Als ich aufwachte sah ich verwirrt an eine weiße Decke. Vielleicht war es auch der Himmel. Ich war mir nicht ganz sicher, denn das wenige Licht in dem Raum blendet und ich sah nur verschwommen. Ich fühlte mich seltsam schlapp und es kostete mehr Anstrengung mich umzusehen, als ich erwartet hatte. Überrascht stellte ich fest, dass es nicht der Himmel gewesen sein konnte, obwohl es mir ein wenig so vorgekommen war, als würde sich die Decke bewegen. Der Raum, in dem ich lag, wurde nur von dem Licht der Monitore beleuchtet, die mich immer noch ein wenig blendeten. Mein Körper fühlte sich seltsam taub an und ich stellte schnell fest, dass ich meinen Arm nicht bewegen konnte. Obwohl ich wusste, dass er da war, spürte ich ihn nicht und dieses Gefühl verunsicherte mich zutiefst.
"Sam, verstehst du mich?", hörte ich eine bestimmte, männliche Stimme fragen. Meine Augen wanderten sofort zur Quelle der Stimme und ich stellte fest, dass es ein Mann in einem weißen Kittel war. Kurzerhand setzte er sich neben das Bett und sah mich eine Weile an.
"Hier, du möchtest bestimmt etwas trinken." Er hielt mir einen Becher hin, der wie sich schnell herausstellte mit Wasser gefüllt war. Meine Kehle fühlte sich nach dem ersten Schluck plötzlich ungewöhnlich trocken an und ich nahm einen weiteren großen Schluck.
"Nur keine Hektik. Wir haben alle Zeit der Welt."
Verunsichert und überrascht bleib mein Blick etwas länger als sonst auf dem Mann liegen, bevor ich wieder den Becher und seinen immer weniger werdenden Inhalt ansah.
"Das reicht erst Mal. Du kannst nachher noch etwas trinken, doch wenn du dich jetzt übernimmst, spuckst du es später nur wieder aus."
Sehnsüchtig sah ich dem Becher hinterher, als der Mann ihn auf einem kleinem Tisch neben dem Bett abstellte. Er war erst halb leer und es kam unweigerlich die Frage auf wie lange ich nun schon hier war.
"An was kannst du dich erinnern, Sam?"
Ich wusste, noch bevor ich das erste Wort gesprochen hatte, dass reden unglaublich anstrengend sein würde, deshalb beschränkte ich mich auf einzelne Wörter, die wie von selbst aus meinem Mund sprudelten.
"Lena, Wald, wo, wie?"
"Keine Sorge, ich werde dir alles erklären."
Langsam nickte ich und wartete ab, bis der Mann weiter sprach.
"Ich bin Doktor Kai Gold. Du müsstest mich eigentlich kennen. Kannst du dich erinnern?"
Ich nickte nur. Natürlich erinnerte ich mich und es missfiel mir immer noch so sehr wie das erste Mal.
"Du bist momentan in der Uniklinik in Ulm, da du laut einer Zeugin, Jade ist ihr Name, schon geschwächt im Wald lagst und dann schwer gestürzt bist. Du hast dir den Kopf angeschlagen, den Arm zertrümmert und das Bein gebrochen. Die letzten 28 Wochen lagst du im Koma, zwischen durch warst du einige Augenblicke klinisch tot. Dein behandelnder Arzt Doktor Amy Wender und ich sind zu dem Schluss gekommen dich so bald als möglich nach Essen um zu verlegen. Das wäre im besten Fall in den nächsten paar Tagen."
28 Wochen. Das war mehr als ein halbes Jahr. Ich schluckte schwer bei der Vorstellung, dass mir diese Zeit nur wie der Bruchteil einer Sekunde vorgekommen war.
"Nicht.", versuchte ich meinen Protest zum Ausdruck zu bringen.
"Was möchtest du nicht?"
"Essen, nicht, bitte"
"Tut mir leid, Sam. Das ist beschlossene Sache, wenn dein Vater zustimmt. Aber davon geh ich aus."
Das ist ihm egal, du bist ihm egal, erklärte mir eine leise Stimme in meinem Kopf.
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Tod, Drogen und die Liebe
Storie d'amoreSam, ein siebzehn Jahre alter Junge, hatte es nicht leicht in seinem Leben. Sein Mutter verstarb, als er erst sieben war, sein großer Bruder hat Angst vor jedem, der ihm zu nahe kommt, seine kleine Schwester sitzt im Rollstuhl und sein Vater arbeite...