Der Plan

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Mindestens zehn entgeisterte Gesichter starrten ihn an, als er geendet hatte. Eigentlich wollte er seinen Zettel mit ruhiger Hand, ganz gekonnt in seine Jacke zurück stecken. Eigentlich ... doch stattdessen fiel ihm das Papier aus den zitternden Fingern in den Schlamm. Bevor Dasuna es in ihrer Geistesgegenwart wieder hoch heben konnte, hatte es sich schon fast vollkommen mit dem dreckigen Wasserschlammgemisch vollgesogen. Fluchend und gleichzeitig dankend nahm Jiran sein Blatt von Dasuna entgegen und hielt es ratlos in seiner Hand, weil er seine Jacke nicht verschmutzen wollte. 

Dasuna fasste sich nach langem Schweigen endlich ein Herz und wieder einmal wusste Jiran nicht, was er nur ohne sie tun sollte. Er wäre regelrecht aufgeschmissen. „Ich finde, es ist gar kein schlechter Plan, ich denke wir sollten in jedem Fall darüber nachdenken. Außerdem sollten wir bedenken, dass sich so eine Möglichkeit vielleicht nicht mehr so schnell bieten wird." 

„Die Elfen werden mit Sicherheit ihre Mühen haben, ein derart riesiges Heer von Scheusalen aufzureiben, aber sie werden ohne Zweifel gewinnen. Allein schon, weil sie sich gut hinter ihren Stadtmauern verschanzen können. Sie werden keinesfalls von den Orks ausgelöscht werden, darauf können wir vertrauen.", warf Äira ein und hatte natürlich recht. 

„Darauf beruht mein Plan nicht, er beruht ...", begann Jiran und wurde von Fojenus rüde unterbrochen. 

„ Er beruht auf gar nichts, das ist das Problem!" Fojenus hatte eine derart hohe Stimme, dass dieses Gepiepse fast immer schrecklich nervös klang. Er war der, der Jiran wohl am meisten hasste und Ehnir am meisten geliebt hatte.  

„Nein, so ein Plan kann nicht vollkommen durchgeplant sein ... das geht nicht ...", versuchte Jiran es müde mit einer Erklärung. 

„Ja, weil du es nicht kannst. Was du dir denkst, das sind kühne Träume eines Kindes!", ertönte die nervige Stimme wieder. 

Ruppig wurde Fojenus als Antwort diesmal heftig von Osain gestoßen. Der kleine Nachtelf konnte sich zwar mit rudernden Armen im Gleichgewicht halten, doch danach war er mächtig sauer. 

„Hey, was fällt dir ein ...!" 

„Was fällt dir eigentlich ein, so mit unserem neuen Anführer zu reden? Hast du so auch mit Faranir geredet? Dann wärst du schon lange einen Kopf kleiner.", verteidigte Osain seinen ehemaligen Schüler, woraufhin Fojenus mit schlechtgelauntem Blick den Kreis verließ. Vielleicht war er der nächste, der heimlich den Clan wechselte.  

„Einer weniger.", murmelte jemand halblaut. 

Die Situation war ihnen wohl auf die ein oder andere Weise peinlich und so herrschte wieder Stille im Kreisrund. Eines musste Jiran noch lernen. Er hatte es noch nicht so richtig raus, sich mit seinen Beratern sinnvoll und schließlich mit Erfolg zu beraten. Es war mehr als eindeutig, dass keiner hier ihm richtig etwas zutraute, besonders, da er bisher nichts anderes getan hatte, als krank in Decken eingewickelt anderen zur Last zu fallen. Und ein Elf, noch dazu ein so junger als Anführer einer inzwischen nur noch zweifachen Hundertschaft von Nachtelfen, da wusste keiner so recht, was schief gelaufen war. 

„Ja, also ... will vielleicht noch einer was sagen?", fragte Jiran und kam sich sofort verdammt dämlich vor, nachdem ihm die Worte über die Lippen gekommen waren.  

Die Nachtelfen nahmen das nicht so ernst auf und verstanden es wirklich als Aufforderung. Vielleicht wollte ihm einfach keiner sagen, was für ein bescheuerter und nutzloser Anführer er war. Und ehrlich gesagt war ihm das recht so. Er wurde einfach nicht gerne kritisiert, lieber erkannte er seine Fehler selbst und lernte daraus, oder zog Konsequenzen. Das Problem dahinter war bloß, dass er in dieser Situation nichts, aber auch gar nichts tun konnte, als sich anzustrengen, wieder gesund zu werden und sich danach einen Namen zu machen.  

Der Blutschrein [4] - KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt