Die Schlacht beginnt

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Die Hörner waren schon Stunden vor Beginn der Schlacht zu hören und noch immer war den Bläsern die Luft nicht ausgegangen. Nach wie vor hallte der nervtötende Ton durch die kahlen Wälder und ließ die Ohren des Hauptmanns mittlerweile schon dröhnen. Endlich war es soweit und die Orks stürzten hinter den Bäumen, den Hecken und den Sträuchern hervor. Ohne jegliche Kampfordnung, ohne jegliche Struktur. Nur eine große Masse an Leibern, die laut grölend auf die Stadt zuraste. Der Hauptmann hätte schwören können, dass sich keines dieser Biester vorher auch nur einmal ihre Stellung angesehen hatte.  

Er verließ seinen Platz auf der windigen Spitze des Turmes. Früher war es einmal ein hohes Herrenhaus gewesen, doch nun wuchs aus einem Teil des Daches ein gewaltiger Turm. Auf dessen Spitze standen die Schützen seines Trupps, die Bögen im Anschlag und Körbe von Pfeilen in ihrer Mitte. Der Hauptmann klopfte einem Schützen auf die Schulter. Der Elf nickte grimmig zurück und blickte wieder vom Turm hinab. Der Hauptmann warf einen letzten Blick auf die Masse an Orks. Dann zog er die Falltür auf, die zur Leiter führte. 

Seine Rüstungsteile schabten aneinander und erzeugten ein quietschendes Geräusch beim Abstieg. Sein Schwert auf dem Rücken drückte ihn noch zusätzlich. Denn es war ein gewaltiger Zweihänder, den er sich extra anfertigen hatte lassen. Jeder hatte ihm vom Kampf mit zwei Händen abgeraten. Zu langsam. Doch er bevorzugte Kraft nicht Schnelligkeit. Man konnte es auch an seinem Körper erkennen.  

Die unteren Turmgeschosse waren nur noch von wenigen Schützen und einigen Kämpfern besetzt. Sie schossen aus den kleinen Scharten in der Mauer. Die Klingen sollten gegeben falls die Truppe an der Tür unten verstärken, wenn es nötig werden würde. Der Hauptmann hoffte das natürlich nicht.  

Geduldig klopfte er seinen Soldaten auf die Schultern. Er sprach einige anstachelnde Worte und Mut zu. Er redete besonders mit dem Elf aus seiner Gruppe, der dafür bekannt war, ziemlich viel zu reden. Der Hauptmann musste lächeln und das Gespräch vorzeitig abbrechen. Er würde sonst nie mehr nach unten kommen.  

Er stieg weiter hinab und kam im obersten Geschoss des richtigen Hauses an. Der Holzboden unter seinen Füßen knirschte und knackte. Das Haus war alt, ohne Frage, würde Trollfäusten aber hoffentlich noch wiederstehen. Am Ende der Treppe im Erdgeschoss erwartete ihn schon sein bester Mann. Er war so etwas wie der Vertreter des Hauptmannes, wenn dieser einmal nicht zugegen war. Er respektierte Rosón sehr und er konnte behaupten, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte.  

„Alle auf Position, Hauptmann! Zumindest hier unten.", sagte er zufrieden. 

„Oben auch. Gut gemacht, wir sollten uns vorbereiten. Ich habe sie schon gesehen." Der Hauptmann stieg die letzten Stufen hinab. 

„Und?" Rosón kam näher und flüsterte fast. „Wie viele sind es?"  

Der Hauptmann seufzte. „Schwer zu sagen, aber die Wälder sind voll." 

„Man munkelt es würden mehr als zehntausend sein." Rosón war verunsichert, das spürte der Hauptmann. Er verzichtete darauf, ihm zu sagen, das er wohl recht hatte. 

„Wir schaffen das! Ganz sicher, die haben sich nicht halb so gut vorbereitet wie wir. Wir sind immer noch Elfen!", versicherte der Hauptmann stattdessen. Er ballte die Faust und Rosón klopfte auf sein Schwert. 

„Du hast recht, wir Elfen schaffen das allemal!" 

Einige der Krieger hatten sich umgedreht und sahen die beiden unsicher an. Sie hatten es nicht gerne, wenn geflüstert wurde, vor allem nicht, wenn der Hauptmann das tat. Es war Verunsicherung da und der Hauptmann hatte vor das zu ändern, bevor der erste Ork anklopfte. 

„Alles klar?", rief er und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Mit einem Schleifen zog er seine Klinge über den Kopf aus seiner Scheide und schwang es probehalber einmal. 

Der Blutschrein [4] - KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt