Angst

367 28 9
                                    

Sichtwechsel Monique


Eigentlich mochte ich unser Dorf, aber seit Lilly weg war, war es der Horror hier zu leben. Es gab jeden Abend Ausgangssperre, sobald es dunkel war. Die Schule war geschlossen, die Läden öffneten nur noch drei Stunden am Tag und Holz hatten wir hier schon lange nicht mehr. Niemand wollte aus dem Dorf gehen, die Morde passierten trotzdem, niemand konnte sie verhindern. Sie waren gewalttätiger und radikaler den je, jedes Mal stand eine Botschaft aus Blut neben den Opfern. 'Holt sie zurück, holt Lilly zurück' jedes mal mussten die Menschen mehr Leiden. Heute war das Opfer kurz nach dem Eintreffen der Sanitäter verblutet, es war schrecklich, ich ging nur mehr aus dem Haus wenn ich musste und auch dann nur ungern. Doch jetzt musste ich, kurz entschlossen holte ich den Schlüssel aus dem Kasten, wo mein Blick sofort den Stapel Papier streifte, den ich nur zu gut kannte. Schuldgefühle überströmten mich in Wellen und ich musste mich setzen. Ich tu das nur bis ich mir ganz sicher bin, sonst wird er vielleicht beschuldigt und nie wieder frei gesprochen. Auch wenn er nichts dafür kann. O Gott ich vermisste ihn so. ich ergriff die Briefe und las sie mir durch, einige waren mit Blut geschrieben andere mit einem Stift und alle waren von Mordopfern während ihres letzten Atemzugs. Ich drehte sie um und las sie alle durch. Groß; braun!! Ich war mir ziemlich sicher, dass das die Beschreibung des Mörders war und es traf punkt genau auf Julian zu, aber ich wollte und konnte nichts verraten sofern ich nicht wusste das er es wirklich war, immerhin gab es ja mehr große braune Wölfe. Ich hoffte so er wäre unschuldig! Ich seufzte noch einmal und legte die Zettel zurück in den Schrank, dann nahm ich den Schlüssel und verschloss den Kasten und nahm auch diesen Schlüssel mit. Mit dem Korb in der Hand verließ ich den Bungalow und wurde sofort aufgehalten, meine Nachbarin kam zu mir. ,,Hast du es schon gehört?" fragte die alte Dame. ,,Den Daniel hats erwischt, schade um den Jungen, er war so jung." sagte sie traurig, aber ich hörte ihr schon nicht mehr zu, schnell sprintete ich in Richtung des Bungalows von Daniel. Als ich durch die Tür rannte, schubste ich fast seine Schwester um die Trauernd allen Dankte die gekommen waren, obwohl es die Meisten nur aus Neugier taten. Mein Blick durchstreifte den Raum und blieb schließlich an Daniels Körper hängen, in der Hand hielt er einen kleinen Zettel. Ich kniete mich neben ihm und nahm unauffällig den Zettel aus seiner steifen, kalten Hand. Dann stand ich auf und drückte Inge mein bedauern aus, die immer noch an der Tür stand und jedem Dankte. Ich eilte weiter und lies dabei den Papierfetzen in meine Tasche gleiten. Als ich endlich am Waldrand angelangt war, war ich völlig außer Atem, langsam lenkte ich meine Schritte in Richtung Brombeerdickicht und fing an Brombeeren zu pflücken, als ich genug hatte suchte ich noch ein paar Pilze und andere Beeren. Ich fand sogar eine Erdbeere und musste gleich sehnsüchtig an Lilly denken. Wie es wir wohl erging und ob sie überhaupt noch lebte. Schnell schob ich den Gedanken an eine tote Lilly von mir fort und sagte mir das immerhin Leon bei ihr war und sie sicher schon längst über alle Berge und außerdem wusste ich den genauen Standort wo sie waren, das hieß so ungefähr denn gesehen hatte ich ihn nie, aber Leon hatte von einer Hütte berichtet die er gefunden hatte als Lilly im Krankenhaus gelegen hatte. Um diese Zeit war er mal ein ganzes Wochenende weg gewesen und als er zurück gekommen war hatte er die schräge Idee mit Lilly abzuhauen. Schließlich hatte ich ihn so ausgequetscht das er mir den Bestimmungsort seines Ausfluges verraten hatte. Und dann hatte ich nur noch gequengelt bis er mir eine Karte gezeichnet hatte und mich schwören hat lassen, dass ich Lilly nichts erzählt und wenn irgendwas wäre musste ich sofort kommen und ich fand das mit den Briefen doch nicht ganz so unwichtig, auch wenn ich sie vor Atilas versteckte. Ich überlegte wirklich die Beiden aufzusuchen und sie anzuflehen zurück zu kommen und dem ganzen Schauermärchen hier im Dorf ein Ende zubereiten, doch ich hatte zu viel Angst um meine Familie und so hatte ich beschlossen noch ein Weilchen zu warten. Langsam kaute ich die Erdbeere, morgen musste ich unbedingt noch einmal kommen. Aber zuerst musste ich die Hochzeit hinter mich bringen und noch dazu für das Brautpaar einen Kuchen backen. Ich schlenderte Heim und naschte immer wieder etwas von den Beeren.


,,Alina willst du Noah zu deinem Rechtsmäßig angetrauten Mann nehmen?", fragte der Pfarrer. ,,Ja ich will!", sagte Alina fröhlich, doch jeder wusste das sie es nicht wollte, doch ihr Vater hatte sie gezwungen. Alina hatte so herum gemotzt und gezickt, weil sie erstens nicht Leon heiraten konnte und zweitens nicht ihr superschönes Kleid hatte anziehen können, weil Lilly es gestohlen und versteckt hatte. Auch Noah war nicht gerade Happy als er sein Ehegelöbnis ablegte, da er lieber Lilly geheiratet hätte, er tat mir Leid, er mochte Lilly wirklich sehr. ,,Dann erkläre ich euch hier mit zu Mann und Frau.", sagte der Pfarrer abschließend und alle klatschten. Noah erbarmte sich sogar zu einem Kuss, obwohl er steif und unbeholfen wirkte, verfiel die Menge in ein Jubeln und klatschte noch lauter. Als es Zeit war zu Feiern hatte ich keine Bock mehr auf Alina, ständig warf sie mir vernichtende Blicke zu, sie gab nämlich mir die Schuld, dass das Kleid nicht gefunden worden war, da ich es anscheinend wusste, aber es nicht sagen wollte. Stundenlang hatte sie vor allen anderen auf mich eingeredet, doch ich hatte jedes mal geleugnet, bis es Atilas zu viel wurde und Alina hatte geschrien: ,,Sie hat mir mein Kleid und Leon weggenommen!" und dann fügte sie hinzu: ,,Du weißt wo sie sind und du weißt wo das Kleid ist!" sie hatte Anschuldigen mit dem Finger auf mich gezeigt und Atilas versucht zu überzeugen, der mir einen Prüfenden Blick zu warf, den ich ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte. Alina war zu dem Zeitpunkt den Tränen nah gewesen und hatte auf mich gezeigt und ,,Sie weiß es, sie weiß es!" durch den ganzen Raum gebrüllt. Ich hatte nur nett gelächelt und gesagt: ,,Geh ins Bett Alina, du muss vollkommen erschöpft sein." dann war ich gegangen und alle hatte sich tuschelnd und kichernd auf den Heimweg gemacht. Und nach diesem Theater hatte Atilas Alina die Hochzeit mit Noah aufgebrummt.

,,Mhhhhhhhhhhh!" sagte ich zu mir selbst und steckte mir noch eine Himbeere in den Mund, sie waren so köstlich! Ich hatte schon meinen ganzen Korb angefüllt und konnte nach Stunden die ich hier schon verbracht und Himbeeren gegessen hatte noch immer nicht genug haben. Eigentlich wusste ich das ich gehen sollte, es war gefährlich hier draußen, vor allem wenn ich ganz alleine war. Ich wollte gerade aufstehen und nach Hause gehen, aber da war es schon zu spät. Irgendwas sprang mich von hinten an und schmiss mich um. Zähne gruben sich schmerzhaft in meine Schultern, plötzlich lies das Gewicht von mir ab und ich sprang auf und sah mich an. Ein großer brauner Wolf stand vor mir und fletschte die Zähne. Als nach einigen Minuten immer noch nichts passiert war bewegte ich mich probeweise ein paar Schritte zurück. Sofort knurrte der Wolf derart laut das ich wie versteinert inne hielt. Irgendetwas raschelte hinter mir und ich sah etwas braunes in den Wald flitzen, wahrscheinlich ein aufgeschrecktes Reh. Der Wolf vor mir hatte sich zurück verwandelt. ,,Monique ist dir was passiert?" fragte Julian besorgt. Ich war geschockt. ,,Geh weg von mir du Mörder, geh weg von mir!" schrie voller Panik und robbte von ihm Weg als er auf mich zu kam. ,,Was du tust ist ein riesiger Fehler!" sagte ich immer noch leicht Hysterisch und stand auf. Als er meine Hand nehmen wollte zog ich sie schnell zurück. ,,Du verstehst das nicht." sagte er verzweifelt. ,,Ich verstehe sehr wohl." ich drehte mich um und lief weg. ,,Lass es mich erklären!!!" rief er mir hinterher, doch ich hörte nicht. Hinter der Ecke brach ich zusammen. Mein T-Shirt war Blut getränkt und der Korb lag neben mir. Die Beeren waren heraus gekullert und hatten sich überall verstreut. Ich hörte entsetzte Schreie und Schritte die auf mich zukamen. Das letzte was ich sah waren die Füße einer Frau, um genau zu sein die Füße meiner Mutter und ihre Worte: ,,Holt einen Arzt." begleiteten mich in die schwindelnde Schwärze.

______________________

BUCHTIPP

WATTPAD: Plötzlich Schwanger von Selincooo

NORMAL: Shadow Falls Camp von C. C. Hunter




Legacy- red wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt