IN EINEM GROSSEN GEBÄUDE EINER TAGESZEITUNG
Allen Fine saß hinter seinem Schreibtisch. Der Lüfter seines Computers säuselte leise vor sich hin, der blinkende Cursor auf dem Bildschirm lud im hypnotischen Takt zum Träumen ein. Und das energische Klingeln des Telefons musste bei einem so penetranten Verhalten einfach ignoriert werden.
(Nein, nein ... das ist nicht Kapitel 6 das Sie aus Versehen nochmal lesen ... Sie hatten doch nicht etwa gerade ein Deja Vu, oder?)
Die tollen Beine der persönlichen Assistentin seines Chefs lenkten ihn noch immer ab. Irgendwie wusste er, was ihn erwarten würde. Seine Annäherungsversuche würden gnadenlos abblitzen und sein Chef würde ihn wissen lassen, dass er ihn für Dreck hielt. Im Grunde genommen nichts Neues. Das merkwürdige war, er hatte eine Vorahnung, dass es um den Artikel über die „verrückte Waldexpertin" ging. Und das er sie in einer Wildhütte treffen würde. Ihm war so, als hätte er das alles schon einmal erlebt, als stecke er in einer Schleife fest ... eiskalter Schauer lief ihm vom Rückenmark bis ins Kleinhirn. Das Telefon klingelte erneut ... oder immer noch? Jedenfalls riss es ihn aus seinen Gedanken. Ehe die eiskalte Schöne seines Chefs ihn ansprechen konnte, griff er schnell zum Telefon, riss den Hörer von der Gabel und hielt ihn geschwind an sein Ohr. Verdutzt blickte die heißeste aller Sekretärinnen ihn an. So war sie noch nie bei ihm abgeblitzt. Schnippisch stockte sie, drehte sich genervt ein wenig zur Seite, betrachtete verlegen ihre atemberaubenden Fingernägel und wartete ab.
Überrascht über sich selbst und seine Aktion sprach er ins Telefon: „Allen Fine – ihr freundlicher Reporter – was können Sie für mich tun?" Erstaunt über seine plötzliche Lässigkeit lächelte er wegen dieses Kalauers verschmitzt ihr zu, doch sie wandte sich nur genervt von ihm ab und ging wieder Richtung Büro. Ihr Abgang glich einem 1A Catwalk.
„Mr. Fine – Allen Fine?" sprach eine resolute und ebenfalls humorlose tiefe Männerstimme am anderen Ende des Telefons. Etwas verunsichert sprach Allen: „Worum geht's denn?"
„Mr. Smeithers – Police Department, Weststreet. Ich bitte Sie schnellst möglichst zu uns zu kommen. Wir haben da ein paar Fragen an Sie"
Mittlerweile kam sein Boss höchst persönlich mit hochrotem Kopf wütend auf ihn zugewalzt.
„Bin gleich da." Sprach er in den Telefonhörer und legte schnell auf. Dann schnappte er sich seine Jacke, nahm die Schlüssel vom Schreibtisch und steckte sie sich ein. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sein kurz vor der Explosion stehender Chef zu einem Brüller ansetzte. Eilig nahm er all' seinen Mut zusammen, marschierte in Richtung des offenen Fahrstuhls und rief: „Keine Zeit Chefchen, muss dringend ins Polizeirevier. – Heiße Story!" Dann betrat er in letzter Sekunde den Fahrstuhl, die Türen schlossen sich hinter ihm, und man hörte nur noch ein hochcholerisch brüllendes „MR. FINE!" Doch da war der Fahrstuhl schon auf dem Weg nach unten. Der Kollege vom Sport, der sich ebenfalls in der Kabine des Fahrstuhls aufhielt, starrte ihn mit offenem Mund an. – Allen lächelte verlegen und meinte kleinlaut mit einer ordentlichen Portion Selbstzweifel: „Der beruhigt sich schon wieder. Bis ich zurück bin hat er es bestimmt schon wieder vergessen ..." Als ob er einen Irren vor sich hätte, setzte sein Kollege ein bemitleidendes Lächeln auf und meinte mit dem gnadenlos gescheiterten Versuch in der Stimme, beruhigend zu wirken: „Na klar!"
YOU ARE READING
Gnom, unser
FantasyEin Mann, der sich für einen Gnom hält, befindet sich in ärztlicher Behandlung. Er gibt sich seinen Wahnvorstellungen hin und bemerkt, dass diese sein Leben ziemlich aufregend gestalten. In diesem Leben hat er eine Mission. Er muss verschiedene Para...