Kapitel 8

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Scheisse. Ich habe völlig vergessen, Brett seinen Hoodie zurückzugeben, und ich habe auch vergessen, dass ich ihn trage.

"Ähm", stottere ich, als mein Zwilling seine Stirn runzelt.

Ich seufze und entscheide mich dazu, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um alles zu erklären. Denn irgendwann müsste ich das sowieso.

"Brett hat mir geholfen, dich zu finden", gestehe ich.

Liam sieht mich völlig verwirrt an.

"Ja, ich weiss. Es klingt verrückt, aber als Stiles mich gestern von hier nach Hause gefahren hat, musste ich ihm versprechen, nicht alleine in den Wald zu gehen, um nach dir zu suchen. Aber mit Brett war ich ja nicht alleine, also bin ich dich mit ihm suchen gegangen. Aber er hat es angeboten, es war seine Idee", sage ich flüchtig.

"Warum sollte Brett dir helfen, mich zu suchen?" Fragt Liam.

"Er sagte, er schulde es Scott und mir, weil wir ihm sein Leben gerettet haben", antworte ich ihm.

Liams Kiefer ist angespannt, während er mich anstarrt. Seine Augen werden plötzlich weicher und weiten sich. "Hat er dir etwas angetan?" Fragt er mich.

"Was? Nein!" Rufe ich und meine Wangen werden rot. "Ich meine ja, er hat ein paar blöde Kommentare gemacht, aber das ist normal."

Ich kann Liam nicht sagen, dass Brett mich getröstet hat, als ich geweint habe. Das zu erklären wäre wiklich schwer und Liam würde verrückt werden, wenn er zu Ohren bekommen würde, dass ich mit Brett auf irgendeiner Weise physischen Kontakt hatte.

"Warum trägst du seinen Hoodie?" Fragt er mich, immer noch etwas verwirrt.

"Er hat gesehen, dass mir kalt war, also sagte er, ich könnte ihn mir ausleihen", ich zucke mit den Schultern und versuche, es nicht wie eine grosse Sache aussehen zu lassen.

"Aber du trägst ihn immer noch", informiert er mich.

"Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich darauf zu konzentrieren, dich zu finden, als mir Sorgen darüber zu machen, was ich trage, Liam. Und ich habe es irgendwie auch vergessen", verteidige ich mich mit roten Wangen. "Ausserdem ist es immer noch kalt und ich habe nichts anderes, was mich warm halten würde."

Ganz zu schweigen davon, dass er wirklich gut riecht, aber das werde ich Liam natürlich nicht sagen. Ich weiss nicht, was es ist, aber es riecht so, als würde ich im Wald stehen. Es ist einfach ein allgemeiner Pflanzengeruch. Ich hätte nicht gedacht, dass es gut riecht, aber im Moment finde ich den Geruch einfach himmlisch.

"Du riechst nach ihm", murmelt Liam, als könnte er Gedanken lesen. "Ich wette, er hat ihn dir ausgeliehen, um mich zu nerven."

"Liam, sei mal etwas nachsichtiger mit Brett, okay?" sage ich und seufze.

"Warum?" Fragt er. "Er ist der Feind. Ich hasse ihn und er hasst mich."

"Der Grund, warum Brett nicht da war, als ich zu dir kam, war, weil er gerade herausgefunden hat, dass etwa die Hälfte seines Rudels ermordet wurde, Li. Sie wurden von  Derek und Malia tot im Wald gefunden. Sie hatten irgendeine Art Krankheit", erzähle ich ihm. "Scott sagt mir, ein Rudel ist wie eine Familie. Wie glaubst du, fühlt er sich gerade?"

Liam starrt stumm an die Decke. "Warum verteidigst du ihn?" Fragt er nach einer Weile. "Er war immer nur ein Arschloch zu dir und jetzt verteidigst du ihn, als wäre er dein Freund. Auf welcher Seite stehst du?"

"Liam, Brett ist nicht der Feind", sage ich ihm. "Der Feind ist der, der versucht hat, dich zu töten. Brett konnte dich zum Glück hören, als du geheult hast. Er hat dir geholfen. Das ist kein Lacrosse Spiel, Liam. Das ist viel grösser und wenn wir gewinnen wollen, müssen wir uns möglicherweise mit Satomis Rudel zusammentun."

"Ich werde nie im selben Team sein wie Brett." Spuckt Liam verachtend.

"Das warst du", erinnere ich ihn.

"Nicht mehr", schiesst er zurück. "Und nie wieder."

Ich beisse mir verzweifelt auf die Lippe. Nichts, was ich sage, wird ihn überzeugen. Brett hat ihn nunmal verletzt. Ich habe Brett auch nicht all die schrecklichen Dinge vergeben, die er gesagt und getan hat, aber wenn es um das Überleben meines Bruders und Freunde geht, werde ich mich ohne zu jammern mit dem narzisstischen Arsch Brett verbünden.

...

"Du musst undercover in deiner alten Schule ermitteln", erzählt mir Stiles am nächsten Tag.

Ich wende meinen Blick von dem Buch ab, dass ich in der Cafeteria am lesen bin. "Äh, nein. Nein Danke." antworte ich schnell.

Als ich sagte, ich würde helfen, habe ich nicht das damit gemeint.

"Lily, du bist die einzige, die das machen kann", versucht er, mich zu überzeugen. "Du kennst die Schule gut, du kennst die Leute dort, und wie ich es gehört habe, hast du dich ziemlich verändert, weshalb dich keiner erkennen würde, nicht so wie Liam."

"Warum überhaupt?" Frage ich, während ich meinen mittlerweile genervten Blick wieder auf das Buch richte.

"Weil Satomi uns erzählt hat, dass es in der Schule einen Jäger gibt", antwortet er.

"Warum kann sie sich dann nicht selber darum kümmern?" 

"Sie weiss nicht, wer es ist", sagt er. "Sie braucht deine und Malias Hilfe, um Bretts Lacrosse Training zu beobachten, da sie weiss, dass es ein Spieler im Team ist."

"Warum können es nicht einfach die zwei machen?" Frage ich weiter. Ich hasse die Devenford Prep und möchte nicht wieder dorthin zurück. Vielleicht liegt es auch an der Tatsache, dass Brett dort zur Schule geht und ich ihn nicht unbedingt wieder sehen will. Er hat mich schliesslich weinen gesehen und mir seinen Hoodie gegeben.

Ausserdem möchte ich Brett seinen Kapuzenpullie nicht zurückgeben. Er ist sehr bequem.

"Nur Schüler dürfen beim Training zusehen", sagt stiles. "Sie haben Schüler von anderen High Schools erwischt, wie sie sich das Training angesehen haben, um dann einen Vorteil zu haben, deshalb darf niemand, der keine Uniform trägt, das Training ansehen."

"Das ist ja doof", sage ich monoton und blättere auf die nächste Seite meines Buches, ohne ihn anzusehen.

"Lily, ich meine es ernst. Scott möchte nicht, dass jemand weiteres stirbt."

"Warum kann es dann nicht einfach Scott tun?" Frage ich.

"Er ist der Captain des Lacrosse Teams", erklärt er und verdreht die Augen. "Malia hat bereits zugestimmt, aber sie braucht jemanden, der sie herumführen kann, damit sie sich nicht verirrt oder offensichtlich ist, dass sie keine Ahnung hat, wohin sie geht."

"Was bekomme ich dafür?"

"Ein Gefühl des Erfolges und einen wohlverdienten Klopfer auf den Rücken, wenn du diesen Typen erwischst", asgt Stiles mit einem sarkastischen Lächeln.

"Danke", sage ich sarkastisch. "Dir ist klar, dass mich sicher jemand erkennen wird."

"Nicht, wenn du ein bisschen anders aussiehst", antwortet Stiles schulterzuckend.

"Was meinst du?" Frage ich und schliesse schliesslich das Buch.

Stiles lächelt, da er jetzt weiss, dass er meine volle Aufmerksamkeit hat. "Lydia wird dich nur etwas schminken, damit dein Gesicht etwas anders aussieht und dich frisieren."

"Das ist dumm", sage ich direkt.

"Genau", sagt Stiles. "Deshlab weisst du, dass es funktionieren wird."

"Ich weiss nicht" murmle ich und sehe auf mein Buch hinunter. "Das scheint eine sehr schlechte Idee zu sein."

Second Chances Brett Talbot (German Translation)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt