Schmerzen aller Arten

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Sichtwechsel Lilly


Ein nasser Lappen klatschte mir auf die Stirn und Augen, dann durchzuckte mich Schmerz. Er war überall und ich konnte keine einzige Stelle finden die nicht wehtat. Obwohl ich Stimmen hörte beschloss ich vorerst nichts zu sagen. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück und während ich grübelnd im Bett lag und noch immer keinen Schimmer hatte wo ich war, wurde mein Lappen häufig gewechselt. Natürlich ließ ich die Augen geschlossen, denn ich wollte nicht von einen Haufen Fragen bombardiert werden. Auch wenn sie nett genug gewesen wären mich nicht über den Sturz zu löchern, so würden sie wenigstens etwas über Leon, mich und unsere abenteuerliche Tour durch das Gelände unseres Stammes wissen wollen. Also wartete ich bis der Schlaf mich einholte.

Etwas später wurde ich von einer Tür geweckt die gerade geschlossen wurde, daher nutzte ich die Gelegenheit und aus der Situation heraus zu schließen, dass nichts Feuchtes in meinem Gesicht klebte und es ruhig war, war ich alleine. Vorsichtig öffnete ich die Augen und tatsächlich war ich alleine, ich schaute mich genauer um und als ich ein Bild entdeckte das mir bekannt vorkam, richtete ich mich langsam etwas auf um es mir näher anzusehen. Als ich nach etwas Nachdenken immer noch nicht sicher war warum ich es kannte, sah ich mich weiter um. Mein Blick streifte ein kleines Tischen mit Farbkleksen und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz:

Meine große Schwester lag in diesem Zimmer, als sie ihr Baby bekam, Ärzte und Krankenschwestern eilten hin und her, riefen sich über die Schreie meiner Schwester etwas zu. Meine Eltern standen am Bett und meine Mutter hielt die Hand ihrer Tochter, ich saß auf einem kleinen Stuhl in einer Ecke des Zimmers und mir wurde keine Beachtung geschenkt. Die Stunden zogen sich nur so dahin und nach einer Weile wurde ich von meinen Eltern nach Hause gebracht. Ich als kleines Mädchen wurde anschließend zu Hause gelassen und damals hatte ich furchtbare Angst gehabt, ich habe mich in das Bett meiner Eltern gelegt und mich zitternd unter der Decke versteckt. Irgendwann war ich dann eingeschlafen, als ich am nächsten Morgen aufwachte und keiner da war, wusste ich nicht was ich tun sollte. Normalerweise kümmerte sich meine große Schwester um mich, aber da diese auch nicht da war, patschte ich zu ich zu Monique hinüber, ihre Mutter war erst erstaunt, doch dann durfte ich bei ihnen bleiben. Am Abend brachte sie mich nach Hause, meine Mutter weinte und die Beiden sprachen kurz mitteinander, dann nahm mich Monique's Mum an der Hand mit zu sich und ich bliebe einige Tage bei Monique. Als ich dann schließlich nach Hause kam, wollte ich das Kind sehen. Meine Mutter zeigte es mir und als ich mich nach meiner Schwester erkundigte, sagte meine Mutter dass sie jetzt an einem besseren Ort sei. Ich war jedoch noch nicht alt genug um das zu kapieren und fragte dummerweise ob wir sie mal besuchen können. Daraufhin fing meine Mutter an zu weinen und mein Vater schickte mich aufs Zimmer. Es vergingen Tage, Wochen, sogar Monate, meine Eltern war es egal was mit mir war, hauptsache ich war nicht länger als zwei Tage weg und kam oft genug zum Essen nach Hause. In dieser Zeit freundete ich mich mit Leon an. Wir spielten oft gemeinsam. Eines Abends als ich mal wieder viel zu spät vom Wald kam, hörte ich meine Mutter mit meinen Vater streiten : ,, Willst du sie verlieren, wir sollten sie den Menschen geben, eine Seuche geht um und sie ist noch zu klein und nicht kräftig genug um ohne Muttermilch eine Krankheit zuüberleben!", rief mein Vater, worauf meine Mutter antwortete:,,Ich will sie nicht verlieren, sie ist das einzige was mir von ihr noch geblieben ist!!" Mit ihr wahr wohl meine Schwester gemeint und mit sie meine kleine Nichte. Wir sollten es tun, genauso wie wir es mit ihrer ersten Tochter getan haben!!!", setzte mein Vater an. ,,Aber ihre erste Tochter ist nicht soweit weg, wenn wir dieses Kind zur Menschheit schicken, sehen wir es nie wieder und was ist wenn sie fünfzehn wird und sich in einen Wolf verwandelt, denkst du die Menschen halten das für normal?!" ,,Nein, aber es wird sicherlich geheim!" ,,Nein ich geb sie nicht her!!!!!!!", damit rannte meine Mutter mit der kleinen im Arm in ihr Schlafzimmer. Alles blieb unverändert, abgesehen davon dass ich rätselte was mit ihrer ersten Tochter gememeint war, meine Eltern, die sich jetzt fast nur mehr anschwiegen, hatten mir zwar mal erzählt das meine große Schwester ein Baby bekommen hatte, als ich noch ganz klein war, aber laut ihrer Aussage war das Kind gestorben. Eines Nachts hörte ich furchtbare Schreie aus dem Elternzimmer, ich sprang auf und lief zu in das Zimmer meine Mutter stand mitten darinnen von meinem Vater und der kleinen keine Spur. Als am nächsten Tag eine Gedenkfeier für die Toten abgehalten wurde, wurden sowie mein Vater als auch das Kind vorgelesen, danach ging es nur noch Bergab, nach zwei Jahren, hatte meine Mutter aufgehört zu trauern und wir begannen wieder uns ein Leben aufzubauen, ich ging in die Schule und sie zur Arbeit. Jedes mal wenn ich beim Krankenhaus vorbei ging war das einzige was ich sah der Tod, nicht die Hilfe oder die Erholung. Sondern nur den Tod.

Legacy- red wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt