Kapitel 1 - Shoyo Hinata

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Unaufmerksam wie ich gerade war, sprang ich wenige Sekunden zu spät nach oben und verfehlte den Ball. „Scheisse!", hörte ich Tanaka und Nishinoya synchron brüllen, während ich schmerzhaft auf dem Boden aufkam. Leise keuchte ich vor Schmerz auf, doch kauerte einfach weiter auf dem Boden. Der Schwarzhaarige kam angelaufen. Seine Miene wirkte finster, doch irgendwie nicht so wie sonst. Unsicher wand ich meinen Blick ab, während mein Herz stark gegen meine Brust schlug. Was waren das für Emotionen die da meinen Körper durchströmten? „Hinata", begann er nahezu ruhig, „Suhl dich nicht in Selbstmitleid und steh wieder auf! Das Spiel geht noch weiter!" Ein Funke der Hoffnung glühte in mir auf und so schnell wie ich auf dem Boden war, war ich wieder auf den Beinen. Zwar war es nur ein Trainingsspiel, aber ich wollte dennoch alles geben.

Diesmal treffe ich den Ball! Meine Hand schlug und.. ich hatte ihn getroffen und direkt in das andere Feld gepfeffert. Freudig sprang ich nochmals in die Luft. Schon ging das Match weiter. Letztlich hatten wir zwar verloren, aber auf der Gesamtbilanz waren wir fast auf ein unentschieden gekommen. Dies veranlasste uns dazu, eine kleine Fete zu veranstalten. Etwas Sekt und Bier, sowie ausreichend Essen. Gähnend blickte ich mich in der weitläufigen Halle um. Die meisten quetschten sich angetrunken in der Nähe des Eingangs herum, doch im Hintergrund nahm ich noch jemanden wahr, welcher sich allein in eine der hintersten Ecken setzte. Langsam, und mit einer Bierflasche in der Hand, trottete ich zu ihm. Die grauen Augen starrten mir förmlich in die Seele. Mit einem 'Rums' fiel ich neben ihn auf den harten Hallenboden. „Was machst du hier hinten so allein?", fragte ich und bemühte mich jedes Wort richtig zu sprechen. „Darauf warten, dass dieses Fest vorbei ist", kam es trocken von ihm. Mit einer einfachen Handbewegung schob ich die Flasche in seine Richtung. Ohne es wirklich wahrzunehmen war ich wohl doch schon relativ gut betrunken, doch Kageyama schien dies nichts auszumachen und er trank einfach einige Schlucke. Unsere Köpfe kamen sich näher und sanft küssten wir uns. Aus dieser zu Beginn sanften Berührung wurde schnell ein wildes rum Geknutsche. Letztlich wurde aber von Daichi unterbrochen, welcher irgendetwas von uns wollte.

Der nächste Morgen brach an. Scheinbar war ich in meinem Bett. Mit einem totalen Filmriss stand ich auf und sah mich perplex um. Angestrengt versuchte ich den Abend Revue passieren zu lassen, doch ich erinnerte mich lediglich an den Anfang und einen Schnipsel des Endes. Hm... scheint ja doch ziemlich harmlos gewesen zu sein... ich dachte, es wäre schlimmer.. Es war Samstag und ich war froh, dass ich nicht ganz so früh wie sonst aufstehen musste. Trotz der gestrigen Aktivitäten wollten wir alle heute trainieren. Denn was nicht perfekt war, musste man zu dem besten bringen. Gähnend sprang ich aus meinem Bett und streckte meinen gesamten Körper. Fröhlich wie immer hüpfte ich in das Bad und begann mich zu richten. Hoffentlich könnte ich heute noch ein paar Angriffe mit Kageyama üben.. Kageyama.. Mein Herz schlug schneller und ich spürte wie ich langsam errötete. Schnell schüttelte ich den Kopf, um mir diese Gedanken aus dem Kopf zu schlagen.

Gespielt glücklich rannte ich mit meiner Tasche die Treppe hinab und nach draußen. Es musste ja keiner merken, dass ich eigentlich auf dem besten Weg war hart zu werden. Etwas unangenehm war es schon, gerade das laufen, aber ich wollte etwas früher da sein, um möglichst viel zu trainieren. Zügig trugen meine Füße mich weiter, als ich Kageyama aus dem Augenwinkel wahrnahm. Bitte nicht.. ich wollte gerade echt nicht in seiner Nähe sein. Ja ich genieße seine Nähe wirklich unglaublich, aber ich war schon etwas erregt und wie würde das womöglich enden, wenn ich mich jetzt noch mit jemandem unterhalte. „Hinata!", rief er, doch ich lief einfach weiter. Mein Name wurde nochmals gerufen und plötzlich stoppte mich eine kräftige Hand an der Schulter. Irritiert sah ich ihn an. „Warte doch", murrte er. „Entschuldige, hab dich nicht gehört", log ich einfach und lächelte. Ouch... ich hatte ihm gerade lächelnd ins Gesicht gelogen.

Somit liefen wir gemeinsam zur Sporthalle. Glücklicherweise hatte mein Körper sich beruhigt, sodass es keine seltsamen Zwischenfälle gab. Wir alle saßen auf dem Boden und besprachen einige Pläne. Jedoch fiel mir recht schnell auf, dass Daichi mich ständig so seltsam musterte. Als alle begannen zu laufen und ich gerade ebenfalls beginnen wollte mich in Bewegung zu setzten, hielt mit unser Team Captain auf. Verwirrt sah ich ihn an. „An wie viel des gestrigen Abends erinnerst du dich?", fragte er streng. „Nicht so viel, warum?" „Ok", kam es nur noch von ihm und er überging meine Frage völlig. Perplex folgte ich ihm und dachte über das kommende Trainingsspiel nach. Es würde gegen die Aobajohsai High sein. Dementsprechend würde Oikawa ebenfalls dort auftauchen. Genervt knurrte ich einen leisen Fluch vor mich hin und rannte dann mehr, als dass ich joggte. Meine Füße hatten mich schon zu der normalen Laufgruppe getragen, doch ich war wie in Trance. Meine Gedanken fesselten mich und so lief ich und lief ich. Alles drehte sich um Tobia Kageyama. Seine geschmeidigen Bewegungen und sein perfektes Zuspiel. Verträumt seufzte ich und wurde langsamer. Zur Abwechslung hatte ich mich mal nicht verlaufen, sondern stand wieder vor der Halle. Meine Atmung rauschte und ich musste mich aufgrund meines Kreislaufes kurzerhand an einer Wand abstützen. Kageyama kam nun ebenfalls an und sah mich fragend an, doch ignorierte ich seinen Blick einfach. „Hast du dich wieder übernommen?", fragte er mit sanfter Stimmlage. Seit wann war er so? Mein Herz schlug noch schneller, doch antwortete ich einfach mit einem: „Was heißt da bitte schon wieder?" Er schmunzelte und da kam auch schon der Rest. „Mensch Shōyō! Du solltest aufhören immer so schnell zu laufen", kam es von Suga. Wir alle gingen in die Halle und trainierten fleißig. Wenige Angriffe konnte ich auch mit Tobio üben. Zufrieden putzten wir alle die Halle, als Sugawara plötzlich unsere Aufmerksamkeit verlangte. „Wir werden Morgen aufgrund des guten Wetters ins Freibad gehen. Falls ihr nicht könnt oder wollt, schreibt einfach in die Gruppe! Ansonsten bis Morgen!", lachte er glücklich wie immer. Vor Allem seit er mit Daichi zusammen war, war diese überschwängliche Art typisch für ihn. Davor war er auch hin und wieder etwas zurückgezogen. Leise seufzte ich und blickte zu Kageyama.

Wir alle verließen gemeinsam die Halle und ich teilte mir den Weg wiedermal mit dem Schwarzhaarigen. Es herrschte absolute Stille, weshalb ich mich unsicher umsah. Wir hatten mal wieder viel zu lange trainiert, weshalb es schon halbdunkel war. Ungewollt streiften unsere Hände aneinander, was mich tiefrot werden ließ. Beschämt drehte ich meinen Kopf weg. Ich musste mir wohl eingestehen: Ich liebte diesen Jungen.

Mine! [KageHina || Haikyuu!!] ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt