Liebe und Hass

27 7 0
                                    

Es war Mittag und wie Dasuna schon am Morgen versprochen hatte, strahlte die Sonne am blauen Himmel und stand in unwirklichem Kontrast zur Kälte. Vor allem der Kälte, die zwischen den Bäumen im Wald herrschte. Auch aus diesem Grund hielten sich alle in der Mitte der Lichtung auf, wo die Sonne großzügig schien und ihre Gesichter wärmte. Man hätte fast glauben können, es wäre ein wunderschöner Sommertag, heiß und sonnig. 

Dasuna saß ihm gegenüber und riss ein Stück von ihrem Brot ab. Sie steckte es sich in den Mund und kaute eine Weile darauf herum, dann schluckte sie es und riss erneut ein Stück ab. Er tat es ihr in etwa gleich, doch sein Brot war schon deutlich weniger. Er schlang die Stücke des trockenen Brotes herunter und scherte sich wenig um seinen Bauch, der das wenig angenehm fand. Gerade eben nämlich hatte er noch aufs heftigste verlangt, etwas zu bekommen. Und nun machte er schlapp, wo das Essen nun etwas schneller kam?  

In ihrer Gruppe, die sie auf dem Boden gegründet hatten, den die Sonne noch nicht ganz ausgetrocknet hatte, weswegen sie alle in halbfeuchtem Gras saßen, befanden sich außerdem noch Osain, Äira und Djeno. Djeno hatte Jiran richtig liebgewonnen. Er war ohne Zweifel ein hervorragender Kämpfer, auch wenn er mit einem Auge schon auf Äiras Posten schielte, war er dennoch nett und stand Jiran die ganze Zeit, wenn er ihn brauchte, zur Seite. Sie waren alle tief versunken und konzentriert mit ihrem Essen beschäftigt, dass es ziemlich still war.  

Es war ein Gefühl, als würde seine Schulter brechen. Dumpfer Schmerz durchfuhr Jirans Arm und ließ seinen Kopf zur Seite zucken. Erschrocken zog er seine Schulter sofort weg, doch die Hand war schon wieder weg. Dann kam auch der Täter in sein Blickfeld und setzte sich betont langsam zu den anderen. Direkt neben Jiran, dessen Schulter noch immer brannte, setzte sich Yno und lächelte in die Runde. Seine Größe ließ alle innehalten doch mit einer Handbewegung bedeutete er ihnen allen, dass sie ruhig weiteressen konnten. Stattdessen wandte er sich Jiran zu. 

„Freut mich, dass du mich so oft besuchst.", stellte er anklagend fest. 

Jiran sah kurz verwirrt drein und verstand den Witz erst ziemlich spät, sodass Ynos Grinsen in der Zwischenzeit wuchs. „Jah ... du warst nicht immer gerade nett zu mir, musst du zugeben.", redete sich Jiran heraus und wollte seine Verwirrtheit überspielen. 

„Nein, war nur'n Scherz! Ich würde den Typen, der mich jedes Mal so nett behandelt hat, wenn wir uns wieder getroffen haben auch eher umbringen als ihm die Hand zu schütteln." Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, dann meinte er ernst. „Ich hoffe nicht, dass du diese Absicht hegst." 

Nun war es an Jiran zu grinsen. „Nein, ich bin nicht so wie du." 

„Richtig, du bist'n Zwerg!", lachte Yno und ließ seine Hand wieder herunter schnellen. Diesmal war Jiran jedoch vorbereitet, beugte sich zur anderen Seite und entging der schweren Pranke damit. Yno verärgerte das nicht, er redete einfach weiter. „Weißt du, ich dachte, ich muss mal wieder mit dir reden, jetzt da du von einem Gefangen zum Anführer unseres Clans aufgestiegen bist." 

Jiran nickte zustimmend mit dem Kopf. So, wie Yno das sagte, klang es tatsächlich wie das Unwahrscheinlichste auf dieser Welt. „Ich kann es auch kaum glauben." 

„Na gut, ich denke ich bin dann mal wieder weg. Geht sowieso gleich weiter, nich?" 

„Joh ...", antwortete Jiran zögerlich und blickte in die Runde. Sie hatten alle aufgegessen und wenn er das Lager überblickte, dann schienen die meisten anderen auch wieder bereit zu sein. Dann fiel ihm noch etwas ein. „Hast du schon mal eine Trainingsgruppe angeführt?" 

Yno blickte im ersten Moment überrascht, dann schüttelte er den Kopf. Osain sah nun auch auf und folgte dem Gespräch. „Ich war mehr so was wie Faranirs Leibwächter." 

Der Blutschrein [4] - KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt