Erklärungen, Pläne und alte Freunde

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Jatar lächelte. Atar sah immer wieder verwundert zu Jiran, dann warf er wieder einen seltsamen Blick zu Jatar. Djeno sah aufmerksam in die Runde und hatte keine Ahnung. Dasuna sah Ilena an, als wären sie verfeindet. Genauso feindselig schaute Ilena zurück. Zuren, Ejenuus, Gideon und Kaysar machten eher einen Eindruck, als würden sie genauso wenig verstehen, wie Djeno. Gorin tat gelangweilt, aber Jiran kannte den Anführer der Unbeugsamen besser. Yno stand hinter Jiran und deshalb konnte er dessen Gesicht nicht sehen. Vermutlich war es genauso regungslos wie sonst.  

Er selbst verlangte dringend aufgeklärt zu werden. Es gab Dinge, die Jatar wusste, wahrscheinlich wusste Jatar sogar alles, was er wissen wollte. Er musste zugeben, dass er den alten Nachtelf nicht mehr so gern mochte, wie noch den netten alten Bibliothekar aus Ryonin. Jiran beschlich das Gefühl, dass der Nachtelf, der so allerlei Unverständliches tat, genauso ein Magier war, wie der Mensch Atar oder Strubbel und wie inzwischen sogar Ilena, wie er erfahren hatte.  

„Ich verlange eine Erklärung!" Jiran hieb mit seiner Faust auf den Tisch in seinem Zelt, den er zum ersten Mal benutzte und schon hatte erweitern müssen, damit alle hinpassten. Er hatte zudem noch einige notdürftige Stühle aus Kisten und Fässern besorgt. Alle Köpfe ruckten zu ihm herum.  

Er zeigte auf Atar. „Zuerst von dir." Sein Finger wanderte eine Person weiter zu Ilena. „Und von dir. Warum habt ihr euch einfach in meine Armee eingeschlichen?" 

Atar hob beschwichtigend die Hände. „Wir sollten nicht vergessen, dass du ohne uns wohl tot wärst, nicht wahr!" 

Jiran schüttelte den Kopf. „Das ist was anderes. Glaubst du, ich bin nicht froh darüber. Trotzdem will ich eine Erklärung, auch wenn ich anmerken muss, dass erst ich es letztendlich geschafft habe, Kasso zu töten." 

Atar schaute ihn grimmig an. „Du hast Kasso getötet? Bilde dir nicht zu viel ein, Kleiner! Wer hat erst gegen ihn gekämpft, damit du den schwächlichen Rest von ihm besiegen konntest?" 

Yno stand hinter Atar und drückte ihm den rechten Arm auf den Rücken. Atar quietschte und Jiran konnte spüren, wie er seine Energie aktivierte. Seit er gegen Kasso gekämpft hatte, konnte er die Macht spüren. Es war wie ein sechster Sinn. Atar zischte. 

„Ich denke, wir können auch auf friedlichere Art miteinander reden.", meinte Jatar beschwichtigend. 

Yno ließ den Arm des Mannes los und stellte sich wieder in den Schatten hinter Jiran. Er war ein absolut zuverlässiger Leibwächter und Jiran würde sich irgendwann einmal etwas ausdenken müssen, damit er ihn belohnen konnte. 

Jatar sprach weiter. „Es ist, glaube ich, weniger von Belang, warum sich die beiden unter die Nachtelfen geschmuggelt haben. Es war auf jeden Fall nicht schlecht, dass sie es getan haben und wir sollten nicht weiter darüber streiten. Es gibt Wichtigeres zu besprechen." 

Atar nickte heftig, Jiran war weniger einverstanden, doch er beugte sich dem. Was nützte es, wenn er Atar weiter bedrängte? Es gab wirklich Wichtigeres. 

„Meine nächste Frage richtet sich an Gorin." Jiran drehte sich nach links und sah den Unbeugsamen scharf an. Er verstand, warum er seinen Namen erhalten hatte. „Ich habe gehört, du hast den General der Elfen gefangen genommen." 

„Ja, das habe ich tatsächlich ..." 

„Entgegen deiner Befehle!", fiel ihm Jiran ins Wort. „Aber weil es durchaus nützlich war, werde ich über eine Milderung der Strafe nachdenken. Doch glaube ja nicht, diese Tat bliebe ungestraft.", warnte Jiran. Er hatte gelernt, dass er nur der Herr im Haus bleiben würde, wenn er hart durchsetzte, was er befahl und jeden bestrafte, der nicht folgte.  

Der Unbeugsame machte ein Gesicht, als würde er gleich auf Jiran los gehen. Doch er besann sich glücklicherweise und Yno bewegte sich nicht aus seinem Schatten heraus. Gorin nickte gefasst, doch mit einem Widerstand in den Augen, der vielleicht niemals gebrochen werden konnte. 

Der Blutschrein [4] - KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt