29 - Jungfrau

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Endlich klingelte es zur großen Pause und ich packte so schnell ich konnte meine Sachen ein.

So gut dieser Lehrer auch unterrichten konnte, seine miese Laune ganze fünf Stunden hintereinander auszuhalten war mehr als anstrengend. Nur eine einzige Stunde hatten wir bei einem anderen Lehrer gehabt.

Seufzend warf ich mir meinen Rucksack über meine Schulter und sah dann Cassian an, von dem ich aus Unruhe spürte. Und als ich dann auch noch in sein Gesicht sah, war sie deutlich in sein Gesicht gemeißelt.

Ich sollte mir Sorgen machen, aber nur eine einzige Sache war da, die mir alle Haare zu Berge stehen ließ. Er kaute nervös auf seiner Lippe. Auf seiner weichen Lippe, in die ich gerne mal sanft beißen würde, während unsere Lippen aufeinander trafen. Ich würde sie aber niemals wund beißen, so wie er es gerade unabsichtlich tat und dafür würde ich ihn am liebsten umbringen.

Würgen war doch mindestens drin für dieses Verbrechen!

Wie konnte er seine wundervollen, zärtlichen, weichen Lippen nur so schinden? Und wo verdammt wanderten meine Gedanken hin?!

Knurrend griff ich nach seiner Hand und verschränkte aus Reflex unsere Hände miteinander, ehe ich ihn schon aus seiner Nervosität riss, indem ich ihn hinter mir herzog.

»Nicht so stürmisch!«, rief er erschrocken und stolperte hinter mir her, bevor er sich fing und richtig neben mir lief.

»Ich muss eben stürmisch sein, wenn du deine Lippen folterst«, brummte ich und sah bitter böse zu ihm auf.

Ein verschmitztes Grinsen stahl sich auf seine Lippen und gerade wollte er sich zu mir runter beugen und seine Lippen auf meine legen, als jemand von hinten auf seinen Rücken sprang und er einige Schritte nach vorne taumelte - dabei meine Hand los ließ.

Kate, die braunhaarige Gamma, knurrte spielerisch und klammerte sich um den Hals meines Gefährten, während er versuchte, sie von sich zu lösen. Leider war Kate Johnson an einigen Tagen kein richtiger Wolf, sondern mehr ein Affe - ein Klammeraffe.

Stirb von meinem Todesblick, du Affe! Er hätte mich fast geküsst!

»Wir haben euch wohl ziemlich ungünstig unterbrochen«, lachte Lucien, der sich neben mich stellte und meinen beleidigten Todesblick bemerkte.

»Das richtige Timing steht halt nicht auf meiner Seite«, erwiderte ich schnaubend und warf ihm dann ein Grinsen zu.

»Aber ich hätte uns wahrscheinlich eh unterbrochen.« Wenn ich genau darüber nachdachte, hätte ich wirklich kurz vor knapp abgebrochen...

Verwirrt runzelte der rothaarige Zwilling seine Stirn und legte seinen Kopf leicht schief.

»Naja, ich meine, Cassian ist doch eigentlich Hetero, wenn man mal von der Gefährten Sache absieht. Und jeder an dieser Schule denkt, dass er auf Mädchen steht. Dazu hat er sich doch schon durch einen Großteil der Mädchen...« Ich stockte. »Du weißt schon.«

Ich räusperte mich leicht.

»Ich weiß zwar, dass wir jetzt sozusagen eine Beziehung führen, ich war immerhin derjenige, der es vorgeschlagen hat. Aber die basiert eigentlich auch nur auf unserer Gefährten Verbindung und nicht aus wahrer Liebe, die wir vor dieser Bindung empfunden haben. Es ist doch nur diese Anziehung, ein Instinkt, was uns zueinander treibt.«

»Du zweifelst an eurer Verbindung«, stellte Lucien trocken fest und lehnte sich an die Wand. Ich lehnte mich genau neben ihn an die Wand.

Kate ließ immer noch nicht von Cassian ab und nun rannte er auch über den schlichten Beton-Schulhof mit ihr auf dem Rücken. Jedenfalls können so die Erwachsenen mal ein Wort miteinander wechseln!

Ich sollte dein Beta sein, nicht dein MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt