Seit Stunden beobachtete ich nun schon den Fluss vor mir. Er floss schnell vor sich hin und das Wasser kräuselte sich bei Hindernissen, die ihm im Weg waren. Ich atmete ruhig und entspannte mich vollkommen. Es machte mich einfach so glücklich hier einfach nur zu liegen und den Fluss an zu starren. Das tat ich immer, wenn ich etwas Ruhe und Zeit für mich brauchte, doch heute war ich nicht alleine.
" Voll schön hier, was?", flüsterte ich leise und drehte mich zu meiner besten Freundin um. Irgendetwas starrte sie gerade an, doch es war nicht der Fluss, sondern etwas anderes.
" Schau mal! Was ist das?", flüsterte sie leise. Sie war schon immer die dramatischere von uns beiden. Ich folgte trotzdem ihrem Blick und sah eine Flasche, in der irgendwas zu stecken schien.
" Was soll da so besonders dran sein?", fragte ich etwas verwirrt.
" Da steckt ein Brief drin! Komm, lass uns den mal holen gehen!", rief sie und war schon aufgesprungen und rannte nun zum Wasser. Ich blieb sitzen, denn ich wusste, dass sie wieder zurückkommen würde. Während sie auf mich zu lief öffnete sie die Flasche und zog den Brief, der sich tatsächlich in einem Umschlag befand und sauber in die Flasche gesteckt worden war, heraus. Sie öffente ihn und ihre Augen fingen an zu glitzern.
" Ich glaub das hat ein Junge geschrieben. Schau mal!", rief sie aufgeregt. Ich konnte einfach nur die Augen verdrehen. Sie wollte so unbedingt einen Freund haben und ich bin mir sicher, dass sie viele Jungs begehrten, aber keiner dieser Jungen war gut genug für sie. Ein leiser Seufzer entglitt mir. Schnell hob meine beste Freundin von dem Brief und starrte mich an.
" Was ist?", fragte sie.
" Ach, Lea, du bist so hübsch, alle Jungs lieben dich und doch hoffst du noch immer, dass sich einer in dich verlieben wird?", fragte ich sie skeptisch.
" Tu ich gar nicht!", rief sie erschrocken.
" Oh, doch! Das tust du!"; warf ich ihr es ihr ein weiteres Mal an den Kopf. Sie war das perfekte Mädchen, wunderschön, lieb, freundlich, nett und einfach nur toll, aber das wollte sie nie hören. Ich wusste nicht weshalb sie manchmal solche Minderheitskomplexe hatte, aber ich konnte es nicht fassen. Sie hatte alles, was ich mir nur wünschen könnte, aber sie war nicht zufrieden. Manchmal, wenn ich zu ihr komme, sitzt sie weinend in ihrem Badezimmer und schluchzt immer und immer wieder, wie hässlich sie doch sei. Und wie schön ich sie fand! Keine Ahnung weshalb sie dachte, dass sie nicht gut aussehen würde. Es war einfach nur unfassbar.
" Ist ja jetzt egal!", murmelte sie mies gelaunt und fing an den nun geöffneten Brief zu lesen. Aufmerksam wanderten ihre Augen von der rechten Seite des Blattes zur Linken.
" Oh Gott!", flüsterte sie nach einer Weile.
" Was?"
" Seine Mutter ist gestorben!", sagte sie leise und ihr traten die Tränen in die Augen. Heulte sie gerade wegen einem fremden Jungen rum?
" Oh nein.... WIR MÜSSEN IHN FINDEN!!!", kreischte sie plötzlich.
" Spinnst du? Wir wissen nicht wie er heißt, ob er das ernst meint oder sonst irgendwas! Das ist doch Schwachsinn!"
Sie ließ das Blatt fallen und rannte davon. Ich starrte ihr total geschockt hinterher.
" LEA!", schrie ich, doch sie war schon weg. Was war das denn gewesen? Ich stand auf und ging zu dem Brief, hob ihn auf und fing an zu lesen:
An Lena
Ich weiß, dass es dich eigentlich nicht gibt, oder vielleicht doch? Ich bin mir nicht sicher, aber alle erzählten mir, dass ich mir das nur eingebildete habe. Ich kann ihnen nicht glauben, so gerne will ich, dass du echt bist. Du bist so wunderschön. Wenn du nur bei mir sein könntest. Würde ich dann meine Meinung ändern? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dich liebe und nicht ohne dir leben will, aber weil es dich leider nicht gibt, muss ich das. Aber nicht mehr lange, dann ist es alles vorbei und die Schmerzen hören auf. Ich hätte dich so gerne in den Arm genommen und noch so viel mehr getan, aber es ist mir nicht möglich. Sollte es irgendwo dadraußen jemanden geben, der dir ähnelt oder der sogar du ist, dann hätte ich gerne gewollte, dass dieser Mensch weiß, wie sehr ich ihn liebe und dass ich existiere. Ich wollte das alles nicht tun, doch irgendwie nahm alles seinen Lauf, ohne dass ich es groß beeinflussen hätte könnnen. Warum musste auch gerade meine Mutter sterben? Wieso konnte er sich nicht einen anderen Menschen aussuchen? Einen Menschen, der mir nicht so nahe stand? Vielleicht jemanden über den ich hinweggekommen wäre, vielleicht jemanden der meine Familie nicht so zerstört hätte. Tief in mir weiß ich, dass es falsch ist Sidney alleine zulassen oder Riley, aber was beleibt mir noch anderes übrig. Ich möchte nicht, dass ihnen das selbe passiert wie mir. Ich möchte nicht, dass Sidney noch mehr leiden muss. Ich hoffe nur, dass sie das alles gut übersteht und mir die beiden nicht sauer sind. Aber was ich fast noch mehr hoffe ist, dass mein Vater ein schlechtes Gewissen bekommt, dass er uns so sehr vernachlässigt hat, und sich bei Riley entschuldigt. Vielleicht können dir drei mit Sebastians Hilfe wieder eine normale Familie werden. Ich wünsche mir so sehr, dass alle diese Leute: Sebastian, Riely, Sidney und du, eine schöne Zukunft haben. Ich wünsche euch viel Glück in allem was ihr anfangen und beenden werdet und hoffe aus tiefster Seele, dass ihr nie so etwas erleben müsste wie ich es erleben musste. Ich wünsche dir ein weiteres schönes Leben. Ich liebe dich,
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Tod, Drogen und die Liebe
RomanceSam, ein siebzehn Jahre alter Junge, hatte es nicht leicht in seinem Leben. Sein Mutter verstarb, als er erst sieben war, sein großer Bruder hat Angst vor jedem, der ihm zu nahe kommt, seine kleine Schwester sitzt im Rollstuhl und sein Vater arbeite...