Gespräche mit Claus

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"Was guckst du denn so überrascht? Hast du vergessen, dass wir zusammen kochen wollten?", fragte er mich, noch während er die letzten Stufen der Treppe hoch kam und letztendlich vor mir stehen blieb. "Ich, ja. Um ehrlich zu sein schon. Habe echt viel im Kopf. Morgen der Auftritt auf dem Geburtstag, dann das Konzert nächste Woche, wo ich das eine Stück noch nicht kann und meine Mutter hat vorgestern angerufen, weil meine Nichte im Krankenhaus ist mit einer Lungenentzündung." Ich ließ ihn an mir vorbei. Natürlich kam Maudi sofort angerannt, um den Besuch zu empfangen. "Nanu, wem gehören denn die Jacke und die Schuhe?", fragte Claus mich, als er in die Hocke ging, um Maudi auf den Arm zu nehmen. "Patrick." Ich war nervös, wie er reagierte. "Der von der Gala?", fragte Claus verwirrt. Ich nickte und schloss die Wohnungstür. Claus selbst ging schon ins Wohnzimmer. "Hey", hörte ich Patrick. Die beiden begrüßten sich und Patrick erklärte auf Claus' frage, dass ich ihm etwas am Klavier gezeigt hätte.

Claus wurde Feuer und Flamme als wir das Thema anstießen. "Er spielt Weltklasse, oder?" "Ohja, das tut er", stimmte Patrick ihm zu. Beide sahen mich an. Unbeholfen stand ich vor dem Sofa, mit dem Rücken zum Klavier. "Aber, du musst doch noch üben wegen Morgen, oder nicht?", fragte Claus mich dann. Ich nickte. "Ja aber, dass kann ich auch später machen, wenn ich alleine bin." Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf. Da stand Patrick auf. "Ich lass euch beide dann aber mal allein. Ihr wart verabredet und ich muss eh noch paar Dinge erledigen."

Am liebsten hätte ich ihn von seinem Vorhaben abgehalten. Ihn wieder auf's Sofa gedrückt und ihn dazu gebracht, sich an meine Schulter zu lehnen. Am liebsten hätte ich ihn für alle Zeit bei mir, um mich so glücklich zu fühlen, wie ich es tat, wenn er in meiner Nähe war.

Doch er zog sich seine Jacke und seine Schuhe an, verabschiedete sich zuerst von Claus, dann von Maudi und anschließend von mir. Wir nahmen uns in den Arm. Eine lange Umarmung, die ich noch minutenlang spürte, obwohl er schon meine Wohnung verlassen hatte.

Ich ging zurück zu Claus, griff ein Kissen und warf es auf den Boden, vor den Couchtisch, um mich drauf zu setzen

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Ich ging zurück zu Claus, griff ein Kissen und warf es auf den Boden, vor den Couchtisch, um mich drauf zu setzen. Frustiert raufte ich mir mein Haar. "Was hast du denn?", fragte Claus mich, der sich es mit Maudi auf dem Sofa bequem gemacht hatte. Der Kater jedoch entschied sich, sich zu mir zu begeben. Er schmiegte sich an mich und krabbelte mir schlussendlich auf die Beine. "Ich vermisse ihn, obwohl er gerade erst weg ist", erklärte ich Claus meine Situation. Dabei sah ich verträumt auf Maudi, der es sich auf meinem Schritt bequem gemacht hatte. Liebevoll streichelte ich seinen kopf.
Claus hasste Katzen. Maudi war die einzige Katze, die er mochte.

"Du, du", setzte Claus an. Ich sah auf, in sein Gesicht. Er grinste breit und ich wusste sofort, was er sagen wollte. "Ich habe auch die Vermutung. Was aber total absurd ist. Wir haben die Gala zusammen verbracht und gestern Abend. Aber, ich weiß nicht. Es ist wie Liebe auf den ersten Blick. Wie ein Schicksal, was mich getroffen hat." Ich legte meinen Kopf in den Nacken und seufzte.

"Ich glaube nicht an Schicksal, das weißt du. Aber das was du von dir gibst, klingt nach Schwärmerei für ihn. Sag mal, so for real. Du stehst auf den?" Ungläubig sah er mich an. Und ich ihn ebenso.

"Es fühlt sich bei ihm alles so anders an, Claus. Ich fühle mich so geborgen und ausgeglichen. Ich bin so leicht und glücklich, wenn ich mit ihm rede." Ich merkte das wohlige Gefühl erneut, welches ausgelöst wurde, wenn ich an ihn dachte, von ihm sprach und er bei mir war. "So fühle ich mich bei meiner Freundin", sagte Claus lächelnd. War es sicher? War ich schockverliebt in jemanden, den ich nur zwei mal gesehen hatte? "Ist er Gay?", riss Claus mich von meinen Gedanken weg.
Ich überlegte. In keiner unserer langen und tiefgründigen Gesprächen hatte er eine Freundin erwähnt. Allgemein hatte er nichts über eine Beziehung erzählt. Ob vergangene oder aktuelle. Ich wusste nichts über seine Sexualität oder seinem Beziehungsstand. Aber wenn er einen Partner hätte, dann wäre Patrick wohl ein ziemliches Arschloch. Denn er hatte mit Absicht meine Nähe gesucht. Und sowas tat man nicht, wenn man glücklich verliebt war.

Das Klavier | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt