„Mein Bruder wird uns umbringen, vor allem dich!", kommt von Öykü mit einem schiefen Lächeln.
„Ach, nein Quatsch! Und außerdem glaubt er doch nicht ernsthaft, dass ich den Einkauf für meinen Urlaub nicht selbst vornehmen werde und stattdessen jemand das erledigen lasse?!", gebe ich fassungslos von mir während ich einen großen Schluck aus meinem kalten erfrischenden Schokofrappée nehme.
„Typisch Ömer Abi! Er lebt manchmal in einer sehr eigenartigen Welt aber dafür lieben wir ihn alle ja!", grinst Öykü und wackelt mit den Augenbrauen.
Etwas verlegen erwidere ich mit einem Lächeln. Und wie ich diesen Mann liebe! Er hat zwar seine eigenen Vorstellungen zu Dingen, die mit dem Normalen ab und an divergieren. Aber das macht ihn aus und ich akzeptiere ihn mit allen Verhaltensweisen, denn ich weiß, dass dahinter keine bösen Absichten stecken. Er meint es gut und bringt so seine fürsorgliche Seite zum Vorschein. Aber sobald ich merke, dass er mit einer Sache übertreibt, setzt sich automatisch mein eigener Kopf durch und ich handle so wie ich es für richtig halte. Aus diesem Grund habe ich meine Einkäufe und Erledigungen selbstständig getätigt. Dabei ist auch keiner zu schaden gekommen. Meiner Tochter und mir geht es gut, Gott sei Dank.
Doch plötzlich muss ich kurz mein Gesicht verziehen. Ich spüre jetzt erst, dass meine Füße ganz angeschwollen sind und schmerzen. Wir sind jetzt schon seit Stunden in der Stadt shoppen und in diesem ganzen Shoppingwahn habe ich gar nicht - bis jetzt - gemerkt, dass meine Füße darunter gelitten haben. Ich muss mir fest auf die Zunge beißen, da der Schmerz nicht wirklich mild ist. Sobald ich auftrete macht sich der Schmerz bemerkbar.
„Lass' uns langsam gehen, Sahra abla!", merkt mir Öykü meinen Zustand an.
Sie erhebt sich nach einem kurzen Nicken von mir. Nimmt die Tüten von uns und hilft mir beim Aufstehen. Ganz vorsichtig und mit ihrer Hilfe begeben wir uns zum Auto. Sofort ziehe ich mir meine Sneaker aus als ich mich auf den Beifahrersitz setze und massiere mir meine angeschwollenen Füße. Öykü legt die Tüten derweil schnell im Kofferraum ab ehe sie Platz auf der Fahrerseite nimmt und direkt losfährt.
Jetzt erst merke ich auch, dass ich total erschöpft bin. Meine Augen klappen mir regelrecht zu. Doch ich musste noch einiges besorgen, da wir morgen auch schon nach Kapstadt fliegen werden. Ich bin total aufgeregt. Schließlich wird das unser erster gemeinsamer Urlaub als normales verheiratetes Paar sein. Und das nur zu zweit. Nur Ömer und ich. Sonst niemand. All die Sorgen bleiben hier. Wir sind denen zumindest paar Tage fern und können abschalten.
Kurze Zeit später hält Öykü nach einer ruhigen Fahrt auch schon vor unserer Einfahrt an. Sofort öffnen sich die Tore und das Auto rollt auf die Parkplätze zu bis plötzlich Ömer vor uns steht. Öykü drückt sofort auf das Bremspedal, sodass unsere Oberkörper nach vorne taumeln und ich mit einem Mal ganz wach werde. Das Auto hält noch dicht vor Ömer an. Während Öykü ganz geschockt zu ihrem Bruder blickt, steht er nur lässig da und sieht zu mir. Seine Gesichtszüge streng und seine rechte Augenbraue nach oben gezogen. Ihn hat es kein bisschen gejuckt, dass er vorhin hätte angefahren werden können.
Mit einer strengen Miene wandern seine Augen zu seiner Schwester. Er befehlt ihr mit einer kopfbewegung auszusteigen. Bevor sie ihm horcht wünscht sie mir Glück und verlässt das Auto. Dabei kann sie es nicht lassen ihren Bruder kurz anzufauchen, dass er sich einfach vor das Auto gestellt hat ohne an die möglichen Folgen zu denken. Doch Ömer scheint es nach wie vor nicht weiter zu interessieren. Er steigt rasch ins Auto und schnallt sich an.
„Denk nicht, dass die Sache vom Tisch ist. Wir reden später darüber! Jetzt müssen wir zum Arzt.", nach einem mahnenden Block fährt er auch schon los.
„Was suchen wir beim Arzt?", frage ich stutzig. Sehe ihn von der Seite an.
„Bevor wir morgen fliegen wird deine Frauenärztin nach dem Kind nochmal sehen und dich untersuchen."
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ÖMRA
RomanceDie lebensfrohe und leidenschaftliche Chirurgin Sahra (Auspr.: Sachra) Sayer rettet Leben und sieht das Leben als eine Art Busfahrt, die an verschiedenen Haltestellen hält und dabei verschiedene Situationen einsteigen. Für sie gibt es kein erbarmung...