„Wow, wie schön nach Kapstadt!", freut sich Arzu für uns.
Trägt dabei ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Gerade ist sie bei uns und wir quatschen ein wenig während wir genüsslich aus unseren Kaffees trinken. Unter anderem ist Gesprächsthema auch die bevorstehende Reise von Ömer und mir. Nur noch drei Tage bis dahin.
Dann sind wir weg für eine Zeit. Weg von der Realität, welche sich nicht davor sträubt uns immer wieder harte Schläge zu geben. Weg von den Ereignissen, die mich geprägt haben und ab und an noch verfolgen. Eine kurze Auszeit, die wir bitter nötig haben. Vor allem brauche ich das auch aufgrund meiner Risikoschwangerschaft. Ich brauche eine entspannte und schöne Umgebung. Ohne jeglichen Stress und negativer Stimmung. Hier erinnern mich viele Sachen noch an Unangenehme Situationen. Selbst in normalen Alltagssituationen erleide ich immer wieder Flashbacks, die mich kurz zurück schleudern und meine unverarbeitete Angst hervorrufen. Ein Urlaub wird uns daher gut tun. Ich bin schon ganz aufgeregt.
„Auch, wenn es nur sieben Tage sind, freue ich mich. Bin mehr als dankbar dafür. Es ist nämlich unser erster Urlaub zusammen mit Ömer und nach diesen ganzen harten Zeiten kommt uns ein entspannter Urlaub sehr gelegen.", spreche ich glücklich. Nehme einen kurzen Schluck von meinem Kaffee, welcher mehr aus Milch besteht. So habe ich ihn am liebsten außer ich brauche Koffein zum Wachbleiben, dann trinke ich ihn auch mal schwarz.
„Sei euch mehr als gegönnt, Kuşum!", kurz erwidere ich mit einem sanften Lächeln. Doch das Lächeln von Arzu will gar nicht verschwinden. Etwas verdächtig beäuge ich sie, denn langsam erscheint mir das merkwürdig. Allgemein verhält sie sich heute anders.
„Irgendetwas stimmt mit dir nicht! Du bist die ganze Zeit am Grinsen, gözümden kaçmadı (habe ich nicht übersehen)!", stelle ich sie sofort zur Rede. Und tatsächlich ist da etwas. Denn sofort senken sich ihre Blicke. Sie muss augenblicklich mit der Sprache rausrücken. Ihre Lippen ziehen sich mit einem Mal zu einem Strich zusammen. Diese zurückhaltende Arzu ist mir neu. Irgendetwas muss passiert sein, was sie selbst aus dem Hocker umgehauen hat. Ich habe sie innerhalb unserer langjährigen Freundschaft noch nie so erlebt. Umso mehr sterbe ich gerade vor Neugier.
„Hadi anlat (los, erzähl'), Arzum! Es ist etwas passiert!", ermutige ich sie, da ich merke, dass sie zögert. Sie räuspert sich und nimmt erst einmal einen großen Schluck von ihrem Kaffee ehe sie sich aufrichtig aufsetzt. Nachdem sie sich ihre Haare hinter die Ohren legt, blickt sie mich wieder an.
„Vedat.", beginnt sie kurze Zeit später endlich und sofort ahne ich etwas. Neugierig warte ich, dass sie weitererzählt. Versuche mir dabei ein nerviges Grinsen zu verkneifen.
„Als er mir den Kirschkuchen von dir vorbeigebracht hat, haben wir uns bisschen unterhalten."
„Eeeeeh?", gebe ich ganz ungeduldig von mir. Meine Beine zappeln schon ganz erwartungsvoll und meine Augen durchlöchern sie ganz gespannt. Sie soll endlich ohne Pause weiterreden.
„Das Gespräch wurde mit einem Mal tiefgründiger. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte aber ich habe ihm vom Mord an meinem Vater erzählt.", mit großen Augen sehe ich sie an. Was hat sie dazu getrieben? Meine Kinnlade rutscht mir glatt runter vor Erstaunen.
„Uff jaaa...Nicht einmal Görkem habe ich es trotz unserer langjährigen Beziehung erzählt. Aber Vedat weiß es jetzt. Und weißt du, was das Komische an der ganzen Sache ist?", ich nicke nur fragend den Kopf.
„Ich bereue es kein bisschen. Ganz im Gegenteil es fühlte sich gut an. So befreiend irgendwie.", sie vergräbt ihr Gesicht kurz in ihren flachen Händen und prustet laut auf.
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ÖMRA
RomanceDie lebensfrohe und leidenschaftliche Chirurgin Sahra (Auspr.: Sachra) Sayer rettet Leben und sieht das Leben als eine Art Busfahrt, die an verschiedenen Haltestellen hält und dabei verschiedene Situationen einsteigen. Für sie gibt es kein erbarmung...