Kampf der Magier

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Der Ork zögerte nicht lange und die Luft flimmerte um seine Hände, als er voranstürmte. Der breitschultrige Nachtelf, den Jiran gar nicht kannte, hob sein Schwert und machte sich zum Angriff bereit. Die Nachtelfe neben Jiran war ebenfalls ziemlich angespannt und ihre Hände zitterten und flimmerten genauso wie auch die des Orks. 

Das einzige, an was Jiran dachte, als die zwei Knochen auf das Schwert zu sausten und eine so heftige Kerbe hineinschlugen, dass man meinen könnte, das Schwert wäre aus Knochen und die Knochen aus Stahl, war Magie. Die dicken Arme des kleinen Nachtelfen zitterten unter der Wucht des Hiebes und dennoch schlug er mit großer Präzision zurück. Er hatte überhaupt keinen Nachteil damit, dass er nur eine Waffe und sein Gegner gleich zwei viel stärkere hatte.  

Die kurzen Knochenschwerter des Orkgenerals wirbelten durch die Luft, schlugen links zu, dann oben und unten gleichzeitig. Die Hiebe des Nachtelfen waren so langsam, dass Jirans Verstand langsam Zweifel anmeldete, ob das wirklich ein Nachtelf war. Und trotzdem blieb der Breitschultrige standhaft, schlug konsequent zurück, doch es war mehr als deutlich, dass er dem Ork unterlegen war. Beinahe schämte sich Jiran für diese verdammt schlechten Schwertkünste.  

Er wollte sich schon wieder nach vorne drängeln, wollte es selbst erledigen, doch die Nachtelfe mit dem seltsam vertrauten Gesicht hielt ihn weiterhin zurück. Er sah sie böse an. Beide Knochen stießen nun gleichzeitig gegen die Lederrüstung des Nachtelfen. Doch nichts geschah. Eigentlich hätten die Knochenschwerter die Rüstung mit Leichtigkeit durchschlagen müssen. Doch der Nachtelf gab sich unbeeindruckt, überraschte den Ork daraufhin mit einem gezielten Hieb gegen seine Hand. Er schlug ihm den einen Knochen aus der Hand. 

Einen Moment stand der Orks verdutzt da. Irgendwie wirkte er kurz verloren mit seinem blutigen Knochen. Dann grinste er noch breiter, als würde er verstehen. Er warf den anderen Knochen ebenfalls zur Seite und wischte sich die Finger an der Kleidung ab.  

„Aha, Atar, mein Freund!", rief er und sah sich triumphierend um. Niemand sah ihn an, alle wirkten verwirrt, nur Jiran blickte verständnislos den kleinen Nachtelfen an. Der Ork lachte. „Hihi! Ihr wisst also gar nicht, was sich da in eurer Mitte versteckt hat!" Er lachte noch lauter. „Ein Mensch, meine lieben Milchgesichter und Abtrünnige." Er senkte seine Stimme und sagte bedrohlich. „Ein Magier!" 

Jiran horchte auf und besah sich den breitschultrigen Nachtelfen nun doch genauer. Von der Statur her war er mehr ein Mensch als ein Elf und auch sein Gesicht sah nicht so erhaben und stolz aus, wie bei einem Elf. Er war ein Betrüger. Plötzlich flimmerte die ganze Luft um ihn und seine Hautfarbe änderte sich. Seine Gesichtszüge wurden noch ein wenig älter und menschlicher. Er bekam braune Haut und ein entschuldigender Zug bildetet sich um seine Mundwinkel.  

„Dann wissen es nun alle." Er zuckte mit den Schultern. „Ich werde dich trotzdem besiegen, Kasso! Endgültig!" 

Die Finger der Nachtelfe krallten sich schmerzhaft in Jirans Schultern. Auf einen fragenden Blick von Jiran hin, ließ sie erschrocken wieder lockerer. Jiran kam auf einmal der Gedanke, dass sie auch nicht unbedingt das sein musste, was sie schien. Er stellte sie sich ebenfalls als Mensch vor, doch das wollte nicht passen. Stattdessen aber bildete sich ein ganz anderes Bild. Ein Bild von ihr mit blonden Haaren, nicht mit schwarzen und mit blasser Hautfarbe, nicht mit schwarzer.  

„Ilena ...", flüsterte er fassungslos und sie hielt ihm schnell die Hand vor den Mund.  

Atar stürmte wieder voran. Er wollte wohl den Moment nutzen, da Kasso unbewaffnet war. Jiran verstand nicht, warum der Ork seine Waffen fortgeworfen hatte. Er verstand im Moment sowieso sehr wenig.  

Der Ork wich geschickt aus, und bei der Langsamkeit, mit der Atar die Klinge führte, war das auch kein Problem. Doch für einen Ork bewegte er sich wirklich ziemlich schnell. Dann konnte er einmal nicht mehr ausweichen. Er hielt die Hand schützend vor sich und das Schwert fuhr unter Schmatzen tief in das Fleisch.  

Der Blutschrein [4] - KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt