Frido war gerade dabei, Seepocken, die am Boot wachsen, von außen zu entfernen. Dies war die Strafarbeit jedes Mitglieds des Schiffes. Frido war an diesem Tag sowieso nicht gut drauf. Ein weiteres Crewmitglied hatte ihn am Vormittag am Schiff schikaniert. Nur weil er so jung und klein war. Er war ja auch der jüngste hier am Schiff! 12 Jahre alt. Recht groß war Frido auch nicht. Ein Schiffsjunge eben.
Naja, aber er lässt sich nicht unterkriegen. Er hatte angefangen, sich mit dem Crewmitglied zu streiten und schlug diesen sogar. Der Captain hatte dies mitbekommen. Und schon war Frido hier. Seepocken entfernen. Das war ja seine liebste Arbeit... Er wollte eigentlich nur so schnell wie möglich weg von diesen Dingern. Ehrlich gesagt hasste er es, über dem Meereswasser in der Luft zu hängen. An einem einzigen Seil, an dem sein ganzes Leben hing.
Vor allem hatte er tierische Angst vor dem Wasser, da er einmal beinahe ertrunken wäre. Aber er konnte nicht anders. Er musste an diesem Schiff arbeiten. Seine Eltern waren nicht gerade sehr nett zu ihm. Er wurde oftmals zu Hause wegen seiner Körpergröße als Niete bezeichnet. Ab und zu auch geschlagen, da er das gleiche erreichen sollte als sein Bruder Tom. Da dachte er sich, er scheißt einfach auf seine Familie und versucht, so schnell wie möglich von zu Hause wegzukommen. Auch wenn er dabei auf dem Wasser fahren müsste.Er arbeitet auf dem Schiff von Christas Kolombos. Sie ist eine berühmte Seefahrerin. Sie hatte schon einiges entdeckt und Frido hatte auch sehr viel Respekt vor ihr. Eine Augenweide war sie auch. Abgesehen von ihrem Holzbein. Langes, braunes Haar, grasgrüne Augen, ihre reine Haut... Winzling! Arbeite gefälligst weiter! Oder willst du hier noch die ganze Nacht da unten hängen? Frido erwachte aus seinem Traum. Er blickte hoch und erschrak, als er seinen Chef erblickte. Nein, natürlich nicht! Ich habe mich nur etwas ausgeruht. Schrie er hinauf. Der Chef, der Mister Troja hieß, beäugte ihn zuerst misstrauisch, ließ aber dann ab. Frido atmete aus. Aber wehe du wirst vor Sonnenuntergang nicht fertig! Konnte Frido noch hören. Schnell nahm er die Feile wieder von seinem Gürtel hinab und versuchte die Seepocken zu lösen. Man brauchte dafür echt sehr viel Geduld, damit man ein paar von diesen Dingern abbekommt.
Ach! Verdammte Scheiße. Fluchte Frido. Er hatte sich an einer Seepocke am Handgelenk geschnitten und blutete ganz stark. Der Schnitt saß ziemlich tief. So konnte er doch nicht hinauf! Er durfte noch nicht an Board, bevor er alle Seepocken am Schiff entfernt hatte. Dann konnte Frido nicht anders. Er musste an der Schnittwunde lecken.
Da die Wunde immernoch nicht aufhörte zu bluten, riss der 16-Jährige ein Stück Stoff von seinem bereits zu engem Seefahrergewand ab und wickelte es um seine Hand. Kurze Zeit später fing es an zu brennen. Höchst wahrscheinlich von dem Meersalz, das sich im Stoff abgesetzt hat. Doch nun war es ihm egal und Frido arbeitete mit viel Mühe weiter.
Die Hand verkrampfte plötzlich und Frido ließ die Feile los. Er versuchte noch, so schnell wie es ging, sie zu greifen, doch man konnte nur noch das laute Platsch hören, als die Feile auf dem Wasser auftraf. Der Chef wird mich umbringen. Flüsterte Frido zu sich selbst. Er wusste, dass diese Feile die letzte war, die die Seefahrer an Board hatten.
Nun überlegte er. Sollte er jetzt hochkommen und dem Chef sagen, was Sache ist, oder erst zu Sonnenuntergang sein Leben verlieren? Egal wäre es eigentlich. Gerade wollte Frido hinaufschreien, dass man ihn hochziehen sollte, doch da erkannte er etwas auf dem Wasser.Zuerst konnte er nicht genau erkennen, was es war. Definitiv, eine Holzplanke trieb dort. Doch mitten auf dem Meer? Äußerst eigenartig. Dann erkannte Frido, dass sich etwas auf der Holzplanke befand. War es ein toter Fisch? Oder ein Tier, das irgendwie aufs Meer getrieben ist?
Seine Augen erkannten jedoch plötzlich etwas ganz anderes. Einen Hut, zwei Arme, zwei Beine, Haare... EIN MENSCH!
Vor lauter Schreck hätte Frido höchst wahrscheinlich das dünne Seil abgerissen und wäre direkt ins Meer gestürzt. Er musste da hoch und es den anderen berichten! Ein Mensch trieb dort! Hey! Lasst mich hoch! Dabei schnalzte er am Seil. Dann sah eine Person hinunter. Es war Gott sei Dank nicht der Chef. Es war sein Kollege Frank, der mit ihm und Sven in einem Zimmer schlief. Sven war ein besonderer Mann auf dem Schiff. Wirklich jeder hatte Angst vor ihm. Sogar der Captain ließ ihn in Ruhe. Er selbst nannte sich Sven den Schrecklichen. Es hieße, er hätte seinen eigenen Hund das Bein ausgerissen, als er 7 Jahre alt war. Beängstigend... Er hänselte nur Frido. Aber wenn Frank bei ihm war, ließ Sven ihn in Ruhe.
Bitte, zieh mich hoch! Es ist ganz dringend!/Oh, Gott. Der Chef wird mir den Hals umdrehen! Aber ich mach es. Langsam, aber Frido wurde an Board gezogen. Danke. Dann knotete ihn sein Freund los. Warum bist du hier oben?! Konnte man den zweithöchsten des Schiffes schreien hören. Mit lauten Schritten kam er auf die beiden zu. Bitte, Chef! Es ist ganz dringend!/Jaja, das ist nur mal wieder eine Ausrede. Und jetzt geh wieder hinunter oder der Captain wird dich persönlich vom Board werfen! Schrie Mister Troja. Frido flehte jedoch seinen Chef an. Es geht um Leben und Tod! Doch dieser wollte nicht hören. Keine Widerrede! Frido biss sich besiegt auf die Lippen. Er nickte und wollte sich wieder selbst am Seil anbinden, doch ein Humpeln erschreckte ihn. Was ist hier los? Christas stand nun dort und nun bemerkte Frido erst, dass es ganz still auf dem Schiff war. Ach, nur dieser Winzling befolgt nicht die Regeln. Beschwerte sich Mister Troja. Was sagtest du da? Zwischen Leben und Tod? Fragte sie Frido. Dieser fing an zu zittern. Er hatte sich noch nie getraut, vor dem Captain zu sprechen.
Ich... ich... Als ihn der Captain nur einen schiefen Blick gab, atmete Frido tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Vielleicht bekam er jetzt einen Ton raus.
Hier! Frido zeigte auf die Planke. Darauf liegt ein Mann, der keine Bewegung zeigt! Ich denke an einen Schiffbrüchigen! Sofort sah Christas auch auf die Stelle und gab ihr Fernrohr aus. Sofort schrie sie. EIN SCHIFFBRÜCHIGER! ALLE MANN ZU IHM! Sie rannte zu den Leuten, die gerade komplett in Panik verfielen. Mister Troja stand nur mit offenem Mund da.
Doch Frido war dies im Moment egal. Er machte dich nur große Sorgen um den leblosen Mann. Vielleicht war er ja schon tot... Dies hoffte Frido nicht, dass dieser Mann tot war.
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Im Auge des Raben (Masytrix FF)
FanficEin Schiff auf Expedition sucht nach noch nie entdeckte Inseln, geleitet von der berühmten Seefahrerin Christas Kolombos. Jedoch treffen sie auf etwas ganz anderes, als geplant. Als ein 12-Jähriger, der Schiffsjunge, einen leblosen Mann im Meer trei...