Ballade vom Gehen

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Draußen fallen die Blätter auf den Boden
Und Wind fährt den Menschen durch das Haar
Letze Tropfen rinnen langsam die Scheibe entlang von oben
Und die Welt draußen steht still und starr.

Das Fenster ist fest verschlossen
Trotzdem sammeln auf den Fensterbrett
Sich langsam die Tropfen.
Und sie sitzt müde auf dem Bett.

Ihr Gesicht beleuchtet von buntem Blinken
Der Lichterketten überall im Raum
Stockend ihre Augenlieder sinken
Und es blinkt in vielen Farben noch der Baum.

Das Rauschen schreckt sie wieder auf
Ein Autolicht fällt auf die zusammengesunkene Gestalt
Von unten dringen Gesänge hinauf
Und trotz der Wolljacke ist ihr kalt.

Sie hört ihn, bevor er aus dem Dunkel tritt
Ihr Blick gleitet zum Fenster hin
Und dabei ihr Kopf, der nickt
"Du weiß, dass ich einverstanden bin."

Der Schatten legt eine Hand auf ihren Arm
Und der Raum wird hell von neuem Autolicht
Sie wendet den Kopf, blickt ihn nett und warm
In sein verdecktes Schattengesicht.

"Endlich, mein Freund, hast du mich gefunden
Ich habe dir einen Lebkuchen an den Baum gebunden
Für die letzten schönen Stunden."
Und ihre Stimme ist rau, vom Leben schon geschunden.

Der Schatten nimmt die Tasse
Sie gießt ihm den Kafffee dort hinein
Windesheulen auf der Terasse
Dringt durchs undichte Fenster herein;

Er erzählt von seinem Tag
Sie lächelt und lauscht seinen Worten
Der Kaffee ist heiß und stark
Und der selbe Baum blinkt zugleich an tausend Orten

Endlich nimmt er ihre Hand
"Nun komm, du hast mich längst erkannt
ich führe dich nun in ein anderes Land."
Und aus den Uhren rieselt leiser Sand
Das Licht aus den Augen der alten Frau verschwand
Als im bunt beleuchteten Zimmer nun endlich alles Ruhe fand.

MondworteWhere stories live. Discover now