Side-Story: 16

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Side-Story: 16 – Ein neuer Lebensabschnitt – Teil 3

Kyran

»Benutze deine Krallen!« Fynns Stimme hallte über den Trainingsplatz und im nächsten Moment ertönte ein Krachen und mein Drittältester lag auf dem Rücken – alle vier Pfoten in der Luft.

Belustigt schüttelte ich meinen Kopf und legte ihn dann auf meine eigenen Pfoten. Mir ging es schon seit einiger Zeit nicht mehr gut, aber ich wollte trotzdem beim monatlichen Training dabei sein, auch wenn wir das Rudel nicht mehr führten. Michael tat es.

Er war am anderen Ende des Trainingsgeländes und half einigen jüngeren Wölfen. Seine Gefährtin, unsere Luna, Taléia, war eine wunderschöne Frau mit glattem dunklem Haar und gebräunter Haut. Michael hatte auf seiner Reise durch die Welt nach fast vier Jahren seine Gefährtin gefunden.

Während seiner Suche nach ihr hatten wir viele Male angerufen und uns per Telefon oder Video-Chat unterhalten. Er hatte uns Bilder von den Orten, die er besuchte, den Menschen, die er traf, und vielem mehr geschickt. Es war eine Erfahrung, die er sehr genossen hatte, und er schien mit jedem Anruf freier zu sein.

Ich wünschte, Cas und ich hätten damals die Zeit dasselbe zu tun gehabt. Um uns selbst zu erkunden und kennenzulernen. Aber trotzdem waren wir glücklich und nur das zählte für uns.

Für Michael war es nicht immer einfach, da er immer noch Alpha-Blut in sich trug und zeitweise die Gebiete anderer Rudel betreten musste. Einige hießen ihn willkommen, andere nicht. Einige waren sogar ziemlich aggressiv.

Aber er hatte Taléia schließlich in Brasilien gefunden. In einer kleinen Stadt namens Galinhas, wenn mich meine Erinnerung nicht täuschte.

Sie war ein Wolf, genau wie wir. Sie verbrachten fast ein Jahr in Brasilien, um sich besser kennenzulernen.

Das Pech daran war, dass Taléia kein Englisch konnte – Deutsch natürlich auch nicht – also versuchte Michael, ihre Sprache zu lernen. Und Taléia tat dasselbe und lernte Englisch, bevor sie versuchte, Deutsch zu lernen. Auf diese Weise war es viel einfacher und sie konnte sich am besten auf Englisch mit uns verständigen.

Cas und ich hatten auch versucht, Portugiesisch zu lernen. Ich hatte mehr Glück als Cas. Aber es war immer noch eine ziemlich schwierige Sprache, trotzdem hatten wir unser Bestes getan, sie mit offenen Armen zu empfangen, damit sie sich auch hier zu Hause fühlen konnte.

Nach dem Jahr in Brasilien kam sie für ein Jahr zu uns. Sie war damals die zukünftige Luna unseres Rudels und sie wollte es kennenlernen. Natürlich wollte sie auch Michaels Familie kennenlernen. Wir hatten bereits per Videochat gesprochen, aber es war nicht dasselbe.

Und nach diesem einem Jahr ging sie zurück nach Brasilien. Michael und Taléia trafen sich jeden Monat. Manchmal kam sie zu uns, manchmal flog Michael mit dem Flugzeug nach Brasilien. Es lag an einigen Regeln, dass Taléia nicht durchgehend in Deutschland bleiben konnte – erst nach längerer Zeit und das ganz ohne Visum.

Es war ziemlich hart und anstrengend – besonders für Michael.

Endlich, nach einem Jahr dieser Hölle, kam sie zu unserem Rudel.

Wir ließen Taléia ankommen, bevor sie das Rudel übernahmen, und wir wollten ihnen auch mehr gemeinsame Zeit geben.

Also gaben wir ihnen noch zwei Jahre Zeit, sich niederzulassen. Aber danach ließen wir sie das Rudel übernehmen, und das war vor ein paar Jahren.

Kenneth war damals nicht sehr zufrieden damit, dass wir die Rudel-Tradition so brachen, aber uns war es lieber.

»Alles gut? Frierst nicht oder so? Irgendwelche Beschwerden? Wir können gleich nach Hause fahren, sag mir einfach Bescheid.«

Ich sollte dein Beta sein, nicht dein MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt