XIII. Am Ende dieses Weges...

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Auch Umwege erweitern unseren Horizont.

- Ernst Ferstl

Meiner führt über den Abgrund.

Heute war einer dieser Tage, der mir wie eine Ewigkeit erschienen ist. Das nur, weil es Situationen sind, in denen mir klar wird, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis ich endlich so weit bin. Es wird noch lange so weitergehen, bis zu diesem einen Punkt, wo plötzlich alles klar sein wird.
Ich stelle es mir so vor:

Ich gehe einen Weg, Meter für Meter fallen die Bürden ab, die ich lange mit mir getragen habe, wir getragen haben. Ich und die Krankheit in meinem Kopf, denn wir sind unzertrennlich, bis uns das Ende des Weges auseinanderreißen wird, ich nur mehr ich sein, frei atmen kann.
Eine Befreiung des Guten, denn jetzt ist seine Zeit gekommen, zu strahlen und allein den Weg zu beschreiten.

Am Ende dieses Weges wird eine große Schlucht sein und ich werde an der Klippe stehen. Meine Zehenspitzen an der Kante und kleine Brocken Gestein langsam in die Tiefe stürzend, bis meine Augen nicht mehr in der Lage sind, sie zu verfolgen. Sie werden verschwunden sein, und zwar genauso wie meine Krankheit. Ich werde schreien, brüllen und kämpfen - zum ersten Mal wieder so richtig kämpfen, denn lange habe ich geschwiegen, der Außenwelt den Rücken zugewandt.
Ich werde meinen Mut zusammennehmen, werde den ersten Schritt ins Leere machen. Mein Fuß wird auf Widerstand stoßen und darauf werde ich langsam über diese Tiefe gehen. Zögernd jedoch, denn meine Krankheit wird versuchen, mich wieder auf den Rand der Klippe und den Weg zurückzutreiben, von dem wir hergekommen sind. Sie kann den Weg über die Leere nicht überleben, denn das Böse ist dazu verdammt, in die Tiefe zu stürzen, zu sterben.
Aber, wenn ich stark genug bin und den Kampf gewonnen habe, dann werde ich meinen Weg gehen - die Krankheit schon längst hinabgestürzt -, irgendwann die andere Seite der Schlucht erreichen und werde zurückblicken. Ich werde nicht den Weg sehen, den ich gegangen bin; diese Zeit ist dahin.

***

Hier habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn Personen von ihren Problemen befreit werden könnten. Eine Schlucht, über die nur wir schreiten können, die alles Negative verschluckt.

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