Noel

8

"Jungs? Ihr könnt mich nicht hier zurücklassen!"
"Wieso? Wo bist du denn?"
Denver stieß in der Dunkelheit gegen irgendetwas, während Noel die glühend heiße Dose aus der Mirkowelle fingerte und sie immer wieder in die Luft warf, um sich nicht die Finger zu verbrennen.
"Hast du eine Lampe oder so was?" wandte er sich an Denver.
"Ich hab was besseres", kam die Anwort, und Noel sah ein Feuerzeug aufblitzen, das eine Zigarette anzündete.
Diese Zigarette leuchtete 57 mal heller, als jede Zigarette, die Noel je gesehen hatte und tauchte den Raum in eine gespenstisches Licht.
"Wie kann diese Zigarette so hell leuchten?"
Denver grinste im gedämpften Licht. "Das ist die Kraft der Kleinkriminellen."
Er stieß die Tür auf und verschwand im Gang. Noel folgte ihm hastig, um nicht in der Dunkelheit zu stehen. 

Noel saß in seinem Bett und genoss das Gulasch. Er fragte sich, ob es den Stromausfall wirklich wert gewesen war, da es immer noch kalt war.
Denver saß am unteren Bett und rauchte die helle Zigarette zu Ende.
Als die Zigarette zu Ende geraucht und aus dem Fenster befördert war, fragte Noel: "Kannst du bitte noch eine anzünden? Es ist so dunkel."
"Wir könnten auch ein Kaminfeuer machen."
"In welchem Kamin?"
"Wieso Kamin? Wir brauchen doch keinen Kamin für ein Kaminfeuer."
Noel hörte, wie Denver in der Dunkelheit aufstand und kurz darauf das Splittern von Holz. Etwa fünf Minuten später erhellte Feuer den Raum.
"Hast du die Kastentür als Brennholz verwendet?"
"Jep. Immerhin sind wir Kleinkriminelle. Und mal ganz ehrlich, wer braucht schon Kastentüren?"
"Kästen."
"Guter Punkt. Aber unserer nicht. Karsten ist ein unabhängiger, starker Schrank, der nicht auf Türen angewiesen ist", erläuterte Denver. 
"Karsten? Ist das sein Name?", hakte Noel nach.
"Der Name, den ihm seine Mutter gegeben hat."
Nach etwa 3.04 Minuten Lagerfeuer sprang das Licht wieder an. Dafür war es jetzt schön warm. Noel begann die verbliebene Hälfte des Gulaschs über der Flamme zu erhitzen.
Vielleicht waren Tenniscamps ja doch gar nicht so schlimm.