Noel

18

Während Denver und Audrey noch über Musik diskutierten, entdeckte Noel die schreckliche Wahrheit.
"Leute. Das ist nicht unser Tenniscamp."
Das beendete den Streit abrupt und sie drehten sich gleichzeitig zu dem Gebäude um. Ein dunkles Gebäude, rot und schwarz, mit verdunkelten Fenster und Neonschriftzügen wie "Tenniscamp" und einem blinkendem Tennisball.
"Vielleicht haben Sie die Fassade geändert?" fragte Denver.
"Nein, Denver", sagte Audrey, und der Himmel verdüsterte sich über ihr. "Das ist... ein Tricktrack."
Collective gasp.
"Wir sollten reingehen", sagte sie leise. "Bevor es wieder zu regnen beginnt." Noel dachte an seine  immer noch nassen Boxershorts und folgte Audrey nach drinnen.
"Leute", sagte Denver unsicher. "Ich war noch nie in einem Lunapar."
"Echt jetzt?" sagte Audrey. "Noch nie?"
Noel hob die Hand. "Ich auch nicht."
Audrey runzelte die Stirn. "Findet ihr sowas nicht aufregend?"
"Ähm... Nein? Du etwa?"
Audrey zuckte die Schultern und öffnete die Tür. Das rote Licht im Inneren war schummrig und etwas verraucht. Ein paar Mädchen in Tennisklamotten kamen vorbei.
Denver sah verwirrt aus. "Ist denen die Wäsche eingegangen? Oder warum sind die Kleider so kurz?"
Noel zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Vielleicht ist ihnen ja der Stoff ausgegangen..."
Sie setzen sich an einen Tisch, an dem bereits drei Mädchen saßen.
"Hi", sagte Denver. "Dürfen wir uns setzen?"
Eine Rothaarige lächelte und streckte die Hand nach Denver aus, um ihm den Vorhang aus Haaren aus dem Gesicht zu streichen.
"Ich weiß nicht. Wie süß bist du denn?"
"Sehr süß. Und außerdem verheiratet!", schrie Denver und trat einen Schritt zurück. Die Rothaarige ließ ihre Hand sinken.
"Das hat hier noch niemanden aufgehalten, Darling."
Denver legte hastig einen Arm um Noel, der überrascht zusammenzuckte. "Nein, Noel und ich sind sehr glücklich. Und das würden wir nie vor unserem Kind tun. Wir sind nur hier, um Audrey zu unterstützen."
"Ahh", sagte eine Blonde. "Solche seid ihr also."
Noel war verwirrt. "Wir sind was?"
"Solche, die mit uns Würfel spielen würden." Sie holte die Würfel aus ihrem Bustier. "Ich bin Angelique. Die Rothaarige ist Charity und das ist Destiny-Hope."
"Ähm", sagte Noel. "Ich trage leider nicht die richtige Unterwäsche. Könnte ich mir von euch was leihen?"
Destiny-Hope gestikulierte Richtung Bar. "Frag einfach Chantal." Zwinga!
"Okay", sagte Noel. "Bin gleich wieder da."

Noel klopfte auf die Bar, um die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen. "Ähm... hey."
"Was willst du, Süßer?" fragte der ca. 1.95 große Mann.
"Also, ich suche Chantal."
Der Barkeeper verschränkte seine tätowierten Arme vor der Brust. "Steht vor dir, Kumpel."
"Also, meine Klamotten sind total durchnässt und bräuchte was zum Wechseln", sagte Noel.
Chantal fuhr sich durch den Bart.
"Könnte sein, dass du noch was rum liegt. Ich seh mal nach."
Er kam 242 Sekunden später zurück und reichte ihm weiße Tennisklamotten über die Theke. "Hier, probier das mal. Umkleide ist da hinten."
"Danke, Chantal."
"Keine Ursache, Süßer." Zwinga!
Noel griff sich den Stapel und verschwand in der Umkleide, in der sich aus irgendeinem Grund eine senkrechte Stange befand. Noel zuckte die Schultern und begann sich auszuziehen. Gerade als er in seinen nassen Boxershorts dastand, betrat eine blonde Frau den Raum.
Noel kreischte wie eine Jungfer, was an einem Ort wie diesem nun wirklich eine Seltenheit war.
"Oh, was machst du denn hier?", sagte sie spielerisch.
"Ähm... ich ziehe mich um?"
"Oh, dann bist du der Neue. Ich bin schon gehört, dass wir einen Mann bekommen würden, aber ich hatte nicht geahnt, dass er so jung und süß ist. Ich bin ein bisschen neidisch auf deine Kundinnen, muss ich sagen."
Noel stand nur perplex im Raum und starrte. Sein Körper begann wie von selbst, sich wieder anzuziehen.
"Ich bin übrigens Coco", fuhr sie ungehindert fort. "Also eigentlich heiße ich Barbara-Karen."
"Ähm", sagte Noel. "Ich bin Noel?"
"Oh, das ändert sich noch, Honey. Der Chef sucht die Namen auf, er hat gestern schon so was erwähnt, ich glaub deiner war... Pablo? Ich glaube, ja."
"Pablo", stotterte er. "Ah ja." Er war mittlerweile wieder vollständig bekleidet - mit knappen Tennisklamotten. "Ich muss gehen... Zu meinem... Kunden."
Coco lächelte. "Der Emo-Junge da draußen? Er ist wirklich süß."
"Ja", stammelte Noel und flüchtete aus dem Raum. 

Als er wieder an den Tisch kam, war das Würfelspiel in vollem Gange.
"Weißt du, was hier abgeht?"
Denver hob die Schultern. "Keine Ahnung. Aber Audrey rockt dieses Spiel. Und ich habe keine Ahnung, worum es dabei geht."
Noel betrachtete das mit Kreide auf den Tisch gezeichneten Spielfeld, das einer Zeichnung von Pablo Picasso ähnelte. Charity warf den Würfel auf eine nahe gelegene Dartscheibe und eines der unteren Felder leuchtete auf. Der Würfel fiel in einen der dreieinhalb Körbe unter der Scheibe, wurde daraus wieder hervor katapultiert und landete auf einer pinken Fläche des Spielfeldes.
"OUT!!", schrie Audrey und zeichnete einen Strich quer durch das Feld. Die anderen fluchten und schoben eine Schüssel Erdbeeren zu Audrey hinüber.
Audrey ballte die Faust zur Siegesgeste und malte sich einen Strich auf die Stirn. Es sammelten sich dort bereits vier in verschiedenen Farben, während von den anderen Mädchen nur Angelique einen hatte.
Denver sah an Noel herunter. "Sieht gut aus. Betont deine Kurven."
Röte stiegt Noel ins Gesicht. "Danke."