Noel

9

Noel wachte auf, als jemand zur Tür hereinplatzte. Er erkannte Audreys Gestalt anhand ihres Baseballschlägers im Rauch.
"Wenn ich du wäre, würde ich verschwinden. P.A. wartet draußen."
"Auf mich?"
 "Auf wen sonst? Brandon Fried?"
"Wer ist das denn?"
"Mein Ex."
"Du warst bestimmt nicht mit dem Schlagzeuger von The Neighbourhood zusammen", meldete sich Denver von unten.
Audrey runzelte die Stirn. "Du hast recht. Ich war mit Jeremy Freedman zusammen. Das ist der Gitarrist. Ich verwechsle die beiden immer."
"Wartet P.A. jetzt auf mich oder nicht?", unterbrach Noel die beiden.
"Ja, draußen vor der Tür", bestätigte Audrey.
Denver wedelte mit der Hand. "Du könntest doch zum Fenster rausspringen. Dann stirbst du vielleicht, bevor er dich erwischt!"
"Wir sind im Erdgeschoss, Den. Aber trotzdem keine so schlechte Idee."
Noel öffnete hastig das kleine Fenster und zwängte sich hinaus. Er landete knietief in Zigarettenstummeln.
Hinter ihm schloss Audrey das Fenster, um den Rauch und P.A. davon abzuhalten, ebenfalls herauszukommen.
Noel watete durch das Zigarettenmeer, als ganz plötzlich vor ihm der Oberkörper eines Mädchens aus den Stummeln emporstieg. Sie hatte offensichtlich darunter gelegen. Noel erschrak sich so sehr, dass er ausrutschte und ebenfalls rücklings in den Zigaretten landete.
"Hey", sagte er einfach und lächelte sie an.
Sie sah gut aus. Verdammt gut.
"Stört es dich, wenn ich mich zu dir lege?", fragte er etwas schüchtern.
Sie sah ihn mit ihren schönen blauen Augen an. "Ja, das tut es", sagte sie und stand auf.
Ihm war noch nie so schnell das Herz gebrochen worden.
Er rappelte sich auf, um ihr zu folgen, aber sie war schon um die Ecke. Zu allem Überfluss hatte P.A. das Fenster gefunden und stand plötzlich neben ihm. Noel hob in Kapitulation die Hände.
"Hör mal, Mann, du musst das nicht tun. Können wir nicht einfach drüber red..."
P.A. war offensichtlich nicht in der Lage, diese komplizierten Worte zu verstehen, und schlug Noel mitten im Satz ins Gesicht. Er landete in den Zigaretten. Erneut. 

Beim Essen setzte er sich zum ersten Mal nicht zu Denver und Audrey, auch weil er hoffte, Elliott zu entkommen. Aber hauptsächlich wegen dem hübschen Zigaretten-Mädchen, dass am anderen Ende des Tisches entdeckt hatte.
Er nahm seinen Mut zusammen und fragte: "Stört es dich, wenn ich mich zu dir setze?"
Sie sah ihn kühl an. "Ja, das tut es."
Aber diesmal gab er sich nicht so schnell geschlagen und setzte sich neben sie. Seufzend stand sie auf. Er gab noch immer nicht auf und folgte ihr.
"Ich bin Noel, und du?"
"Zadie", erwiderte sie genervt. "Das ist ein hübscher Name. Und du bist auch hübsch. Sehr hübsch."
Sie blieb stehen und drehte sie so abrupt um, dass er beinahe in sie hinein rannte.
"Was genau willst du?"
Seine Stimme hob sich um zwei Oktaven: "Mit dir ausgehen?"
Sie sah ihn finster an und sagte: "Jetzt hör mal zu! Wenn du noch einmal mit mir redest, gehe ich mit deinem besten Freund aus!"
Noel lief ein kalter Schauer über den Rücken. "Denver würde mir niemals den Bro-Code brechen!" Denver war nicht nur Noels bester, sondern auch sein einziger Freund.
"Vielleicht wird er das, wenn ich mit ihm fertig bin!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging.
Noel blieb perplex mitten im Raum stehen und sah seiner Flamme hinterher.