Kapitel 15

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Alle redeten wie wild durcheinander. Viele begannen Alby Fragen zu stellen. Einige wandte sich auch Newt zu. Alby wusste von nichts und das machte er auch oft genug deutlich. Auch Newt schien von der ganzen Fragerei mehr als genervt zu sein und entschloss sich schlussendlich etwas zu sagen.

"Seid jetzt mal still. ALLE!" Das letzte Wort rief er und wie auf Knopfdruck wurde es ruhig. Keiner der Lichter sagte noch ein Wort. Alle warteten gespannt darauf, was er jetzt sagen würde. Auch ich. 

"Hört auf uns mit Fragen zu bombadieren. Wir wissen nicht warum er das getan hat", erklärte er. Wahrscheinlich wollte er einfach nur nicht weiter genervt werden. Es war bestimmt schon schwer genug Thomas anzulügen, denn auch er hatte nachgehackt.

"Aber wir können ihn doch nicht einfach sterben lassen", sagte Thomas. Newt sah ihn an. "Und was schlägst du vor? Die Tore sind zu falls dir das nicht entgangen ist du Neppdepp", entgegnete er. Thomas seufzte. Ich schwieg weiterhin.

"Vielleicht überlebt er ja die Nacht. Vielleicht will er nur den Ausgang bei Nacht untersuchen", murmelte Chuck. Laut genug, dass die, die um ihn drumherum standen es hören konnten.

"Gegen die Griewer kommt er alleine nicht an, Chuck. Thomas und ich hatten schon Probleme damit die Nacht dort draußen zu überleben. Alleine schafft er das nicht", sagte Minho. Thomas stimmte ihm zu, auch wenn es so aussah, als wünschte er sich, dass Minho lügen würde. Glaub mir Thomas, dass wünsche ich mir auch, dachte ich. Doch es blieb ja noch immer die Hoffnung, dass ANGST ihn wie versprochen retten würde. Daran musste ich jetzt festhalten.

"Hört mal, Clyde hat es vielleicht einfach nicht verkraftet hier weiter zu leben. Für ihn schien der Tod die bessere Alternative zu sein. Wir können nichts mehr für ihn tun", gab Alby von sich. Dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg zu Bratpfanne. Gally folgte ihm rasch und als er bei ihm ankam begann er mit ihm zu reden. Ich wandte mich Newt zu. Auch Minho sah ihn an. Das, was Alby gerade gesagt hatte, traf vor einiger Zeit auch auf Newt zu. Vielleicht sogar immernoch. 

"Vielleicht überlebt er die Nacht ja doch", murmelte Chuck wieder. Newt sah zu ihm herab und schüttelte wieder nur den Kopf. "Du musst anfangen die Sachen realistisch zu sehen, kleiner Chucky", sagte Newt. Gemeinsam gingen wir alle zu unseren Hängematten. Doch ich war noch nicht bereit mich schlafen zu legen. Ich wollte ein paar Minuten alleine mit Newt reden. Er hatte sich zu mir auf die Hängematte gesetzt und folgte dem Gespräch zwischen Minho und Thomas. Sie berieten sich darüber, ob sie morgen nocheinmal ins Labyrinth sollten oder nicht.

"Ich bin eher dafür, dass wir uns nach dem Frühstück im Kartenraum treffen und uns wegen einem Fluchtplan beraten", warf Teresa ein. Minho nickte. 

"Mit oder ohne Alby?", wollte Newt wissen. Wir stimmten untereinander ab und alle außer Minho waren dafür es lieber ohne ihn zu besprechen. Selbst Newt fand es besser ihn nicht einzuweihen.

"Wieso wollt ihr ihn nicht dabei haben? Er ist unser Anführer", sagte Minho. "Er hat einen zu guten Draht zu Gally. Ich vertraue ihm nicht und er mir, oder besser Teresa, Beth und mir, nicht. Wenn Alby nur ein falsches Wort sagt wird er misstrauisch", entgegnete Thomas und Newt nickte.

"Gally kann die anderen Lichter schnell von seiner Meinung überzeugen und dann hätten Alby und ich alle Arbeit, sie wieder vom Gegenteil zu überzeugen. Die Arbeit möchte ich uns ersparen", sagte er. Schlussendlich sah auch Minho ein, dass wir lieber ohne Alby darüber sprechen sollten. Jedenfalls fürs Erste. Dann kam jedoch eine neue Frage auf: Wir würden dann morgen Früh nicht arbeiten können. Was sollten wir den Anderen sagen?

"Lasst das mal meine Sorge sein. Mir fällt schon was ein", sagte Newt. Somit war das Gespräch darüber, was Morgen für uns anstehen würde, beendet. Thomas und Teresa zogen sich ihre Schuhe aus und legten sich hin. Minho stand auf und wünschte uns allen eine gute Nacht. Chuck hatte sich schon seit Beginn unseres Gespräches hingelegt, aber schlafen tat er noch nicht. Auch Newt stand auf, sagte mir jedoch, dass ich kurz mitkommen sollte. Das war gut, denn ich wollte ja sowieso noch kurz mit ihm reden.

Gemeinsam mit Minho gingen wir zu dem Raum, in dem ich gestern geschlafen hatte. Newt drückte mir seine Decke in die Arme, damit ich in der Nach nicht frohr. Eigentlich wollte ich dankend ablehnen, denn schließlich brauchte er sie ja selber, doch er sagte, dass er sich schnell eine Neue besorgen könnte, also nahm ich die Decke schließlich doch an.

Ich bat ihn, mich noch bis zu meiner Hängematte zu begleiten und er willigte ein. Dort angekommen legte ich die Decke dort rauf, machte jedoch keine Anstalten mich hinzulegen. Newt sah mich fragend an. Ich zog ihn einfach ein Stück mit, damit die Lichter, die noch wach waren, unser Gespräch nicht belauschen konnten. Dafür war es viel zu privat.

"Was ist los?", wollte er wissen. Stumm legte ich mich ins Gras und beobachtete den Himmel. "Nichts. Ich wollte nur reden", antwortete ich. Er gab ein 'Ah' von sich, bevor er sich ebenfalls hinlegte. Eine Weile schwiegen wir, bis er die Stille brach. 

"Und worüber willst du reden?", fragte er. Ich setzte mich wieder auf und sah ihn an. "Über dich." Seine Augen weiteten sich, als könnte er nicht glauben was er gerade gehört hat.

"Über mich?", sagte er ungläubig und setzte sich ebenfalls auf. "Nun, ich denke du weißt mehr über mich, als ich selbst." Erst sah ich ihn verwirrt an, doch dann verstand ich was er meinte und schüttelte den Kopf.

"Ich weiß kaum was über dich. Wir hatten vor dem Labyrinth nie wirklich etwas miteinander zu tun", gab ich zu. Ungläubig sah er mich an.

"Echt? Wieso nicht?", wollte er wissen und ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, warum wir kaum etwas miteinander zutun hatten. Vielleicht lag es daran, dass ich oft Zeit mit ANGST verbracht hatte, weil ich ja die Computer irgendwann mit den Anderen steuern musste. Das erzählte ich ihm dann schließlich auch genauso. Er nickte nur.

"Aber ich weiß, dass dein Charakter sich nicht verändert hat", fügte ich noch hinzu. Auf die Frage woher ich das wusste antwortete ich nur, dass sich ein Mensch nicht von grundauf verändern kann nur, weil er sein Gedächtnis verliert. Einen Teil behält man und das ist zum Großteil der Charakter. Jedenfalls war das meine Theorie. Ob das wirklich so war wusste ich nicht.

Wieder folgte die Stille. Dann begann ich wieder zu reden. "Wieso hast du das damals gemacht?", wollte ich wissen. Ich war mir nicht sicher, ob er wusste wovon ich sprach. Und ein Teil von mir war sich sicher, dass er wahrscheinlich nicht darüber reden wollte. Doch seine Antwort überraschte mich.

"Ich habe diesen Ort hier gehasst, Beth. Und ich hasse ihn immernoch", antwortete er und jetzt wo ich hier war konnte ich das vollends nachvollziehen. Auf längere Zeit hier quasi eingesperrt zu sein macht einen nicht gerade glücklich. Besonders dann nicht, wenn man den Ausweg einfach nicht fand. Ich nickte nur, denn ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Ich wollte ihn ein wenig aufmuntern, denn sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht.

"Bonnie", sagte ich und sein Gesichtsausdruck änderte sich zu verwirrt. "Die paar Male, die wir vor dem Labyrinth miteinander geredet haben, hast du mich Bonnie genannt. Du warst der Einzige der das getan hat. Die Anderen haben immer den Spitznamen meines zweiten Namens Elizabeth benutzt." Ein lächeln bildete sich auf seine Lippen und er gab ein 'Okay' von sich. Dann stand er auf und hielt mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen.

"Es ist schon spät, Bonnie. Wir sollten schlafen gehen", sagte er und ich nahm seine Hand. Als ich ebenfalls stand sagte ich ihm noch, dass er mich nur Bonnie nennen sollte, wenn wir bei unseren Freunden sind und er nickte. Bisher hatte er mich ohnehin selten bei meinem Namen genannt. Dann wünschte er mir eine gute Nacht.

* * *

Als ich am nächsten Morgen aufwachte war ich erst überrascht, dass ich nicht aufgeweckt wurde. Doch schon bald fiel mir auf, dass die Meisten noch auf ihren Hängematten lagen. Einige schliefen sogar noch. Auch Thomas lag noch und hatte seine Augen geschlossen. Ich konnte nicht sagen, ob er noch schlief, oder nur vor sich hin döste.  

Ich selber wollte nicht aufstehen. Durch die Decke wurde meine Hängematte um einiges gemütlicher. Doch ich müsste so oder so irgendwann aufstehen, also tat ich es lieber jetzt. Langsam richtete ich mich auf und zog meine Schuhe an.

Nachdem ich kurz auf 'Toilette' war und mich wieder auf meine Hängematte gesetzt hatte begann langsam die Sonne aufzugehen. Es ist fast unheimlich wie schön dieser Ort aussehen konnte, wenn man nur kurz vergaß was sich hinter den Mauern verbarg. 

"Beth?", ertönte eine Stimme von der Seite und sofort blickte ich in die Richtung. Es war Chuck, der noch ziemlich verschlafen aussah. Ich lächelte ihn an.

"Morgen, Chuck", sagte ich. Er nickte mir nur zu und richtete sich auf. "Bist du schon lange wach?", wollte er wissen. Ich sagte ihm, dass ich auch erst vor ein paar Minuten aufgewacht bin. War ja auch so. Aufeinmal begann mein Magen zu knurren und Chuck lachte leicht.

"Komm. Ich wette Bratpfanne hat nichts dagegen, wenn wir jetzt schon Frühstücken", sagte Chuck und stand schon auf. Kaum war er aufgestanden richtete sich auch Thomas langsam auf. Scheinbar hatte er nur darauf gewartet, dass jemand frühstücken wollte, um nicht alleine gehen zu müssen. Ich grinste leicht. Teresa schlief noch, doch bald würde sie geweckt werden. Wir entschieden uns dafür, sie noch etwas schlafen zu lassen und machten uns auf den Weg zu Bratpfanne. 

Nachdem wir unser Essen hatten und uns an den üblichen Platz setzten bemerkte ich die Hüter, welche nur ein wenig entfernt saßen und redeten. Und damit meinte ich wirklich alle Hüter. Auch Bratpfanne gesellte sich zu ihnen. Ich runzelte die Stirn.

"Über was die wohl reden", sagte ich so leise, dass nur Chuck und Thomas es hören konnten. Thomas zuckte mit den Schultern. "Wer weiß. Vielleicht reden sie über...Clyde." Gut möglich, dachte ich. Und schon begann ich mich zu fragen, ob Brenda und Jorge ihn wirklich gerettet hatten, oder nicht. Ich hoffte es so sehr. 

Es dauerte nicht lange bis Teresa sich zu uns gesellte. Doch Newt und Minho blieben bei den Hütern. Wahrscheinlich war das was sie besprachen wichtig. Ob er uns später etwas darüber sagen würde? Aus irgendeinem Grund bezweifelte ich das.

Später im Kartenraum warteten wir noch auf Minho. Als dieser endlich eintrudelte schlossen wir die Tür und sahen uns alle an.

"Worüber habt ihr vorhin geredet?", wollte Teresa wissen. Schon alleine Minhos Blick sagte alles. Sie würden es uns nicht sagen. "Ist nicht wichtig", antwortete er.

"Wenn es nicht wichtig wäre, dann hättet ihr nicht so lange darüber gesprochen", entgegnete nun Thomas. Er hasste es, wenn er über solche Sachen nicht bescheid wusste. Nun ergriff Newt das Wort.

"Es ist für euch nicht wichtig. Für keinen Lichter. Wir haben nur über die Lebensmittelvorräte gesprochen", sagte er. Er log nicht, das konnte ich sehen. Aber er verschwieg etwas. Ich würde ihn später vielleicht nochmal darauf ansprechen. Die Anderen ließen es ersteinmal darauf beruhen. Doch ich wusste wie neugierig besonders Thomas jetzt war.

"Da das nun geklärt ist kommen wir zu dem Grund des Treffens: Wir brauchen einen Fluchtplan. Irgendwelche Ideen?" Eigentlich war dieses Treffen sinnlos. Klar mussten wir einen Plan machen, aber der würde sich eher darauf beschränken dafür zu sorgen, dass die Griewer möglichst wenig Leute umbringen würden. Das sagte ich auch laut.

"Das ist uns schon klar", entgegnete Minho. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er heute schlecht drauf war. Vielleicht war er einfach mit dem falschen Bein aufgestanden. 

"Jeder bekommt eine Waffe in die Hand gedrückt und fertig", schlug Teresa vor. Eigentlich die einzig sinnvolle Idee, doch ich bezweifelte, dass jeder mit einer Waffe umgehen konnte. Newt schien das scheinbar auch so zu sehen, denn er schüttelte den Kopf.

"Viele wären mit Waffen überfordert. Die Hüter könnten welche nehmen. Und du Thomas", sagte er. "Die anderen Lichter könnten sich ein Messer aus der Küche mitnehmen", schlug ich vor. 

"So viele Messer haben wir hier nicht", entgegnete Newt. Oh, daran hatte ich nicht gedacht. 

"Die Schlitzer können auf jedenfall auch mit Waffen umgehen", sagte Teresa. Das stimmte. Sie schlachteten die Tiere, also kannten sie sich mit einigen Waffen aus. Und um ehrlich zu sein würde ich sogar Teresa und mir eine Waffe zutrauen. Keine Große, aber wenigstens eine Kleine. Ich hoffte die Anderen sahen das genauso.

"Es gibt doch bestimmt auch einige Schaufeln. Die könnte man auf verwenden", schlug Chuck noch vor. Minho nickte. Und Feuer gab es auch. Dann fiel mir etwas ein. Ich hatte die Griewer quasi mit entworfen. Man konnte sie ausschalten. Aber mir fiel nicht mehr ein wie. Verdammter Klonk! 

Als das Gespräch beendet war gingen alle ihrer Arbeit nach. Teresa half wieder auf dem Feld und ich saß bei Clint und Jeff. Beide unterhielten sich über, für mich uninteressantes, Zeug, weshalb ich auch nicht weiter zuhörte. 

Vorhin hatten wir beschlossen noch ein paar Tage zu warten bevor wir die Lichter einweihen würden, denn es könnte sich ja noch etwas ändern. Ich persönlich fand die Idee dumm, doch die Anderen waren alle dafür. Aufeinmal betrat Newt den Raum und bat mich ihm zu folgen. Das tat ich dann auch.

"Was gibt's?", wollte ich während dem Laufen wissen. 

"Vorhin bei dem Gespräch der Hüter ging es auch um dich. Gally misstraut dir", sagte er. Das war mir schon seit längerem bewusst und auch den Anderen. Also weshalb war das jetzt so wichtig?

"Außerdem haben die Hüter beschlossen, dass Minho und ich kein Mitspracherecht mehr haben, wenn es um dich, Thomas oder Teresa geht. Oder jedenfalls Minho nicht mehr. Ich habe es geschafft die Hüter zu überzeugen, dass ich euch nur ausspioniere, so wie Gally es von mir verlangt. Sie haben es geschluckt", erzählte er weiter. Deshalb war Minho vorhin wahrscheinlich so angepisst. Aber auch ich fand das nicht so prickelnd. Nicht viele der Hüter waren auf meiner Seite. Außer Newt und Minho waren es höchstens noch Alby und Jeff. Vielleicht auch noch Zart. Das wars. Und das waren zu wenige, wenn es ernst für mich werden würde.

"Aber da ist noch etwas", schlussfolgerte ich anhand seine Gesichtsausdruckes. Er nickte. "Gally glaubt meinen Aussagen nicht wirklich. Er hat das Gefühl, dass ich ihn anlüge. Er wird mich jetzt noch mehr unter Beobachtung haben. So ungern ich das jetzt auch zugebe, aber das Geheimnis um dich wird wahrscheinlich nicht mehr all zu lange ein Geheimnis bleiben." Ich musste schlucken. Mir war klar, dass Gally es irgendwann erfahren würde. Doch jetzt war es noch zu früh. Es gab nicht genug Leute, die mich verteidigen würden. Nur Thomas, Chuck, Teresa, Minho und Newt. Bei den Anderen konnte ich nicht sagen, ob sie im Ernstfall nicht doch auf Gallys Seite stehen würden.

Das könnte ein Problem werden. Denn wenn Gally alles herausfindet, dann wird er mich verbannen wollen und bei einer Abstimmung würden die Meisten auf seiner Seite sein. 

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