45 n. Chr. Pompeji
Es war noch nicht lange Abend, die Sonne ging gerade über der pompejianischen Bucht unter und schickte goldene Strahlen in die Straßen. Die Berge in der ferne rauchten sanft und ungestört auf ihre stete, allseits bekannte Weise. Fast malerisch ergoss sich die Stadt Pompeji zum Wasser hin, angeschrägt durch die Hänge der bewaldeten Berge und umgeben von erhabenen Villen, die es sich außerhalb einen fantastischen Blick auf das Meer sicherten.
Das Mädchen hatte dafür jedoch keinen Blick, als sie sich ängstlich hinter einer der steinernen Brunnen duckte, die es an nahezu jeder Kreuzung gab. Ihr Herz raste vor Angst in ihrer Brust, ihr Atem ging schnell und keuchend. Fast hysterisch presste sie die Hand vor den Mund, um das Geräusch ihres schnappenden Luftholens zu dämpfen. Er verfolgte sie. Er würde sie finden. Und dann, würde es kein Erbamen geben. Mit zittrigen Fingern umfasste sie ihren leicht gewölbten Bauch, der sich unter der Tunika kaum abzeichnete. Sie trug sein Kind, das hatte sie noch vor wenigen Stunden versucht ihm zu erklären. Aber er wollte es nicht hören. Hatte sie angeschrien, geschlagen, weggeschickt. Sie war nur eine Sklavin, ohne Recht und kaum mehr wert als die Kleider die er trug. Das hatte er gesagt. Und jedes dieser Worte hatte sich in ihrem Kopf gefressen wie schwehlende Glut. Es tat weh, brannte in ihrem Herzen, in ihrem Kopf und in ihrem Bauch.
Leise Schritte auf Stein näherten sich. Sie hielt die Luft an, fürchtete, dass der Herzschlag der in ihren Ohren rauschte zu laut sein würde und sie verriet. Es vergingen endlose Sekunden, die sich viel länger anfühlten, als sie vermutlich waren. Das Mädchen zitterte und presste sich so fest an den Stein, wie es nur konnte. Und dann kamen die Schritte näher, in ihre Richtung. Sie hätte am liebsten Geschrien vor Angst. Wenn doch nur jemand hier her zu ihr sehen würde, auch auf die Straße hinaustreten würde. Dann könnte sie sich bei diesem jemand verstecken, ihn anflehen, sie zu beschützen. Aber die Straßen waren menschleer, die Stadttore für unbefugte längst geschlossen. Zudem war sie eine Sklavin, ihr würde niemand helfen...
Er ging an dem Brunnen vorbei. Im Vorbeigehen schöpfte er sich mit der hohlen Hand Wasser, verteilte es in seinem schwitzigen Gesicht. Auch er war gerannt, verfolgte sie ja schon einige Minuten und wurde von Sekunde zu Sekunde grimmiger. Er schüttelte das übrige Wasser von seiner Hand, einige Tropfen fielen auf das Mädchen herab und ging langsam weiter die Straße runter. Sein Rücken erschien in ihrem Blickfeld. Er hatte sie noch nicht bemerkt, pochte es panisch durch ihren Kopf. Wenn er jetzt einfach weiterging. Noch ein paar Schritte tat, damit sie selbst aufstehen und weglaufen konnte. Doch da blieb er plötzlich stehen und ruckte mit dem Kopf zur Seite. Ihr Blickfeld wurde schwarz an den Rändern, ihr Herzschlag kam kurz in Stolpern und schlug dann umso schneller weiter. Wie ein aufgeschrecktes Reh sprang sie auf und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Weg von ihm... Doch sie war erschöpft, die Anstrengung der letzten Tage forderte ihren Tribut. Er holte sie mit einigen langen Schritten ein, riss sie an den Haaren zu sich herum und erstickte ihren Schrei mit einem Schlag, der ihr die Nase brach. Das letzte was sie verschwommen wahrnahm, war sein wütendes Gesicht, als er mit einem stumpfen, hölzernen Knüppel ausholte und ihre Kopf brach. Dann war alles schwarz...
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Hallo Menschen :)
So viel von wegen ich gönn mir erstmal ne Auszeit. Aber diese Idee lässt mich einfach nicht los. Ich habe diese Geschichte schon früher mal angeschrieben, habe sie aber schlau wie ich bin gelöscht und bin jetzt bereit sie noch einmal anzufangen. Es bringt mich in Stimmung für das Buch das ich privat schreibe und übt mich darin historische Sachen auszudrücken.Also, über Kritik und Rückmeldung werde ich mich wie immer freuen und ich hoffe die Geschichte wirft mal ein anderes Licht auf die Antike als das ständige kämpfen und töten. Denn es gibt schließlich noch andere Leute außer den Soldaten 😘❤️
P.S. An einem Cover arbeite ich noch 😅
P.P.S. Ja, der Prolog ist überarbeitet. Normalerweise mag ich es nicht, wenn man laufende Geschichten überarbeitet, aber hier musste ich einfach mal meinem Bedürfnis nachkommen.
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Römisches Blut
Historical Fiction45 n. Chr. Pompeji Der junge Stoffhändler Aries lebt ein eher bescheidenes Leben in dem er sich von Monat zu Monat über Wasser hält, als plötzlich unweit der Vorstadttherme ein Mord geschieht. Kurz darauf scheint nichts mehr so zu sein wie zuvor, wä...