Buch II - 2. Part

87 11 9
                                    

2. Kapitel "Flötenspiel"

Meine Füße bewegten sich ohne das mein Kopf es ihnen sagen musste. Den Weg kannte ich nicht mehr, wusste aber doch tief im innern das ich ihn wiederfinden würde.  Ich brauchte garnicht darüber nachdenken, wo ich mich befand, mein Körper reagierte ganz von allein. Schob Äste zur Seite, stieg über Wurzeln, schriebe Sträucher aus dem Weg.

Ich kannte mein Ziel, was ich aber dabei fühlen sollte, das wusste ich nicht. Aufregung? Angst? Oder vielleicht doch neugier? Aber ich glaube die Worte des seltsamen Jungen waren es, die mich an den Ort zurück zogen. "Dies ist der verborgene Wald, ein Ort um kurz der Welt zu entfliehen." Das hatte er gesagt und die Worte waren wie ein Echo in meinen Ohren.

Ich wurde schneller, wollte endlich wieder diesen Ort sehen, der mich beruhigte und dieses magische in der Luft lag. Eine sehnsucht erfüllte mich, die ich noch nie so gespürt habe, wie ich es jetzt gerade tat. Ich konnte nicht einmal beschreiben, wonach ich mich sehnte. Und dann sah ich den gespaltenen Baum wieder. Er bog sich auseinander, die Kronen aber neigeten sich zu, verflochten sich.

Und dahinter eerhob sich der Fels und ein weg führt durch die spalte. Ich trete hindurch. Laufe langsam und erneut erlebe ich das Gefühl wie sich die Atmosphäre verändert. Das Gestein weicht von mir und das unergründliche Grün des Waldes umgibt mich. Ich lächle.

Und freudig renne ich los, breite die Arme aus um die Blätter sanft zu berühren.  Sehe lächelnd hinauf. Wie sich die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach kämpft,  malerisch fielen einzelne strahlen hindurch und erhellten den verborgenen Wald. Ich gehe weiter, höre hier und da leises gekicher. Es bekleidet mich durch den Wald.

Und die Bäume vor mir, teilen sich und ich trete hinaus auf die Lichtung. Sie lag im sanften Licht der Sonne. Von weiten hörte ich das leise rauschen des Wasserfalls und endlich sah ich auch wieder die Bewohner dieses magischen Ortes. Die Wald- und Wasserfeen. Wie kleine Lichtpunkte huschten sie über die gesamte Lichtung.

Eine leise Melodie schwebte über der Lichten. Sie fühlte sich nicht fehl am Platz an, sie war wunderschön. Klang sanft und melodisch. Ich ging den Klängen entgegen, erkannte das es sich um eine Flöte handeln musste, aber wie sie spiele.. das habe ich noch nie gehört. Am Fuße des Wasserfalls saß der Lockenköpfige Junge, seine Augen geschlossen, seine Lippen auf dem hölzernen Instrument. Entlockte mit seinen Atem die wunderschönen Töne.

Um ihn herum lauschten die kleinen Geschöpfe. Saßen verträumt auf Fels, Grashalmen oder sahen von den Umstehenden Bäumen auf den Jungen nieder. Kein Gedanke befand sich in meinem Kopf. Ich setzte mich ins Gras, achte darauf, nicht ausversehen auf einer Fee mich zu setzten. Langsam schloss ich die Augen und wiegte sanft meinen Kopf mit der Musik. Die Musik schien wie ein Schleier, sich mit der Atmosphäre zu verbinden und ein unglaubliches Gefühl in mir entstehen.

Als die Melodie endete, kam ich nicht umhin zu applaudieren. Der Junge vor mir lächelte, dabei schimmerten seine Augen im Licht. "Das war.. wow." gab ich unverständlich von mir. "Danke, die Flöte habe ich selbst geschnitzt." meine Augen wurden groß. Er hielt sie mir hin und mit sorgsam nahm ich sie. Es war keine perfekt gemachte Flöte, doch ihren Zweck erfühlte sie voll und ganz. Ich fuhr mit meinen Fingern über die Rillen im Holz. "Kannst du mir zeigen, wie man die macht?" frage ich aufgeregt.

Sachte gab ich sie ihm zurück. "Wenn du magst? Gerne." er grinste mich immernoch an. Da viel mir etwas auf. "Sag, wie ist das mit den Namen, kann ich dir meinen einfach sagen oder.." lies ich den Satz offen. Er verstand mich trotzdem. "Namen existieren hier nicht, doch um uns gegenseitig rufen zu können, bekommt man einen. Einen der nur hier im Wald existiert." erklärt er mir geduldig. "Mir wurde der Name James gegeben." er lächelte dabei und seine Augen sah weit in die ferne. Auf keinen bestimmten Punkt gerichtet.

"Kannst.. also.. kannst du mir einen Namen geben?" frage ich zögerlich. Erst sah er mich nur stumm an. Dann stand er auf und lies sich vor mir auf dem Gras nieder. Mit seinem Zeigefinger tippt er mir auf die Nase und sagt. "Finn, der Name passt zu dir." dann lächelt er wieder, ich dagegen sah ihn verwundert an. "Finn? ..Das bedeutet doch 'Wanderer´." James stand auf, ich tat es ihm gleich. "Es kann aber auch 'Blond, weiß und hell´ bedeuten." ich schüttelte den Kopf.

Betreten sah ich zu Boden. Wenn ich mich daran erinnere wie ich mich gegenüber meiner Mum und meiner neuen Schwester verhalten habe, kann ich mich überhaupt nicht als ´hell´ bezeichnen. "Nicht ich, meine Schwester ja, aber nicht ich." mir wurde eine Hand auf die Schulter gelegt. Ich sah auf. "Wer sagt, dass das nicht noch werden kann. Blond bist du doch schonmal." damit wuschelt er mir durch den Kopf. Dann lies er sich wieder auf den Felsen nieder. Seine Hand lies er ins Wasser sinken. Da wo die Gischt aufschäumt.

"Weißt du, mir hat ein ganz besonderes Mädchen meinen Namen gegeben." seine grünen Augen ruhten auf dem unruhigen Wasser, die Feen spielen mit den Tropfen die umherflogen. "Gerettet hat sie mich und einen Weg gezeigt, von dem ich glaube, das es ihn nicht gibt." ich verstand nicht, was er sagte oder von mir wollte. Doch so wie er von dem Mädchen sprach,.. so zärtlich und sehnsüchtig. Es berührte mein Herz.

"Erzähl mir von ihr, wie war sie so?" Der Junge lehnte seinen Kopf an dem Felsen ab, ich setzte mich wieder ins weiche Gras. "Wo soll ich nur anfangen. Ich glaube, ihr lächeln hatte es mir am meisten angetan. Ich lächelte nicht oft, aber wenn sie es getan hatte.. es war so ehrlich, es schien eine kleine Sonne aufzugehen wenn die Lachte. Ich habe sie ´Su´ genannt.." flüstert er. Gespannt lauschte ich im.

Leise erzählt er mir, wie sie aussah. Braunes Haar das er mit flüssiger Schokolade verglich. Ebenfalls braune Augen in die er gerne hinein sah. Wie er sie verrückt machte und kein klarer Gedanke mehr es in seine Gedanken schafften, weil sie nur noch voll von ihr waren. Er verglich sie wie ich die Feen beschreiben würde. Nicht zu glauben das es echt ist. Oder war. Als er mir sagte, das sie gehen musste, erfühlte so ein starker Ausdruck von Schmerz seine Augen. Mehr sagte er dazu nicht, nicht warum oder wie sie ging. Einfach weg. Aber dieser Schmerz, so gewaltig das es mich fast hinter warf, hätte ich mich nicht mit den Händen aufgestützt.

Dieser Schmerz. Er war so intensiv, so als wäre es eine alte Wunde, die nie verheilen konnte. Als fehle etwas um den Schmerz zu Lindern. Und es war als spüre ich diesen Schmerz auch, als könne ich ihn ebenfalls aufnehmen. Es war nicht wichtig welcher ursache entspringt. Am ende ist es doch immer das gleiche. ´Wie´ man damit umgeht.

Doch dann lächelte er wieder, sah hinauf in die Äste in dennen sich die Feen bewegten. ich folgte seinen Augen und konnte erkennen wie die grünen Wesen mit ihren Schleihern durch die Blätter und Äste der Bäume tanzen. "Diese kleinen Geschöpfe erinnern mich an sie, weißt du?" hörte ich seine ruhige, tiefe Stimme sagen. Verwundert sah ich ihn an. "Diese Lebensfreude, dieser lebenswille. ..Ich erkläre es dir ihrgentwann mal." lacht er und wieder erkannte ich diese innere Ruhe in seinen Augen. Von dem vorherigen Schmerz war keine Spur.

Wir verbrachten die zeit schweigend. ich habe mich im Gras zurück gelegt und dachte nach, über meine Familie und mich. Vielleicht war so eine kleine nervige Schwester doch nicht so übel. Vielleicht bringt sie etwas schwung in den Alltag. Vielleicht braucht sie auch einfach nur einen großen Bruder der sie beschützt. So viele vielleichts.. Sollte ich einfach den Schritt wagen und sie an mich heran lassen?

Ich stand auf, James sah mich lächelnd an, sein Oberkörper immernoch gegen den Felsen gelehnt. "Magst du jetzt lernen wie man Flöten schnitzt?" ein verschmitzes Lächeln auf den Lippen. Er stütze sich ab und stand ebenfalls auf, mehr als einen ganzen Kopf war er größer als ich. Ich lächle und nicke zustimmend. "Na dann komm." er deutet auf den Wald und ich gehe vor, als ich mich am Waldesrand umdrehe, erkenne ich, wie der Brünette etwas leise vor sich hin mormelte. Dank des windes hatte ich es verstanden. Und es lies einen eiskalten Schauer über meinen Rücken wandern.

"Damals konnte ich mir nicht von dir das Leben nehmen, sie.. hat mich daran gehindert, alter Freund."

Dann kam er lächelnd auf mich zu und gemeinsam verschwanden wir in den tiefen Grünnuancen des Waldes.

____________________________________________________________________
ich versuche immer soviel Herzblut wie möglich in diese geschichte zu legen und noch keine andere war mir so wichtig :)

Und nur um das nochmal klar zu stellen, Finn ist ein 14 jähriger Junge, und ja auch Jungs  können Feen süß finden xD

LG Lauriefea

Verborgener WaldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt