16. Kapitel

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Etwas verwundert und skeptisch mustert er mich und tritt näher an Sofia.

„oh du hast ja Besuch von?", fragt er, sieht nun zu mir und will meinen Namen wissen.

Total perplext stehe ich erstmal da und sehe zu ihm. Er sieht immernoch so aus wie ich ihn in Erinnerung habe. Nur etwas älter. Er sieht genauso aus, wie auf dem Bild letztens in seinem Arbeitszimmer. Es ist anscheinend ein aktuelles Bild gewesen.

Während ich ihn direkt erkannt habe, erhalte ich von ihm nur fragende Blicke. Er hat mich scheinbar kein bisschen erkannt. Wie denn auch? Es ist schon über 15 Jahre her, dass wir uns zuletzt gesehen haben und er uns verlassen hat. Da war ich noch ein kleines Kind. Ich habe mich über die Jahre sicherlich optisch verändert und bin um einiges älter geworden. Es ist zugegeben schwer die kleine Sahra bei der jetzigen Sahra zu erkennen. Komisch, dass dich dein eigener Vater nicht erkennt...

Nur was hat es mit Sofia und ihm auf sich? Was verbindet die beiden? Sicher ist, dass zwischen den beiden eine vertraute Beziehung besteht. Das Bild. Seine Anwesenheit bei Sofia.

„eh...ich bin Frau Akar. Sofias Ärztin.", stelle ich mich mit stotternder Stimme vor und kann meine Augen nicht von ihm nehmen. So sehr habe ich diese Person vermisst. Meinen Vater. Zu gerne würde ich ihm all die Fragen stellen, die sich angehäuft haben und als Fragezeichen geblieben sind, jedoch habe ich gerade nicht den Mut dazu mich als seine leibliche Tochter zu outen. Zum Glück habe ich jetzt einen anderen Nachnamen. Dieser dient wenigstens zur Tarnung. Ich hätte niemals gedacht, dass die Eheschließung mit Ömer mir in gewissen Situationen wie diesen mal zugute kommen wird.

„Sind Sie etwa die Ärztin von der Sofia immer erzählt?", fragt er neugierig und plötzlich mit einem zufriedenen Lächeln. Dieses Lächeln. Dabei verschwindet seine Sorgenfalte von eben direkt.

„was erzählt sie denn von mir?", mit einem brüchigen Lächeln huschen meine Augen kurz zu Sofia, welche kurz kichern muss.

„Baba pshhhhht!", hält Sofia ihren kleinen Zeigefinger gegen ihre Lippen und signalisiert ihm so zu schweigen.

Sofort versteift sich mein Körper.

Baba? Wie? Sie ist seine Tochter? So wie ich?

Mit geweiteten Augen schaue ich beide im Wechsel an um eine Ähnlichkeit festzustellen, denn anders will ich das nicht glauben. Mein Herz schlägt dabei wie verrückt. Ich stelle dabei fest, dass beide außer die Augen keine wirkliche Ähnlichkeit zueinander haben. Bei mir sind es ebenfalls nur die Augen und die vollen Lippen, die ich von ihm habe. Aber das ändert trotzdem nichts an der Sache, dass Sofia die Tochter meines Vaters ist. Demnach ist sie ja dann meine Halbschwester. Wie komisch ist das denn? Hatte ich deswegen so eine vertraute, nahe Beziehung zu ihr? Hat uns das gleiche Blut zueinander angezogen?

„ich möchte aber wissen, was du deinem Papa über mich so erzählt hast.", fordere ich sie geschickt dazu auf zu beichten und betone "deinem Papa" um meine Feststellung bestätig zu bekommen.

„Okaaay, ich werde es dir sagen.", sie richtet sich etwas auf und hält mir ihre Hand hin. Ich nähere mich ihr direkt und nehme ihre Hand in meine. Ihre Hand fühlt sich plötzlich so anders an. Liegt es wohl daran, weil ich jetzt weiß, dass sie meine Halbschwester ist?

„ich habe ihm erzählt, wie schön und nett du bist und dass ich auch mal gerne so wie du sein möchte. Und...", hält sie kurz inne und drückt meine Hand mit ihrer kleinen schmalen Hand.

„und dass ich dich wie eine große Schwester sehe, die ich nicht habe. Ich hab dich so lieb!", gesteht sie mir mit ihrer zuckersüßen Stimme und lässt mich somit erschaudern. Hat sie es im Gefühl? Die Situation wird immer komischer. Am liebsten würde ich aus mir herausbrüllen, dass wir wirklich auf irgendeiner Weise Geschwister sind jedoch fehlt mir der Mut dazu.

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