32. Kapitel

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Das kann nicht sein! Mein Vater würde gegenüber einer Frau niemals die Hand erheben. Ich und meine Mutter sind dabei der gute Beweis für. Noch nie hat er mir oder meiner Mutter gegenüber Gewalt eingesetzt geschweige denn damit gedroht. Wieso soll er das dann bei einer anderen Frau machen? Ich kann meine Hand ins Feuer legen, dass er das nicht war! Da ist aufjedenfall etwas anderes dran und ich werde es herausfinden, komme was es wolle...

Ursprünglich bin ich zu dieser Adresse hin, in der Hoffnung, die Wahrheit kommt dabei ans Licht. Aber es ist alles nach hinten losgegangen und Ömer hat für sich die Bestätigung erhalten, dass seine Wahrheit wahr ist und meine falsch. Jetzt wird er mich umso weniger ernst nehmen und mir glauben schenken.

Ya Allah, das wird ein schwieriger Weg aber bitte hilf mir trotz dieser Erschwernis dennoch an die Wahrheit zu gelangen! Amin.

„halt an!", schreie ich außer mir mit einem tränenüberströmten Gesicht meinen Gegenüber an.

„siehst du nicht, dass wir grad auf einer Landstraße sind?", kommt irritiert von Ömer, welcher wieder konzentriert nach vorne sieht nachdem er kurz rüber zu mir schielt.

„ich will zurück!", schniefend wische ich mit meinen Ärmeln mein Gesicht trocken.

„willst du noch weitere grausamen Taten über dein Vater hören?", fragt Ömer verachtend und lacht kurz rau auf.

„das war er nicht verdammt nochmal!", bissig blicke ich zu ihm und würde ihn am liebsten ersticken. So wütend macht mich die Tatsache wie er über meinen Vater denkt.

„Ich meine außerdem nachhause. Ich muss deine Oma zur Rede stellen!"

„meine Oma?"

„ja."

„weswegen willst du sie zur Rede stellen?"

Soll ich ihm das von letztens, was ich mitbekommen habe, erzählen? Als ob er mir das jetzt glauben wird. Ich lass es lieber sein.

„fahr einfach nachhause!", befehle ich ihm kühl ohne dabei auf seine Frage einzugehen.

„iyi (=gut).", er drückt plötzlich auf Gas und verdeutlicht damit, dass er gereizt ist aber mich juckt das nicht.

[...]

Gerade sind wir auf dem Weg zurück nachhause. Wir haben - im Hotel angekommen - direkt unsere Sachen gepackt und ausgecheckt. Jetzt sind wir auch fast da. Ich brodel förmlich. Das was dieser Kadir Arslan erzählt hat, ist eine fette Lüge. Außerdem kam das auch gar nicht authentisch an. Er wirkte beim Erzählen so zögerlich und verunsichert. Als würde er im Auftrag von jemanden lügen. Ein Gefühl in mir sagt, dass dabei Azize Babanne ihre dreckigen Finger im Spiel hat.

Eigentlich will ich sie ja direkt zur Rede stellen aber so entschlossen ich vorhin war, bin ich momentan umso unentschlossener. Denn wenn ich ihr so gegenübertrete, würde ich nicht mehr ganz so leicht an irgendwelche Hinweise oder Infos kommen. Sie würde sich mir gegenüber umso vorsichtiger und zurückhaltender verhalten und das wäre überhaupt nicht gut für mich. So könnte ich die Unschuld meines Vaters niemals beweisen. Aus diesem Grund werde ich sie nicht zur Rede stellen. Ich werde sie lediglich beobachten und in passenden Momenten schleichend ausquetschen um über die Vergangenheit etwas zu erfahren.

Die ganze Fahrt über herrscht schon so eine komische Stille zwischen Ömer und mir. Ist mir recht, denn mir ist gerade überhaupt nicht danach mit ihm zu reden, geschweige denn seine Stimme zu hören. Ich bin wütend auf ihn und das soll er deutlich zu spüren bekommen. Ob ihn das aber juckt ist die andere frage. Aber egal ich tue es für mich.

ÖMRAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt