Ein paar Stunden Zweisamkeit 2

648 61 13
                                    

Ich setzte mich an mein Klavier

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Ich setzte mich an mein Klavier. Patrick hatte sich auf mein Sofa gesetzt, mit seiner Tasse in der Hand. Die Schuhe hatte er sich abgestriffen und saß nun da, im Schneidersitz und wartete darauf, das ich anfing. Wieder dieser Stoß von Nervosität.
Dann atmete ich kurz durch. So wie immer. Ruhig bleiben. Ich schloss die Augen und fing an zu spielen. Ich blendete alles aus.
Ich liebte das Stück vom ganzen Herzen. Und es schien, als würde Patrick ebenso von den Klängen gefesselt werden. Denn als ich einen kurzen Augenblick meine Augen öffnete und zu ihm sah, hatte er die Augen geschlossen. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln und ich sah, dass an seinen Wimpern die Nässe stand.
Mein Herz machte einen Hüpfer. Ich schloss wieder die Augen und hielt auch meine Tränen zurück. Es war ein wundervoller Augenblick der Zweisamkeit, die von meinem und auch seinen Lieblingsintrument begleitet wurde. Die Klänge nahmen uns ein und brachten und emotional auf die selbe Ebene. Sie rührten uns und ließen alles vergessen, was auf den Schultern lastete. Ein kurzer Augenblick des Vergessens und genießens.

Als ich die letzten Tasten drückte und letztendlich das Stück abschloss und die Hände vom Klavier nahm, klatschte Patrick in seine. Ich öffnete die Augen und sah zu ihm. Er hatte nasse Wangen und schaute dennoch so glücklich. "Das war das schönste, was ich seit langem gehört habe, Manuel", sagte er und wischte sich die Wangen trocken.
"Danke." Ich war verlegen. "Es ist mein Lieblingsstück." Patrick stand auf und kam zu mir. "Spiel bitte weiter." Er setzte sich neben mich, auf meinen Hocker. Er war gerade Breit genug, dass wir zu Zweit darauf sitzen konnten. "Etwas, was dir am Herzen liegt. Genauso wie das Stück gerade eben." Er lächelte mich an.

Mein inneres fühlte sich so wohlig an, als er mich so ansah. Es fing an zu tanzen. Das Glück, was ich fühlte, war schwer zu beschreiben. Zu schön war der Augenblick, welchen wir hier teilten.
Also legte ich meine Finger wieder auf die Tasten und spielte. Durch das Wohnzimmer hallte die Melodie von Ludovico Einaudis Lied Experince. Wieder flogen Patrick und ich zusammen über die Notenlinien, wie auf Wolken.
Wir glitten über sie hinweg und landeten schließlich zusammen auf einer blühenden Wiese im Sommer. "Das spielen wir häufig bei Konzerten. Mit weiteren Instrumenten raubt es einem den Atem." Ich sah Patrick an, dessen Wangen rosig waren. "Ich bin wirklich überwältigt von dir, Manu." Sachte platzierte er seine Hand auf meinen Oberschenkel.

Seine Berührung löste eine Welle aus, die sich wälzend durch meine Nervenstränge schlug. "Spiel weiter." Ich nickte, überfordert von der Welle an Glückshormonen. Und dann spielte ich weiter. Stück für Stück. Immer weiter nach oben fliegend, mit Patrick zusammen.

Draußen war es schon dunkel. Wir hatten uns Tee aufgekocht. Zusammen saßen wir an meinem Esstisch, der am großen Fenster stand. Es war schon dreiundzwanzig Uhr. Nachtruhe. Patrick und ich saßen uns gegenüber.

Wieder unterhielten wir uns. Im Hintergrund hatte ich Musik angemacht. Gerade lief Torch//Flame von Johnossi. Und ich verband es sofort mit Patrick.

Die Zeit verflog. Wir merkten gar nicht, dass es bald Hell wurde. Erst, als die Vögel draußen anfingen zu zwitschern und die Sonne den Himmel heller werden ließ, sahen wir voneinander ab. Patrick schaute auf die Uhr. "Es ist sechs Uhr." Etwas erschrocken lachte ich auf. "Was?" Auch er lachte. "Zeit für ein Frühstück?", fragte ich dann. Denn ich bemerkte meinen Hunger. Auch er schien Hunger zu haben. Denn er legte seine Hände auf seinen Bauch und nickte. "Was haben Sie denn zum Angebot?" Grinsend stand ich auf. Gestikulierend, gefolgt von meinem Besuch, ging ich in die Küche. "Da hätten wir Frühstückseier, frisch aufgebackene Brötchen. Kaffee oder Kakao. Wurst, käse, nutella oder auch Marmelade. Es kann aber auch ein einfaches Butterbrötchen sein." Ich öffnete den Kühlschrank und warf Patrick das Stück Butter zu, der es gekonnt auffing.

"Ich hätte gerne etwas Käse und einen Kaffee. Und Ei."

Zusammen bereiteten wir uns ein schönes Frühstück vor und fanden uns schon Zehn Minuten später am gedeckten Tisch vor. Heiße Brötchen und frische Eier. Etwas Gurke und Käse lagen vor uns. Beide hatten einen Kaffee und etwas Orangensaft.
Es fühlte sich an, wie eine lange Freundschaft, die wir pflegten, als wir zusammen frühstückten. Die Katze unter dem Tisch hockend, in der Hoffnung das wir etwas Käse verloren und er es essen konnte.
Es fühlte sich an, als wäre der Augenblick ewig. So wie der gestrige Abend, gemeinsam am Klavier. Gemeinsam am Tisch. Redend, die ganze Nacht. Wir hatten die Zeit vergessen. So einen tollen Abend, so eine tolle Nacht, hatte ich in meinen ganzen achtundzwanzig Jahren meines Lebens nicht gehabt.

Das Klavier | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt