbringt, ohne dass wir überhaupt mal darüber gesprochen haben... Wir wollen eurer Zweisamkeit nicht im Wege stehen..."
"Du spinnst ja wohl. Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, dass du stören könntest?"
"Das würde mich auch interessieren. Oder machen wir auf dich den Eindruck?", fragte Karin besorgt.
"Nein, das habe ich damit nicht ausdrücken wollen. Für Biggi und mich wird einfach in diesem Haus kein Platz mehr sein. Das ist alles."
"Du schlägst dir diese dumme Idee mit der neuen Wohnung mal sofort wieder aus dem Kopf. Und um mal einiges klar zu stellen, ich habe dich damals auch nicht um Erlaubnis wegen Karin gefragt. Deswegen besitzt du in dieser Sache schon mal das gleiche Recht wie ich!"
"Außerdem ist in dem Haus hier ausreichend Platz. Und ich wüsste gar nicht, wie wir den nutzen sollten. Dein Platz wird immer hier sein. Genauso wie der von Biggi...", fügte Karin noch hinzu.
"Okay, ich hab's verstanden... Ich habe halt nur gedacht, dass wir euch eher zur Last fallen, da ihr bestimmt auch mal etwas Privatsphäre braucht..."
"Das braucht jeder mal. Aber das Haus bietet doch genügend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen, oder nicht?", fragte Michael.
"Ja, ich denke schon..."
"Na also! Und vor allem brauch' ich doch meinen besten Freund an meiner Seite... oder glaubst du etwa, dass ich das mit dem Baby alleine hinkriege? Schließlich ist es schon sehr lange her seit ich mal eines großgezogen habe..."
"Ach und bei mir nicht oder was? Bilde dir nur nicht ein, dass du das Kleine dann ständig zu Onkel Thomas schieben kannst!"
"Jetzt tu nur nicht so, als wäre das eine Aufgabe, die dich nerven würde. Du hast so ein unfassbar großes Herz, dass vermutlich jedes Kind auf dieser Erde darin Platz findet..."
"... Das hast du schön gesagt. Und damit dürftest du sogar recht haben."
"Ich weiß. Ich bin ja nicht umsonst dein bester Freund, mh?"
"Das stimmt. Es ist zwar schön, dass du mich so gut kennst, aber leider ist das manchmal auch ein Nachteil..."
"Wieso denn das?"
"Weil du somit immer sofort merkst, wenn etwas ungewöhnlich ist..."
"Das ist auch gut so. Jemand muss dich ja im Auge behalten, damit du keine Dummheiten anstellst. Wie zum Beispiel das hier...", meinte Michael und deutete auf die Zeitungen.
"Das ist für dich eine Dummheit?"
"Ja, weil ich genau weiß, dass du das eigentlich gar nicht willst. Wenn du dich hier unwohl fühlen würdest, hätte ich es schon längst bemerkt, richtig?"
"Möglicherweise schon..."
"Sag ich doch! Und aus diesem Grund wirst du jetzt hier diesen Müll entsorgen...", meinte er und blickte auf die Unordnung auf dem Küchentisch.
"Ist das ein Befehl?"
"Ja und diesen hast du zu befolgen, sonst wird es Konsequenzen haben!"
"Was denn für welche? Ohne Abendbrot ins Bett? Kein Sandmännchen schauen vor'm Schlafen gehen? Oder doch der altbekannte Hausarrest?"
"Diese und noch viele weitere!"
"Oh, gleich doch so schlimm..."
"Aber sicher. Und wenn du nicht sofort handelst, kürze ich obendrauf noch das Taschengeld!"
"Du duldest wohl keinen Aufschub..."
"Gut erkannt!"
"Okay Herr Oberarzt. Dann werde ich mal die befohlene Arbeitsanweisungen befolgen...", meinte Thomas und räumte die Unordnung auf dem Tisch zu einem Stapel zusammen.

"Ziel erreicht würde ich sagen", meinte Michael zu Karin und diese nickte zufrieden, bevor sie die Küche gemeinsam verließen.

Die 8. Staffel ~ Medicopter 117Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt