Hilfe

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Sichtwechsel Lilly


Das Baumhaus war heruntergekommen und verlassen. Seit Jahren waren ich und Leon nicht mehr hier gewesen. Die Vorhänge waren zerschlissen, lose Nägel und knarrende Dielen waren Alltag. „Wow!", meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. „Ladys first.", Leon deutete auf die Morsche am Baum befestigte Holzleiter. „Vielen Dank, aber ich verzichte." Wehrte ich ab. „Lilly du weist das ich immer ein Gentelman war, oder? Also überlasse ich dir großzügig und mit schwerem Herzen den Vortritt." Er grinste. „ Ich war immer eine sehr freundliche Dame, wie dir sicher noch in Erinnerung geblieben ist. Also wenn dein Herz so blutet, will ich dir den Vortritt lassen. Immerhin möchte ich keinen kaputten Leon. Irgendwie muss ich schließlich nach Hause kommen und zu Fuß zu gehen gehört sich für eine Dame wie mich nicht.", sagte ich gespielt Damenhaft. Er konterte natürlich sofort: „ Aber, aber meine Liebe, jetzt mach dir doch bloß keine Sorgen, denn wenn etwas schief geht und ich herunterfalle, so müsset Ihr mich nach Hause tragen, den ganzen weiten Weg. Das wäre sicherlich nicht Euer begehr." „ Machen Sie sich doch nichts vor, ich würde Sie hier liegen lassen, irgendwann werden Euch dann die Krähen finden." Ich musste kichern. „ Ach komm schon Lilly, das würdest du doch sicherlich nicht tun." „Wer weiß." Sagte ich geheimnisvoll.

„ Dir ist klar, dass du tausend Mal leichter bist als ich?" „ Na gut, na gut, ich gehe schon." Knurrte ich ihn an. Ich stapfte auf den Baum zu und fing an mich die Leiter hoch zu ziehen. Das Holz war kalt und feucht, als ich fast oben war, brach die Sprosse auf der ich stand. Panisch kreischte ich auf und stemmte mich gegen den Stamm. Das Brett an dem ich mich nun festhielt war nun leider nicht dick genug um mich zu halte, welch eine Ironie, es brach auch. 5 Meter über dem Boden konnte ich einen Ast greifen, der gefährlich schwankte, als ich versuchte mich hoch zu schwingen. „ Leon! Hilf mir runter!" Leon kam angelaufen und schaute zu mir hinauf. Als er merkte wie ernst die Lage war, versuchte er sie mit einem Witz zu entschärfen: „ Wie jetzt, du hängst hier nicht nur einfach so ab?"

„Haha Leon. Hol lieber Hilfe."

„Aber ich kann dich da nicht einfach so hängen lassen."

„Leon!!!!"

„ Ja schon gut." Er machte kehrt und verwandelte sich während er ief

Nach einer Weile taten mir meine Arme weh und meine schwitzigen Handflächen fanden keinen Halt mehr. Ich rutschte ab und fiel.


Sichtwechsel Leon


Ich war eigentlich ein schneller Läufer, aber jetzt konnte es mir nicht schnell genug gehen. Ich überlegte mir einen Plan wie ich, den von mir ausgewählten Wolf, der Lilly bestimmt helfen konnte, benachrichtigen sollte, ohne Panik im Rudel auszulösen. Als ich am Dorfrand ankam und schon den perfekten Plan hatte, wurde er von einer Duftspur über den Haufen geworfen. Der Wolf war schon im Wald. Ich war so in Eile das ich die zweite, etwas schwächere, Spur nicht bemerkte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, ich hatte die Spur im zick zack durch den Wald verfolgt, sah ich ihn, und noch ein bisschen später eine Wölfin. Ich grübelte wer das wohl sein mochte, ermahnte mich aber nicht zu trödeln. „Julian!" schrie ich und war froh das auch er ein Wolf war, so musste ich mich nicht in einen Menschen verwandeln, den das kostete Zeit, Zeit die wir nicht hatten. Julian schien mich nicht bemerkt zu haben, aber die Wölfin drehte sich um und sobald ich ihr Gesicht sah erkannte ich sie. Ich schrie noch einmal: „Julian, Monique!" endlich drehten sich beiden um. Ich stürmte zu ihnen und erklärte ihnen knapp was passiert war. „Du musst ihr helfen, bitte"

„Wo ist sie?" wollte Julian wissen. Mit einen knappen Nicken bedeutete ich den beiden mir zu Folgen. Obwohl ich schon außer Atem war, legte ich ein schnelles Tempo vor. Ich konnte schon das Baumhaus erkennen, als ein Schrei ertönte. Ich nutzte meine Krallen um sich fester abzustoßen. Ich raste auf die Lichtung und sah Lilly auf den Boden liegen, sie war Bewusstlos. Endlich brachen auch die anderen durchs Dickicht, Monique trabte auf ihre beste Freundin zu. Während sich Julian und ich kurz absprachen wie wir das Mädchen zurück ins Dorf bringen sollten. Monique prüfte Lilly auf Verletzungen. „Beeilt euch, sie hat eine schwere Kopfwunde. Wenn sie länger ohne ärztliche Hilfe auskommen muss, wird sie sterben!" Moniques Stimme war Tränenerstickt. „Ok, das heißt ich lade mit Monique Lilly auf deinen Rücken Julian, dann stützt du mit Monique kurz Lilly und dann nehme ich sie Monique ab und sie macht uns dann den Weg frei damit Lilly nicht von irgendeinem Dickicht von unserem Rücken gezogen wird." Weihte ich Monique ein. Gesagt getan, wenig später befanden wir uns auf den Heimweg. Der beschwerlicher war wie ich ihn jemals zuvor erlebt hatte, sogar als Mensch hatte ich den Weg schneller hinter mich gebracht als jetzt. Monique musste Lilly manchmal sogar wieder hoch schieben, weil ich um die 10 Zentimeter kleiner war als Julian, auch meine Beine knickten immer wieder ein. Am Abend hatten wir dann endlich das Dorf erreicht. Wir schleppten uns auf den Versammlungsplatz, wo erstaunlich viele Leute versammelt waren. Irgendwer musste uns gesehen haben, sie mussten annehmen, dass ich Lilly getötet hatte, weil sie ja meine Opfergabe war. Die Rudelmitglieder vermuteten wahrscheinlich, dass ich zu schwach war sie nach Hause zu tragen. Die hasserfüllten Blicke füllten mich mit Adrenalin, ich hob den Kopf. Es ließ sich nicht leugnen Lilly war ein beliebtes Mädchen. Ich würde nachher einiges Erklären müssen. Vor allem hatte ich Lilly Überhaupt in diese missliche Lage mit den Ast gebracht, wenn doch nur ich als erstes gegangen wäre. „ Du hast sie umgebracht." Schrie Esmeralda, Lillys Mutter. Das reichte jetzt, ich gab Monique zu verstehen sie solle übernehmen und lud dann vorsichtig Lilly auf Moniques Rücken. Dann verwandelte ich mich in einen Menschen, die Leute ringsherum murmelten und einzelne Worte konnte man heraushören, wie Verräter und Mörder. „Du hast sie umgebracht, Leon ich hätte das niemals von dir erwartet!" Esmeralda liefen dicke Tränen über die Wange. Ich hob beschwichtigend die Hände: „Ich habe sie nicht getötet." „Lügner!!"

„ Sie ist nicht tot!" langsam wurde ich lauter

„ Beweise es!"

„Sie atmet! Aber nicht mehr langen genug..."

Esmeralda hatte ihm das Wort abgeschnitten: „ Du lässt sie Verbluten!"

Geschocktes Gemurmel ging durch die Menge

„ Nein und das wüsstest du, wenn du mich ausreden lässt. Sie atmet noch, aber nicht lange genug um unseren Streit zu überleben. Also helft ihr jetzt verdammt nochmal!"

„Woher weiß ich, dass du nicht lügst?"

„Esmeralda, vertrau mir!"

„ Woher weiß ich, dass wenn ich hingehe sie noch lebt?"

„Weil ich sie Liebe, nur das konnte ich nicht sagen, weil diese beschissene Ehe mit Alina geplant war, wir sind Freunde seit wir Kinder sind. Wir haben uns mindestens jeden zweiten Tag heimlich getroffen. Ich wollte sie retten, aber ich bin zu spät gekommen. Und jetzt hilft ihr doch mal einer!!!!!!!!!!" Ich drehte sich um, überwältig von meinen Gefühlen und ließ die zu tief geschockten Dorfbewohner stehen.

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BUCHTIPP

WATTPAD: Heartthrob von StellaLarina

NORMAL: Der Königsschlüssel von Boris Koch


Legacy- red wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt