VII. Zeitschleife

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Woran du festhältst, das halte fest. Was du tust, das tue und werde nicht müde.

- Klara von Assisi

Und was, wenn ich mich im Kreis drehe?

Warum kann es mir nicht egal sein, egal sein, was andere von mir denken?
Mache ich mir einfach zu viele Gedanken oder machen sich die anderen zu wenig?

Ich fühle mich so, ob ich es nicht wert bin, dass mir einmal Gutes widerfährt. Andere bekommen doch auch immer das, was sie wollen. Warum kann ich das nicht auch haben, verdammt?!
Ich lebe in einer Zeitschleife, in der immer wieder das Gleiche geschieht. Nur öde Tage erlebe ich und immer ist es so gottverdammt gleich. Ich hasse das!

Aber den größten Hass haben meine Gedanken, die mich das tun lassen, was ich nun einmal tue.
Durch unser Tun werden wir dezimiert, denn dieses Handeln macht uns so anderes, auffallend.
Möchte ich auffallen, aus der Norm herausstechen, obwohl ich das schon mein ganzes Leben tue?
Nein, ich will dazugehören, mir nicht immer den Kopf darüber zerbrechen, ob ich weiter machen kann und will.

Einmal möchte ich lachen können, und zwar aus dem ganzen Herzen. Ich möchte, dass alles gut ist, Freudentränen mein Gesicht bedecken, weil ich es geschafft habe. Das geschafft habe, was ich immer haben wollte.

Nur hab ich ein Problem, denn ich weiß nicht, was ich will. Ich lebe in meiner Zeitschleife. Eine, in der es kein Mitleid für Menschen wie mich gibt, weil in dieser Zeitschleife bin ich nur irgendein Wesen, das atmen und seine Füße bewegen kann. Ein Wesen, das schon all seine Energie zum Leben verbraucht hat, obwohl es doch noch jung ist. Seine Erfahrungen sind begrenzt - man kann es nicht mit anderen vergleichen und ihm erzählen, dass es einfach aufhören soll, sich so unreif zu verhalten.
Alle wollen, dass es brüllt und eine Reaktion zeigt, aber nein, es ist schon viel zu müde, es ist es leid, sich zu wehren.

***

Hier geht es darum, dass ich noch nie eine Person war, die Gefühle wie andere wahrnimmt. Ich weiß nicht, warum das so ist, habe zumindest noch nie Experten gefragt, aber ich fühle weniger als der Rest. Alles ist stumpfer.
Ich kann Freude, Leere, Angst und Monotonie fühlen. Bis heute kann ich aber z.B. Liebe nicht definieren. Ich sage immer, dass ich eine Person liebe, wenn ich traurig wäre, wenn sie weg wäre. Der Satz "Ich liebe dich" bewirkt in mir nichts.

Als ich diesen Text geschrieben habe, habe ich mich gefragt, warum ich nie wie andere bin, ich mich nicht über einfache Dinge freuen kann, dieselben Träume wie andere in meinem Alter habe. Ich habe mich gefragt, ob ich nie das bekomme, was ich will (es zumindest glaube), weil ich nicht wie andere fühle.

Bis heute geht es mir manchmal noch so. Schreiben hilft mir, weil ich noch nie ein Problem hatte, Emotionen zu verstehen. Ich hatte nur Probleme, sie selbst so zu fühlen, wie es anscheinend andere tun. Deswegen auch dieses Buch, um mich mit der Welt auseinandersetzen.

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