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Als die Morgensonne durchs das Fenster in Zimmer 13 schien und den Rauch sanft durchdrang, kam Audrey herein gestürmt.
"Jungs!" Sie wedelte den Rauch zur Seite und entdeckte Denver und Noel, wie sie im Schneidersitz am Boden saßen.
"Jungs? Was macht ihr da?" Sie runzelte die Stirn. "Riecht es hier nach Nagellack?"
"Das kannst du durch den ganzen Rauch riechen?", fragte Noel.
"Ich habe dreizehn mal so sensible Riechkolben wie ihr. Zumindest was Nagellack betrifft."
"Kannst du auch die Farbe riechen?", forderte Noel sie heraus. Audrey schnüffelte und saugte dabei etwas Rauch aus der Luft.
"Ähm... irgendwas Dunkles? Grau? Nein, Schwarz!"
"Wow", sagte Denver wie ein begeisterter kleiner Junge. "Du kannst das echt riechen?"
"Nein, aber es ist klar, dass du nur schwarzen Nagellack besitzen kannst."
"Oooookay", sagte Denver gedehnt. "Wooooher weißt du, dass es nicht Nooooels Nagellack ist?"
"Ich habe seine Nägel noch nie lackiert gesehen."
"Vielleicht trage ich ja Klarlack?" warf Noel ein.
"Glänzen sie deshalb so?" Audrey warf einen Blick auf Noels Nägel, der sie stolz präsentierte.
"Ja. Cool, was?"
"Ziemlich cool. Ich hab mich schon gewundert, warum die so gesund aussehen."
Kurz trat Stille ein. Audrey brach sie nach dreizehn Minuten wieder.
"Sag mal, Noel", begann sie. "Wieso hast du eigentlich kein Shirt an?"
Noel blickte auf seinen nackten Oberkörper hinunter, als würde er ihn gerade zum ersten Mal sehen. "Oh. Das. Ich wollte mein Shirt nicht dreckig machen, als ich Denver die Nägel lackiert habe."
"Was auch gar nicht nötig gewesen wäre, wenn du mehr schwarze Shirts besitzen würdest", erwiderte Denver, der Noels Mangel an schwarzer Kleidung als persönliche Beleidigung sehen zu schien. Dann sah er Audrey an. "Was willst du eigentlich hier?"
Audrey runzelte die Stirn. "Euch zum Frühstück abholen?"
"Ich kann nicht frühstücken." Denver wedelte mit seinen frisch lackierten schwarzen Nägeln. "Meine Nägel sind noch nicht trocken. Vor allem aber, Audrey.... Es ist. Fünf. Uhr. Morgens." 
"Ist doch eh dieselbe Zeit wie immer." Audrey schien verwirrt.
Noel lehnte sich zurück. "Ja. Und wie immer bist du zu früh." 

Bevor das Gespräch vorgesetzt werden konnte, seilte sich plötzlich eine schwarze Spinne von der Wand direkt vor Audreys Gesicht ab.
Ein markerschütternder Schreckensschrei erfüllte den Raum.
Denver sah zu Audrey.
Aber es war nicht Audrey. 
Es war...



Noel!



Audrey lehnte sich dreizehn Zentimeter zurück. "Tut mir leid, Mrs Spinne", sagte sie gelassen. "Sie dringen meine Komfortzone ein."
Noel sah sie an, als wäre sie wahnsinnig geworden.
Denver sprang auf und zog die Spinne sanft aus der Luft. "Er identifiziert sich als männlich. Außerdem ist sein Name Frank."
Noel floh auf das obere Bett. "Frank macht mir Angst", sagte er mit zitternder Stimme.
"Hätte ich nicht gedacht", sagte Audrey trocken.
Denver strich sanft über Franks Rücken und es wäre beinahe so, als hätte man ein glückliches Spinnengeräusch hören können. "Aber du bist seine Mum!"
Noel sah aus, als hätte man ihm gesagt, dass gerade Arnold Schwarzenegger tatsächlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden wäre. "Ich bin WAS?"
"Seine Mum. Wenn ich sein Dad bin, musst du seine Mum sein!"
"Nein!"
"Noel, verleugne nicht dein Kind, nur weil wir nicht verheiratet sind. Auch Bastarde müssen anerkannt werden!"
"Kann ich bei der Hochzeit der Pfarrer sein?" warf Audrey ein.
Noel winkte ab. "Diese Ehe ist gescheitert, bevor sie angefangen hat. Immerhin versucht er mir jetzt ein Kind anzudrehen!"
"Erkenne es an, Noel! Sonst musst du Unterhalt zahlen!", erwiderte Denver.
"Das ist es mir wert!"
"Aber Frank braucht seine Mutter!" Noel warf entnervt eine leere Zigarettenschachtel nach ihm. "ICH BIN NICHT SEINE MUTTER! Kann nicht Audrey seine Mutter sein?"
Audrey wies Denvers Hand und somit Frank energisch von sich. "Ich kann mich nicht um alle deine Probleme kümmern, Noel! Und außerdem hasse ich Kinder!"
Sie überlegte kurz. "Wenn du willst, kann ich die versoffene Tante sein, die ihm einmal im Monat Geld schickt."
"Geld wird ihn nicht glücklich machen!", protestierte Denver. "Er braucht Liebe und Zuneigung!" Dann warf er Audrey einen Seitenblick zu. "Du trinkst?"
"Für Frank würde ich es anfangen."
"Siehst du, Noel? Das ist Liebe. Vielleicht nicht die richtige Einstellung, aber Liebe!" Denver warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
Noel hob die Hände. "Ich mag halt keine Spinnen!"
"Das ist keine Spinne! Das ist unser Kind!"
"Ach ja? Ich kann mich nicht erinnern, ihn geboren zu haben!"
"Kannst du dich erinnern, ihn gezeugt zu haben?", mischte sich Audrey ein.
Noel und Denver warfen sich nur einen Blick zu und schwiegen.

NoelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt