War es hier so dunkel oder dachte ich das nur? Ich versuchte mich zu bewegen, aber ich konnte nicht. Das einzige, was ich spürte war ein stechender Schmerz in meinem linken Arm, meinem linken Bein und meinem gesamten Oberkörper. Ich fühlte mich wie von einem Auto überrollt. Was war nur passiert? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Es war alles nur dunkel und verschwommen. Ob ich die Augen überhaupt offen hatte? Nach einigem zögern, versuchte ich sie zu öffnen. Mit dem Resultat, dass ich festellte, dass mir das nicht möglich war.
" Denken sie, dass er wieder wird?", fragte Jade. Ich erkannte sie sofort. Ihre Stimme kam mir so bekannt vor, als würde ich sie schon immer gekannt haben.
" Ich bin mir nicht sicher, aber wenn in den nächsten Wochen nichts passiert, muss der Arzt die Maschienen abstellen. Du weißt was das heißt!", murmelte jemand. Erst konnte ich die Stimme nicht recht zu ordnen, aber dann kam es mir schlagartig wieder in den Sinn. Natürlich! Sebastian. Angst kam in mir auf. Was er zu meinem Brief sagen würde? Sicher nichts gutes.
" Sie können ihn doch nicht umbringen!", hauchte das Mädchen leise und ließ mich nur zu gut erahnen, wie nahe sie den Tränen schon war. Umbringen, hallte es immer und immer wieder in meinem Kopf nach. Von was sprachen die beiden?
" Sie bringen ihn nicht um, Jade! So hat es doch keinen Sinn. Ich weiß, dass ist keine gute Lösung, aber wenn er Jahre hier liegt und sich nicht bewegen, nicht sprechen, einfach gar nichts kann und dabei nicht mal bei Bewusstsein ist, dann ist es doch viel sinnvoller ihn von all dem zu erlösen, denkst du nicht auch?"
Mir wurde flau im Magen. Was sollte das alles? Wo war ich? Was hatte ich? Von was sprachen sie? Panik brach in mir aus. Ich hätte gerne gesagt, dass ich sie hören konnte, ich hätte mich gerne bewegt. Irgendetwas getan, aber ich konnte einfach nicht.
" Und kommt sein Vater-"
Es fing mit einem Mal laut an zu piepen. Mein Vater. Ich wollte nicht wieder zu ihm. Nein, nein, nein. Was sollte das alles? Was war hier los? Meine Atmung beschleunigte sich und ich konnte nichts dagegen tun. Es kam einfach so.
" Hol schnell einen Arzt! Beeil dich!", rief Sebastian. Daraufhin hörte ich eine Tür lauf knallen. Dann war es einen Moment land totenstill.
" Sam?", flüsterte Sebastian. Antworte, Sam! Antworte! Ich wollte so gern! Ich wünschte mir ihm alles sagen zu können, doch es geschah nichts Ich flehte mich selbst beinnahe an, dass sich irgendwas bewegen ließ, aber es blieb alles wie erstarrt.
" Beruhig dich! Ganz ruhig!", flüsterte er, doch selbst wenn ich es gewollte hätte. Ich hatte mich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Dann spürte ich wieder diese unglaublich straken Schmerzen und ich rieß meine Augen aus Reflex auf. Es blendte, aber das interessierte mich im Moment recht wenig. Ich schrie geqäult auf. Mein Körper verkrampfte sich vollkommen.
" Ach, scheiße! Sam, ganz ruhig! Es ist nicht schlimm! Alles wird gut!"
Tränen liefen über meine Wangen und ich schrie noch Mal auf. Ich keuchte und versuchte irgendwas wieder unter Kontrolle zu bringen, aber nichts machte mehr was es sollte. Mein Arm lag schlaff auf dem Bett, genauso auch mein Bein, doch mein Rücken war komplett durch gebogen. Es tat weh. Es tat so sehr weh.
Die Tür ging ein weiteres Mal auf, aber lange bekam ich nicht mit, was passierte, denn dann wurde alles wieder schwarz und der Schmerz war plötzlich nicht mehr da. Es war ein gutes Gefühl, aber irgendwas war auch komisch daran.
" Sam! Komm her! Komm zu mir! Bitte!", schrie jemand. Ich reagierte dieses Mal nicht. Erschöpft ließ ich mich einfach nur treiben.
" Sam...", rief die Stimme noch Mal, doch es war leiser als zuvor.
" Bitte!" Nun war sie kaum mehr zu hören.
Und schlussendlich war es ruhig. Angenehm ruhig. Es war irgendwie schön. Es fühlte sich so frei und unbelastet an. Ich hatte nicht mehr das Gefühl drei Welten auf meinen Schultern tragen zu müssen. Es schien einfach nichts zu geben, was mich nun mehr nach unten ziehen konnte. Das gesamte Gewicht war einem entspannendem nichts gewichen. Lange Zeit war es einfach nur schwarz um mich, doch dann wurde es mit einem Mal blendend hell und eine Sekunde später war ich wieder im Dunkeln gefangen. Verwirrt sah ich mich um. Was war hier los? Wieder flackerte es.
" Schnell!", hörte ich erneut eine Stimme und ein merkwüriges Gewicht legte sich wieder auf mich.
*** Jade ***
Ich hatte Sebastian, den ich heute mehr durch Zufall kennengelernt hatte, etwas fragen wollen, als es wie wild anfing zu piepsen. Erschrocken drehten wir beide uns zu Sam um. Ich konnte seinen Anblick kaum ertragen. Obwohl ich noch nicht lange kannte, machte es mich traurig ihn in diesem Zustand sehen zu müssen. Er war bleich, hatte sich bei dem Sturz das Bein und den Arm gebrochen. Abgesehen davon waren einige Rippen angebrochen, oder ganz durch. Er lag seit geschlagenen sechs Monaten im Koma und die Hoffnung schwand, dass sich bald was ändern würde. Doch jetzt schien irgendwas anders zu sein.
" Hol schnell einen Arzt! Beeil dich!", schrie Sebastian und ich stürzte ohne zu überlegen aus dem Raum und schrie den Gang entlang nach einem Arzt. Erst kam keiner, doch dann schon. Erleichtert machte ich ihnen Platz, aber bald verwschand die Erleichterung wieder.
Er war tot...
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Tod, Drogen und die Liebe
RomanceSam, ein siebzehn Jahre alter Junge, hatte es nicht leicht in seinem Leben. Sein Mutter verstarb, als er erst sieben war, sein großer Bruder hat Angst vor jedem, der ihm zu nahe kommt, seine kleine Schwester sitzt im Rollstuhl und sein Vater arbeite...