Kapitel 7

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Ich beschloss ihn ebenfalls damit zu konfrontieren, dass auch Aris bereits in Gruppe B war. Nun sah er mich nur noch geschockter an. Spätestens jetzt war ich mir sicher, dass er das nicht wusste.

"Und ich weiß von deinem Auftrag. Würdest du echt dafür sorgen, dass dein ehemaliger bester Freund stirbt? Das bezweifle ich. So bist du nicht, Clyde", redete ich auf ihn ein. Obwohl ich nicht einmal auf ihn einredete. Ich sagte ihm nur die Wahrheit. Er war wirklich nicht so. Eigentlich war er der typische liebenswerte, beschützende Bruder, auch wenn er ein Jahr jünger war. Mit ihm konnte man aber auch ganz gut streiten. Bei ANGST hatten wir uns eben wie normale Geschwister verhalten. Dieses Verhältnis zu ihm will ich wieder. Nur so konnte ich ihn vor seiner Verbannung beschützen.

"Sie haben gedroht dich umbringen zu lassen", flüsterte er und aufeinmal erkannte ich Tränen in seinen Augen. Das hatten sie gesagt? Aber wie - stimmt, sie können die Lichter durch die Chips kontrollieren, wenn ihnen etwas nicht passt. 

"Das werden sie schon nicht. Ich kann gut auf mich aufpassen. Außerdem habe ich Freunde die -" Weiter kam ich nicht, denn Clyde unterbrach mich. 

"Sie könnten dich nicht beschützen und das weißt du. Nicht, wenn ANGST dich töten will", sagte er. Durch das Gitter hindurch nahm ich seine Hand.

"Doch können sie. Außerdem ist das gerade nicht das Problem. Wir müssen dafür sorgen, dass du nicht verbannt wirst. Egal was die von ANGST gesagt haben. Ich traue ihnen nicht mehr." Er nickte. Dann sah er mich an.

"Es tut mir leid", hauchte er und verwirrt sah ich ihn an. Dann zog er mit einem solchen Ruck an meinem Arm, dass ich mit meinem Kopf gegen das Gitter knallte. Meinem Mund entwich ein lauter Schrei. Ich war froh noch bei Bewusstsein zu sein. Noch immer hielt er meinen Arm fest. Ich versuchte mich zu befreien. Erfolglos. Nun sah ich ihm in die Augen. Sie waren kalt und gleichgültig. Die Sachen die ich gerade noch in ihnen gesehen hatte waren verschwunden und nun wurde es mir klar: Sie kontrollierten ihn.

"HILFE", schrie ich und sah endlich die Ersten herrennen. Unter ihnen waren auch Newt und Gally. Letzterer zögerte keine Sekunde und schlug Clyde so heftig auf den Arm wie er konnte. Meinen Arm hatte er nur um knapp einen Zentimeter verfehlt. Schnell ließ Clyde mich los und ich fiel nach hinten. 

"Was hattest du hier bei ihm zu suchen?", fuhr Gally mich nun an. Ich hielt meinen Kopf, welcher von Clydes Aktion noch immer wehtat und sah ihn ebenfalls an. 

"Ich wollte nur mit ihm reden", sagte ich kleinlaut. Ich hatte keine Lust mit Gally zu diskutieren. Erstens, weil es sowieso sinnlos war mit ihm zu diskutieren und zweitens, weil mein Kopf mir wirklich wehtat. 

"Über?", hackte er weiter nach. Gerade wollte ich den Mund aufmachen, um zu antworten, da begann Newt zu reden.

"Du kannst sie später ausfragen. Ich werde sie erstmal zu Jeff bringen. Ihr Kopf hat ganzschön was abbekommen", sagte er. Widerwillig gab Gally nach und ging mit Bratpfanne weg. Newt half mir auf und ich sah ihn dankend an. Trotz allem verteidigte er mich noch. Auch, wenn er mir wahrscheinlich noch immer nicht vertraute und ich nicht sagen konnte, ob wir sowas wie Freunde waren oder nicht, war ich froh ihn zu haben. 

"Was ist passiert? Warum hat Clyde das getan?", wollte Newt wissen, als wir weit genug von den anderen Lichtern weg waren. Ich seufzte und begann ihm zu erklären was passiert ist. Es tat gut ihm alles erzählen zu können. Ich flehte ihn auch an mit Alby noch einmal über die Verbannung zu reden. Auf die Frage warum erklärte ich ihm das mit dem Chip.

"Die Sache mit dem Kontrollieren macht alles komplizierter. Natürlich wäre das eine gute Begründung ihn nicht zu verbannen, jedoch würde das heißen den Anderen alles verraten zu müssen", gab er zu. Das wusste ich. Doch dieses Risiko würde ich eingehen, wenn es sein musste. Er war mein Bruder und würde das Selbe für mich tun, da war ich mir sicher. 

"Ich weiß. Damit kann ich leben", entgegnete ich, doch er schüttelte den Kopf. Was zur Hölle sollte das denn heißen? Es war doch meine Entscheidung wem ich es erzähle. Ich blieb stehen und sah ihn an.

"Ich kann es erzählen wem ich will", stellte ich klar. Schließlich war es meine Sache, nicht seine. Und er hatte doch sowieso klar und deutlich ausgedrückt, dass er mich nicht vertraute.

"Nein, jedenfalls noch nicht. Ich hatte dir gestern schon gesagt, dass du aufpassen musst wem du was erzählst. Ich werde die Verbannung noch etwas hinauszögern, einverstanden? Vielleicht schaffen wir es ja bis dahin dafür zu sorgen, dass sie ihn nicht mehr kontrollieren können." Überrascht sah ich ihn an, als er 'wir' sagte. Er hatte wirklich vor mir zu helfen. 

"Wieso hilfst du mir noch? Ich dachte du vertraust mir nicht mehr", sagte ich leise und sah auf den Boden. Das gestern gehört zu haben hatte ganz schön gesessen musste ich zugeben. Er kam ein bisschen näher und sah mich genau an.

"Nur, weil das Vertrauensverhältnis gerade sehr gering ist heißt es nicht, dass ich möchte, dass du stirbst oder ebenfalls verbannt wirst. Und darauf würde es hinauslaufen", sagte er und nun sah ich ihn wieder an. Ich musste einfach sehen, ob er das was er gerade gesagt hatte ernst meinte. Und das tat er. Also nickte ich. Er nickte ebenfalls und wir setzten uns wieder in Bewegung. 

"Wie lange denkst du kannst du die Verbannung hinauszögern?", wollte ich wissen als wir fast bei Jeff waren. Er blieb an der Tür stehen und öffnete sie. Dann ließ er mich hineingehen und kam mir nach.

"Keine Ahnung. Vielleicht zwei Tage. Höchstens drei", sagte er ehrlich und ich nickte. Wir hatten höchstens drei Tage zeit, um herauszufinden, wie wir Clyde dazu bekommen wieder er selbst zu sein. Für zwei Personen war das nicht genug Zeit, das wusste ich. 

"Lass dich von Jeff untersuchen. Sobald Tommy wieder da ist treffen wir uns am Kartenraum, okay?", flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte und dann verließ er den Raum. Nun war ich alleine mit Jeff, doch dieser lächelte mich an.

"Du hast ganzschön was abbekommen. Tut dein Kopf sehr weh?", fragte er mich während er einen Lappen nass machte. Ich setzte mich auf einen Stuhl und war froh darüber, dass er mich noch immer zu mögen schien.

"Es geht. Tat schonmal doller weh", gab ich zu. Oh ja, das tat er. Damals, vor ungefähr fünf Jahren, haben Thomas, Teresa und ich fangen gespielt. Dabei sind wir an einer Tür vorbeigerannt, welche sich genau in dem Moment öffnete, als ich daran vorbei lief. Ich konnte mich nicht erinnern wer die Tür geöffnet hatte, denn ich wurde bewusstlos. Erst später hatte ich erfahren, dass es Gally war. Dafür hatte er sich mehr als einhundert Mal entschuldigt. Kaum zu glauben, war aber so.

Jeff überreichte mir den Lappen, welchen ich mir sofort an die Stirn hielt. Dann beobachtete ich ihn dabei wie er einen der Schlitzer verarztete und wünschte mir, wieder hier arbeiten zu können. Dann hätte ich wenigstens was zu tun. 

Dann glitt mein Blick zu Teresa, welche im Koma gerade Thomas Namen genannt hatte. Bitte wach schnell wieder auf, dachte ich. Ich brauchte sie. Ich wollte nichtmehr das einzige Mädchen sein. Es hätte vielleicht seine Vorteile, wenn sie mir nicht alle mistrauen würden. Okay, es gab ein paar Ausnahmen, aber trotzdem wäre es toll ein Mädchen zu haben mit dem man reden konnte. Auch über Jungs.

Nach einer knappen halben Stunde legte ich den Lappen auf den Stuhl und ging raus. Ich musste ein wenig herumlaufen, wenn ich schon nichts zu tun hatte. Ich begann wieder über Clyde nachzudenken. Und darüber wie ich ihm helfen konnte. Dann wurde ich von einer Stimme aus den Gedanken gerissen.

"Geht es deinem Kopf wieder besser?", fragte Chuck. Ohne ihn anzusehen antwortete ich mit 'Ja'. Wir setzten uns beide ins Gras und schwiegen. Ich beobachtete den Himmel nachdem ich mich hingelegt hatte. Chuck behielt das Tor im Auge. Unwillkürlich erinnerte ich mich daran wie er hier ankam. Er tat mir leid und am liebsten hätte ich ihn damals wieder zurückgeholt, doch ich sagte nur Thomas etwas. Er mochte Chuck nie wirklich, denn er hatte ihn immer genervt, aber er war meiner Meinung. Um ehrlich zu sein war ich überrascht, dass die beiden sich hier so schnell angefreundet hatten. Aber ich war auch glücklich darüber. Somit hatten beide einen loyalen Freund. 

Als die ersten sich auf dem Weg zum Mittagessen machten taten wir das ebenfalls. Heute gab es irgendeinen Eintopf, aber mir war egal was es gab. Ich war am verhungern. Chuck und ich setzten uns und begannen zu essen. Noch jemand setzte sich zu uns und dieser Jemand war Newt. Überrascht blickte ich auf. Gerade als er zu essen beginnen wollte ertönten aufeinmal Geräusche aus dem Labyrinth. Geräusche wie man sie jeden Abend hörte, wenn es sich veränderte. Doch es war Tagsüber. 

Alle gingen schnell zu dem offenen Tor und stellten sich drumherum. Ich hörte, dass Gally etwas zu Alby sagte, konnte aber nicht verstehen was es war. Auch wir drei machten uns auf den Weg zu dem Tor. Jedoch langsam. Ein Teil von mir war froh, dass Newt scheinbar beschlossen hatte mir noch eine Chance zu geben.

Nun kamen wir bei den anderen an und drängelten uns durch, um ganz vorne zu stehen. Newt gesellte sich zu Alby und Gally. Neben denen wollte ich aber nicht unbedingt stehen. Chuck und ich stellten uns an den Rand zu Jeff. 

Minho und Thomas kamen rausgejoggt und wurden sofort mit Fragen bombadiert.

"Was ist dadrinnen passiert?", wollte Newt wissen.

"Was hast du jetzt schon wieder angestellt, Thomas?" Das kam von Gally. Minho lief zwischen Newt und Thomas als sie sich von dem Tor entfernten.

"Wir haben womöglich einen Ausgang gefunden. Morgen schauen wir uns das noch einmal genauer an", antwortete Minho, damit die Fragerei aufhörte. Doch nun hatten die Meisten nur noch mehr Fragen. 'Wie sieht der Ausgang aus?' 'Wie habt ihr ihn gefunden?' 

"Der Ausgang ist wahrscheinlich der Eingang von den Griewern. Ihr Weg rein ist vielleicht unser Weg raus", hörte ich Thomas noch sagen, dann blieb ich jedoch stehen. Sie würden jetzt sowieso mit den Hütern sprechen. Alleine. 

Ich ging zu meiner Hängematte und legte mich hin. Ein wenig Schlaf würde mir gut tun, denn ich hatte schließlich in der Nacht nicht geschlafen. Schon bald fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

* * *

Sanft wurde ich geweckt und sah direkt in die braunen Augen von Newt. "Was gibt es?", fragte ich ihn verschlafen und setzte mich auf. Ich wusste zwar nicht wie spät es war, aber dunkel war es noch nicht. Vielleicht hatte ich ja auch nur eine Stunde geschlafen.

"Das Mädchen, sie hieß Teresa oder?" Ich nickte und wartete darauf, dass er weiter sprach. "Sie ist wach. Ich glaube sie mag uns nicht besonders", sagte er und unterdrückte ein Schmunzeln. Verwirrt sah ich ihn an. Daraufhin stand ich auf und lief mit ihm zu dem Baumhaus. Dort sah ich schon von weitem wie Sachen herunterfielen und Teresa rief, dass sie sie in Ruhe lassen sollten. Als Gally dann auch noch etwas an den Kopf bekam konnte ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen.

Thomas rief ihr zu, dass er hier war und dann hörte sie mit dem Werfen auf. Dann kletterte er hinauf. Eine ganze Weile dauerte es bis beide runter kamen. Newt war, genauso wie die Anderen, schon gegangen, doch ich hatte gewartet.

Ich lief zu den beiden. "Ich habe ihr alles erzählt", gab Thomas zu und sah mich entschuldigend an. Ich lächelte.

"Eigentlich wollte ich das übernehmen, aber das ist ja nicht schlimm", sagte ich. Teresa schien noch immer misstrauisch, hielt mir dann aber ihren Arm hin.

"Wieso kann ich mich daran erinnern? Was genau bedeutet ANGST?", fragte sie. Mit einem Stift hatte sie sich 'ANGST ist gut' auf den Arm geschrieben. Ich erklärte ihr was ANGST bedeutete und was sie taten. Scheinbar hatte Thomas ihr das noch nicht erzählt.

"Aber wieso erinnere ich mich daran, dass ANGST gut ist?" Ich zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich wollten sie, dass du diese Erinnerung behälst", antwortete ich. Dann liefen wir noch ein bisschen über die Lichtung, bis wir schließlich gemeinsam Abendbrot aßen. Mit wir meinte ich Thomas, Teresa, Chuck und mich. Als ich aufgegessen hatte fiel mir ein, dass Newt und ich uns am Kartenraum treffen wollten. Doch Newt saß noch immer bei Minho und redete mit ihm. Okay, die Sache mit dem Ausgang war dazwischen gekommen und ich hatte mich schlafen gelegt. Vielleicht würde er das Gespräch auf Morgen verlegen.

Als er bis zur Schlafenszeit noch immer nicht kam war ich mir sicher, dass wir erst Morgen darüber reden würden. Gerade als ich mich hinlegen wollte, tauchte er jedoch auf.

"Tommy? Beth?", ertönte seine Stimme. Wollte er wirklich jetzt noch reden? Es war schon dunkel und er wollte zum Kartenraum. Und dieser war im Wald. Wir beide drehten uns zu ihm, doch im Gegensatz zu mir hatte Thomas keine Ahnung, was Newt wollte.

Schnell sagte er, dass er mit uns sprechen musste, damit die Anderen keine Fragen stellten. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Kartenraum. Ich lief zwischen Thomas und Newt, worüber ich mehr als froh war.

Am Eingang des Kartenraumes warteten Minho und Teresa auf uns. Erst hatte ich mich gefragt, weshalb auch Minho da war, doch dann fiel mir ein, dass er die Verwandlung durchgemacht hatte und sich wieder an alles, oder jedenfalls das Meiste, erinnerte. 

Wir betraten den Raum und Newt sah uns alle an. "Alby hat mit sich reden lassen und die Verbannung um drei Tage verschoben. Solange haben wir Zeit, um Clyde wieder zur Vernunft zu bringen", sagte er. Unterwegs hatte er Thomas alles erklärt und scheinbar waren Minho und Teresa ebenfalls schon über die Lage und den Grund des Treffens hier informiert. 

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