Die schönen Tage

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"warum sind schöne tage so schnell um?"
        - zaunpfahl (eine band)

ich sehe noch die wolken.
wie wir sie, bewusst, nicht ansehen. um die sonne, ihre ersten müden strahlen, dahinter nicht erkennen zu müssen.

wenn ich über meine lippen lecke, schmecke ich noch den abend. das bier, bald viel zu warm, irgendwann den vodka. die nudeln, die wir uns gekocht haben, mit honig. weil nichts anderes zu finden war, in der fremden wohnung. wo du irgendjemanden von den gästen kanntest.die kekse, die viel zu früh alle waren.

vor meinen augen sehe ich noch die pfützen, auf den straßen. wie das licht sich darin spiegelte, muster werfen, während die straßen viel zu lang ist manchmal. und viel zu kurz, um lang genug zu sein. das gold der laterne mit dem blauen flimmern von vorbei rauschenden rettungswagen da irgendwo weit weg.

ich habe noch ein piepen im ohr. von der band. und von der davor. und der anderen danach, als wir schön längst nur noch in der ecke sitzen. ich spüre noch den boden unter meinen nackten füßen. weil es geregnet hatte. weil meine schuhe davon so nass und kalt gewurden waren.

ich höre noch das gedicht, dass du mir, irgendwann in nicht mehr ganz so jungen morgenstunden, ins ohr geflüstert hast. mich in deinem armen. meine haare in deinem gesicht. dein atem mit den worten zart in meinem ohr.

ich spüre noch deine hand, in meiner.
auf meinem rücken.
in meinen haaren.


und nun fällt die tür ins schloss.
ich sitzte noch im bett, meine haare sind verwühlt und riechen nach rauch. vom lagerfeuer. zu dem uns die nacht zwischendurch trieb. am fluss, auf dem sich die lichter spiegelten.
durch das fenster fällt mittagssonne.
ich habe drei stunden geschlafen.
ich habe den seltsamen geschmack in mund, wenn man nach langen abenden nicht zähne putzt.
meine augenlieder sind noch schwer, auf meiner haut bildet sich langsam gänsehaut.
es ist still im zimmer. leer, das zimmer, ich und das bett und die kühle mittagshelle.
nur draußen höre ich vögel und alltagsraunen.

und mein rücken istkalt,  viel zu kalt.
ohne deine arme.
ohne die nacht.

MondworteWhere stories live. Discover now