Benutzte Teebeutel[Zomdado]

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Pov. Maurice

Genauso wie ein benutzter Teebeutel saß ich hier auf diesem Sofa. Benutzt wurde ich.. schamlos benutzt... mein Herz zerbrochen, ausgequetscht und der letzte funken Hoffnung auf Besserung am rand abgedrückt und rausgepresst. Ein Teebeutel.. ein benutzter...  oder eben auch mein kleines Kaputtes Leben.
So viele benutzte Taschentücher lagen um mein Sofa herum, und trotzdem konnten sie die vielen Tränen und meine Narben nicht verdecken. Zu groß der Schmerz allein zu sein.
Ich wache weiterhin jeden morgen auf, wunder mich wie ich noch da sein kann und frage mich ob es nicht einfacher wäre mir einfach die Kugel zu geben, so ganz ohne dich ist das alles nur noch schwer.. Vielleicht denke ich mir das auch alles einfach nur aus und mir geht es gar nicht so schlecht, ich verstehe es doch selber nicht, weil alles was ich tue niemals gut genug ist..
Ich wünsche irgendwer oder irgendwas wäre noch stark genug um mich zu halten, präsent genug um meine Fehler zu übersehen und über diese zu lachen, doch niemand ist mehr da. Oder bilde ich mir das nur ein? Ich sehe auf die Seite, den kleinen Haufen ausgedrückter und ausgepresster Teebeutel an und fühle wie mein Herz das selbe macht wie ich mit den Teebeuteln getan habe.
Warum kannst du nicht einfach noch hier sein und meine Hand nehmen?
Ich sehe auf die andere Seite und hoffe auf die Sonne, doch so weit ich sehen kann sehe ich schwarz. Mitten in der Nacht natürlich.. Warum bin ich eigentlich wach..? Ich weiß gar nicht mehr, wie man sich in so einer Situation eigentlich zu fühlen hat.. Aber wenn ich so nachdenke macht das alles sinn, weil mich dieser schmerz einfach übernimmt.. aber ist das wirklich noch genug um am leben zu bleiben? Warum fühle ich mich bei dir denn immer unsichtbar.. warum bin ich für dich immer unsichtbar.. In mir drin bin ich doch so ein großes Chaos... Ich hätte doch alles für dich getan... Still saß ich weiterhin da, wand meinen Blick vom Fenster ab und wusste nicht so wirklich, was ich tun sollte. Morgen würde die Schule wieder anfangen und meine Mama und meine Geschwister aus ihrem Kurzurlaub erst in 5 Tagen wiederkommen. Ich vermisste es, jetzt nicht mit meiner Mama darüber reden zu können.. Sie hätte mir bestimmt geholfen.. hat sie immer, wenn ich streit mit Micha hatte, aber das hier war wieder was anderes..
Ich seufzte still, schloss meine Augen und legte mich platt auf dieses Sofa. Ich sollte schlafen, doch wie..? Die einzigen die noch hier mit mir lebten, meine drei kleineren Geschwister und die waren mit Mama auf meine Erlaubnis hin im Urlaub.. Toll.. Was sollte ich nur tun?!

Sobald der nächste Morgen anbrach stand ich murrend auf, duschte mich müde ab, wollte etwas essen, doch hatte ich keinen Hunger, putze meine Zähne und legte mich also einfach nur wieder auf das Sofa um die letzten 15 Minuten ruhen zu können. Nach 30 Minuten stand ich dann still auf, schmierte mir doch ein Brot und ging los. Zu spät kommen würde ich so oder so, also warum dann noch Magenschmerzen bekommen? Ich lief langsam den 20 Minuten weg zur Schule, ging in die Klasse, setzte mich wie immer zwischen Patrick und Manuel und beachtete Michael erst gar nicht. Ich aß noch immer still mein Brot und merkte erst, dass alle mich anstarrten als Manuel mich fest anstieß. Ich sah ihn an, er deutete nach vorne. ,,Maurice, du kommst sofort mit mir raus!", meinte der Lehrer wütend und irgendwie.. besorgt..? Bestimmt nicht. Ich stand schweigend auf, ging vor die Tür ohne darauf zu achten, was der Lehrer den anderen als Aufgabe gab, setzte mich still an die Wand und aß mein Brot weiter. Meinen Ranzen, den ich ohne mein wissen mit nach draußen genommen hatte diente als Rückenlehne und still biss ich winzige Stücke des Marmeladenbrotes ab. Ob ich Manuel schwer besorge..? Und Patrick.. ich muss den beiden davon erzählen, was in den Ferien passiert war.. Leise seufzte ich und merke tief in Gedanken versunken auch nicht, wie sich mein Lehrer vor mich kniete, nachdem er die Tür leise zugemacht hatte. Vorsichtig berührte er mein Knie um meine Aufmerksamkeit zu bekommen und ich sah ihm sofort in seine wunderschönen blau-grauen Augen.. genau so schnell sah ich wieder von diesen weg und verschluckte mich leicht an dem Brot. ,,Maurice was soll das?!", fragte er wutentbrannt. Ich zuckte zusammen und dann still mit den Schultern, zu geschockt von seinen Augen. ,,Maurice, gib mir eine vernünftige Antwort oder ich rufe deine Mutter an und bestelle sie zum Direktor!" Jetzt platze mein Kragen, ich sah ihn wütend an: ,,Du weißt genau, dass sie grade gar nicht da ist!" Er schwieg. Ich sah ihn wütend an: ,,Kann ich jetzt wieder in die Klasse zurück? Etwas auffällig, wenn.. sie mich hier so alleine draußen festhalten.... Herr Rankel.." Er schien geschockt. Davon, was ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn im Privatgespräch nicht mit du sonder sie und Herr Rankel angesprochen hatte. Davon, wie sehr Michael mich doch verletzt hatte ohne es zu wissen. Davon, wie kaputt er mich gemacht hatte und wie sehr ich meine trauer grade in Wut umwandelte, doch ich blieb unbeeindruckt. Zumindest nach außen hin. Innerlich zerquetschte es den Teebeutel immer mehr und alle Nähte platzen und ließen mein Blutendes Herz frei laufen. Er wusste es endlich, wie kaputt er mich doch gemacht hatte, aber auch das war mir nach außen hin egal. Voll mit Ignoranz stand ich auf und ging einfach in die Klasse zurück. Michael blieb etwas zu lang draußen und Getuschel ging in der Klasse los. ,,Mauri, was ist zwischen euch passiert und warum bist du wieder hier und er noch draußen?!", fragte Manu, sodass niemand außer uns 3en es hören konnte besorgt, aber nicht wegen Micha. Patrick beugte sich direkt näher zu uns. Ich wusste, wie sehr ich beiden vertrauen könnte und meinte nur kurz: ,,Micha ist ein Arschloch.. er hat sich getrennt und macht jetzt so einen aufstand, dabei sollte ich derjenige sein, der den Aufstand machen darf.. Er ist.. er ist so ein Idiot! Das glaubt ihr mir gar nicht.. Er meinte, dass das alles zu gefährlich ist und wir entdeckt werden könnten, aber jetzt ist es doch noch viel auffälliger.. Ich meine guckt-" ,,Maurice! Ich dachte wir hätten grade geklärt, dass dein Verhalten so nicht geht, sei also endlich leise!", rief Michael laut, viel zu laut für ihn durch die ganze Klasse und mein Herz von einem benutzen Teebeutel ertrank in kochendem Wasser. Ich schwieg. Setzte mich richtig hin, und kassierte nur unglaublich besorgte Blicke von Manuel und Patrick. Ich erzähle euch den Rest nachher. Mit dem Idiot in der Nähe ist es zu unsicher. schrieb ich auf einen Zettel, reichte ihn Manuel unbemerkt, welcher: Ist okay.. das hier ist echt nicht normal., drauf schrieb, ihn Palle reichte, dieser ein: Aber ihr schafft das doch wieder.. nicht..? auf den Zettel schrieb, ihn mir wieder geben wollte, aber da stand Michael schon wütend vor uns: ,,Jungs! Zettelchen werden nicht in meiner Stunde ausgetauscht! Her damit!" Patrick gab ihm dem Zettel mit geknicktem Blick zu uns beiden und wir hofften alle das selbe. Bitte lies ihn nicht.. aber wie es so kommen musste, war die ganze Klasse totenstill, er motzte alle kurz an, jetzt in Stillarbeit die nächsten 3 Seiten zu bearbeiten, setzte sich an den Pult und öffnete mit unglaublich Zitternden Händen den Zettel. Er las ihn durch. Mehrmals und wurde immer trauriger. Nein.. Es würde nicht mehr gut zwischen uns werden.. Wir würden es nicht mehr schaffen.. Und wir wusste es.. Patrick, Manuel und ich wussten, dass so eine Reaktion nicht auf ein Happyend hindeutete. Mein Traum irgendwann Maurice Rankel heißen zu können, ihn noch einmal küssen zu dürfen, ihn für immer an meiner Seite haben zu dürfen verlor immer und immer mehr an Hoffnung. Die Hoffnung, noch einmal mit ihm reden zu können, egal ob ich es wollte oder er, war mit diesem Tag abgeschlossen. Ausgelöscht. Wir würden es nicht mehr grade rücken.. weil ich mich nicht mehr traute und er es nicht mehr wollte. Ich sank auf dem Tisch zusammen. Sollte er mich doch anschnauzen, dass ich keine Aufgaben machte. Mein Körper verließ all die Kraft, doch auch von ihm kam nichts mehr. Ich schaffte es aufzusehen, sah wie er mich auch anschaute und sah langsame Tränen seine Wange runterlaufen. Es tat ihm weh mich so zu sehen. Und mir tat es weh ihn so zu sehen, auch wenn ich mich freute, dass es vielleicht doch nicht komplett vorbei war mit uns, weil seine Gefühle ihn leiteten. Zu mir leiteten? Aber vielleicht sollte es auch einfach nicht sein..
Ich ließ meinen Kopf zurück auf die Tischplatte sinken und ignorierte das Bedürfnis ihn so fest zu umarmen wie nur möglich. Ich durfte es schließlich nicht.. und er wollte es auch gar nicht..
Mit einem festen ruck stand ich auf. ,,Ich schreibe euch.", meinte ich leise zu den anderen, ging nach vorne, alle Augen lagen auf mir. ,,Ich gehe nach hause. Mir geht es schlecht.", meinte ich ohne ihn anzugucken, ging zu ihm, roch jetzt schon seinen wunderbaren Geruch, nahm den Zettel mit den Worten: ,,Meiner.", und atmete unbemerkt nochmal tiefer ein. Er sagte auch kein Wort, also ging ich. Ich lief schweigend nach hause, mit der Musik auf Shuffle und wie der Zufall es wollte kam 'Echo' von Jason Walker. Ich lief schweigend und genauso leise wie ich lief, liefen mir Tränen über die Wange. Ich lief und lief, doch die 20 Minuten hörten nicht auf. Als ein Auto neben mir hielt und ich verwundert zur Seite sah blieb mein Herz stehen. ,,Micha..", flüsterte ich. Ich wollte einfach schnell weiter laufen, mir doch egal, dass er zufällig hier hält, doch nach ein paar gerannten Metern wurde ich aufgehalten, indem ich fest von hinten in die Arme von jemandem gezogen wurde. Ich wusste, dass er es war und genau deshalb blieb ich still stehen und wusste nicht, was ich tun sollte. Meine Kopfhörer hingen seine Arme runter und ich hörte ihn leise weinen und durch einen Anscheinend kleinen Sprint um mich aufzuholen atmete er etwas schwerer. Er drückte mich ganz sanft näher und fester an sich und atmete ganz leicht gegen meinen Hals, doch allein das bereitete mir unglaubliche Gänsehaut. ,,Lauf nicht weg vor mir... bitte..", flüsterte er mit brüchiger Stimme, doch ich wollte grade nichts mehr als das. ,,Herr Rankel.. sie sollten so etwas nicht in der Öffentlichkeit tun.. Sonst könnte jemand denken, dass.. dass zwischen ihnen und mir mehr als eine Lehrer Schüler Beziehung ist..", flüsterte ich und war wieder den Tränen nah, ach was rede ich.. sie flossen wie Bäche über meine Wangen. ,,Aber Maurice.. das sind wir doch..", wimmerte er. ,,Nicht mehr. . .", hauchte ich leise, verschluckt in etlichen Tränen von mir. Aber.. vielleicht können wir es ja wieder sein...?

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