Kinderchor

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Gedankenverloren schlenderte ich durch die Staßen, auf dem Weg zum Gasthaus, wo der Geburtstag von Herrn Swanskis Frau stattfand. Ich war zu früh. Sollte eigentlich erst in einer Stunde dort sein. Also bog ich in den Park ein, um dort noch etwas spazieren zu gehen.

 Also bog ich in den Park ein, um dort noch etwas spazieren zu gehen

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Meine Gedanken hingen bei ihm. Ich ließ die Augenblicke, die wir zusammen verbracht hatten, nochmal ablaufen und erwischte mich selbst beim Lächeln. Er machte mich so Glücklich, egal ob er da war oder ich nur an ihn dachte. Ich war mir sicher, ich war ein wenig verliebt. Es war zu früh um wirklich zu sagen, dass es eine starke Liebe ist. Doch ich fand diesen Mann mehr als toll und wünschte mir, dass er die selben Gedanken an mich hat. Die selben Gefühle. Doch das wusste ich nicht. Und vielleicht würde ich es auch nie erfahren. Denn er hatte sich nicht gemeldet, seitdem er gegangen war.

Ich nahm mein Handy hervor und ging auf den Chat von ihn und mir. Am Morgen war er online gewesen. Was er wohl gerade machte? Ich atmete durch. Nervosität.
Dann tippte ich "Hast du vielleicht am Wochenende Zeit?"
Er kam nicht online. Ich ging weiter, den Blick auf's Handy gerichtet. Doch er kam nicht online. Etwas niedergeschlagen drückte ich den Bildschirm aus und tat das Handy zurück in meine Hosentasche.

Den ganzen Tag über schaute ich immer wieder auf mein Handy, um zu sehen, ob er geantwortet hatte. Doch bis zum Kinderchor kam keine Nachricht.

Die Kinder sangen zu der Melodie des Klaviers. Frau Swanski vergoss ein paar Tränen. Sie war gerührt, dass ihre Enkelin und ihr Mann für sie sowas vorbereitet hatten. Auch ich liebte den unvergesslichen Augenblick und war glücklich, dass ich ein Teil von ihm sein durfte.
Frau und Herr Swanski sprachen mir nochmal ihren Dank aus. Ich setzte mich sogar zu ihnen und aß etwas von der Torte. Herr Swanski lobte mich in hohen Tönen und Frau Swanski schlug mir vor, musik zu studieren. Beide waren fest der Meinung, dass ich das Zeug dafür hatte bekannt zu werden. Doch ich war davon abgetan. Auf zu viel Aufmerksamkeit war ich nicht aus. Dafür war ich viel zu schüchtern.
Ich wollte nicht, dass jeder mein Gesicht kannte. Ich blieb lieber in Herr Swanskis Orchester und verdiente damit mein Geld. Natürlich machte diese Entscheidung Herr Swanski glücklich. "Es ist toll jemanden zu haben, der so talentiert ist." Seine Worte motivierten mich. Sie gaben mir Kraft, meine Zweifel an mir selbst loszulassen.

Und dann bot Herr Swanski mir an, ob ich denn nicht Interesse hätte, an seiner Musikschule Unterricht zu geben. Jungen Menschen Klavier beizubringen. Und ich sagte zu.

Nach dem Geburtstag vom Frau Swanski, den ich erst am späten Abend verließ, sah ich nochmal auf mein Handy. Mein Bildschirm war leer. Traurig steckte ich es wieder weg und begab mich auf den Heimweg. Er dachte und fühlte nicht das Selbe, wie ich. Er vermisste mich nicht. Nicht so, wie ich ihn. Vermutlich mochte er mich nicht so, wie ich ihn.

Zuhause angekommen, zog ich mich um, gab Maudi frisches Wasser, etwas zu Essen und setzte mich dann auf mein Bett. Ich kauerte mich ein und legte meinen Kopf auf meine Knie. Es fühlte sich an, wie ein Sturz von der obersten Wolke.
Wieso machte ich mich abhängig von jemanden, den ich doch nicht wirklich kannte? Von jemanden, der mich für meine Kunst mochte und nicht für den, der ich war.

 Wieso machte ich mich abhängig von jemanden, den ich doch nicht wirklich kannte? Von jemanden, der mich für meine Kunst mochte und nicht für den, der ich war

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Das Klavier | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt